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5. Die Kunst der Griechen.

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Formengebung (Abb. 79) und eine schematische Erstarrung der dekorativen Motive zu rein
linearen Stilisierungen (Abb. 87—89).
In der Zeit der großen griechischen Völkerwanderungen und Kolonisationen um 1100
bis 900 ging die ägäische Kultnr zugrunde. Überall auf dem Fcstlande und auf Kreta,
das die Achäer, die Haupthelden der homerischen Dichtung, schon um 1100 erobert hatten,
wurden die Burgen und glänzenden Herrschersitze zerstört und eine hohe Kultnr vernichtet.
In den Gesängen Homers, die im 7. Jahrhundert im ionischen Kleinasien ausgezeichnet
wurden, lebt die Erinnerung an das längst vergangene Heldenzeitalter weiter. Aber auch die
ägäische Kunst hat überall, wo sie Fuß gefaßt hatte, hier weniger, dort — besonders in
Kleinasien — mehr, Spuren hinterlassen. Gleichsam unter dem Schutt barbarischer Zeiten
haben sich Elemente dieser Kunst erhalten, deren Keimkraft lebendig wurde, als die Griechen
eine neue, höhere Kunst hervorbrachten.


22. Die Werkstatt eines Vasenmalers.
Athena und zwei Siegesgöttinnen verteilen Kränze an den Meister und die Gesellen.
Aus Nuvo. (Annali I87ö.)

5. Die Kunst der Griechen.
In den letzten Jahrhunderten des zweiten Jahrtausends vor Christus drangen von
Norden aus neue Völkerschaften in Griechenland ein und bereiteten der gealterten ägäischen
Kultur und Kunst ein Ende. Um den Anfang des ersten Jahrtausends scheint die Kunstentwick-
lung von vorn zu beginnen. Der sog. geometrische Stil, den die Keramik zeigt, knüpft an
die vormykenische Stein- und Bronzezeit an. Zickzacklinien, Mäander, Hakenkreuze, Dreiecke,
Rauten, schachbrettartige Muster, dazu streng stilisierte Figuren, Menschen und Tiere mit
überlangen Deinen nnd eckigen Gliedern in wohldnrchdachtcr Reihung — das sind die
häufigsten Ziermotivc der in großer Mannigfaltigkeit gefundenen Vasen. Figurenreiche
Szenen zeigen die in Grabstätten an dem sog. Doppeltore Athens reichlich gefundenen
Tonwaren (Dipylonvasen s. Textabb. 23). Infolge des in den Siedelungen und durch die
Phöniker betriebenen Handels mit Erzeugnissen der Weberei und der Goldschmiedekunst u. a.
gewinnen vielfach orientalische Motive wie die verbundenen Spiralen, die Doppelvoluten,
auch Fabeltiere, Eingang in den Formenschatz der Kunst.
 
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