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Die Kunst des Altertums.
dem Freunde und Porträtisten Alexanders. Lebendige Natürlichkeit nnd fesselnde Anmut
sollen seine Werke ausgezeichnet haben.
Für den Mangel an urbildlichen Werken der großen Maler der klassischen Antike werden
wir in einzelnen Fällen, wenn auch nur dürftig, entschädigt durch Nachbildungen ihrer
Kompositionen auf Vasenbildern nnd in den Wandmalereien, die in den vom Vesnv ver-
schütteten und jetzt wieder ausgegrabenen Städten, auch in den Überresten der Kaiserpaläste
auf dem Esquilin und Palatin in Rom an den Tag gekommen sind.
Als die Sitte aufgckommcn war, den Wandschmuck durch bildlicbc Darstellungen zu
bereichern (s. S. 42), bedeckten sich die Wände mit dekorativen Fresken, die ihre Stoffe
der Mythologie sowohl wie dem täglichen Leben entnahmen. Dabei kommen Malereien
vor, die ganz wie Tafelbilder behandelt sind (Abb. 301, 303) und andere, die friesartig
fortlaufende Darstellungen geben. In einem Hause des 1. Jahrhunderts v. Ehr. auf dem
Esquilin sind z. B. Odysseelandschaften zutage gekommen, bei denen die Landschaft in
wesentlichen, typischen Formen charakterisiert wird. In einem herkulanischen Hause be-
gegnen wir Toiletteszenen, deren Malerei ein feines Gefühl für den Reiz momentaner Er-
scheinung verrät. Diese fast „impressionistische" Anschauungsweise kehrt wieder bei Schilde-
rungen schwebender Figuren, wie sie im Hause der Vettier in Pompeji gefunden wurden
oder in der zarten Hcllmalerei blumenpflückender Mädchen aus einem Hause von Stabiä.
Zuweilen wird die Illusion durch malerische Flcckcnwirkungen gesteigert, wie in den
Schilderungen des Jsiskults in Neapel. Dildnisdarstellnngen finden sich in Pompeji
(Abb. 306). Dem 2. Jahrhundert n. Ehr. gehören zahlreiche Bildnismalereien auf Holz-
tafeln an, die in Ägypten als Kopfstücke für die Mumienhüllen dienten. Sie stammen
aus dem Fajum und sind, wie die pompejanischen Wandmalereien, Durchschnittsarbciten.
Zum größten Teil sind diese „Mumienbildnissc" mit farbigen Wachspaften, die mit kleinen
Spachteln aufgetragcn und am Feuer verrieben wurden (daher cnkaustische, eingebrannte
Bilder genannt), andere sind mit Temperafarben (durch ein Bindemittel gemischte Farben)
ausgeführt. Die Porträtähnlichkeit ist der Hauptvorzug dieser oft nur handwerksmäßigen
Bilder; aber es kommen auch Werke von feiner malerischer Stimmung vor.
Wie diese Malereien sind auch die Mosaikbilder, die wir kennen, zumeist Arbeiten
hellenistisch-römischer Kunst. Sie wurden als Fußbelag und als Wandbild verwendet und
waren in allen Provinzen des römischen Reiches üblich, nicht zum wenigsten in den deutschen
Provinzen. Das bedeutendste aller erhaltenen Mosaike ist die Alexanderschlacht (Abb. 299),
die den Fußboden eines pompejanischen Hauses zierte. Zuweilen wird mit den verschieden-
farbigen Stcinwürfeln und gelegentlich mit Zuhilfenahme von Glasflüssen und Halbedel-
steinen eine illusionistische Wirkung der Wandbilder erreicht. Das Würfelmosaik ist die
bäufigste Technik; daneben kommt auch eine Technik vor, die verschiedenfarbige Steinplatten
verwendet: das Plattenmosaik, dessen sich auch die italienische Renaissance bediente und das
sie in das Prunkmobiliar einführte. Im Altertum ist aber das Mosaik vornehmlich ein
Teil der Raumausstattung geblieben.
Das Mobiliar und der bewegliche Hausrat war bei dem sich mehr im Freien ab-
spielenden Leben der Alten viel beschränkter als bei uns. Man hatte Steinmöbel, Bänke,
Sessel, Kandelaber (Abb. 302), Leuchter, Dreifüße (Abb. 327) in Bronze und Holz. Die Rück-
sicht auf leichte Verstellbarkeit beförderte eine zierliche Formengebung, deren Schmuck sich in
maßvollen Grenzen bewegt nnd, wie in der Architektur, die Funktion der Gliederungen zum
Ausdruck bringt. Von den aus Holz gebildeten Möbeln: der Truhe, dem Ruhebett (Kline)
— vor das man leichte niedrige, dreifüßige Tischchen stellte, damit sie den Halbgelagerten
bequem zur Hand waren (Abb. 309) —, den mannigfachen Schemeln, Kästen und Stühlen
Die Kunst des Altertums.
dem Freunde und Porträtisten Alexanders. Lebendige Natürlichkeit nnd fesselnde Anmut
sollen seine Werke ausgezeichnet haben.
Für den Mangel an urbildlichen Werken der großen Maler der klassischen Antike werden
wir in einzelnen Fällen, wenn auch nur dürftig, entschädigt durch Nachbildungen ihrer
Kompositionen auf Vasenbildern nnd in den Wandmalereien, die in den vom Vesnv ver-
schütteten und jetzt wieder ausgegrabenen Städten, auch in den Überresten der Kaiserpaläste
auf dem Esquilin und Palatin in Rom an den Tag gekommen sind.
Als die Sitte aufgckommcn war, den Wandschmuck durch bildlicbc Darstellungen zu
bereichern (s. S. 42), bedeckten sich die Wände mit dekorativen Fresken, die ihre Stoffe
der Mythologie sowohl wie dem täglichen Leben entnahmen. Dabei kommen Malereien
vor, die ganz wie Tafelbilder behandelt sind (Abb. 301, 303) und andere, die friesartig
fortlaufende Darstellungen geben. In einem Hause des 1. Jahrhunderts v. Ehr. auf dem
Esquilin sind z. B. Odysseelandschaften zutage gekommen, bei denen die Landschaft in
wesentlichen, typischen Formen charakterisiert wird. In einem herkulanischen Hause be-
gegnen wir Toiletteszenen, deren Malerei ein feines Gefühl für den Reiz momentaner Er-
scheinung verrät. Diese fast „impressionistische" Anschauungsweise kehrt wieder bei Schilde-
rungen schwebender Figuren, wie sie im Hause der Vettier in Pompeji gefunden wurden
oder in der zarten Hcllmalerei blumenpflückender Mädchen aus einem Hause von Stabiä.
Zuweilen wird die Illusion durch malerische Flcckcnwirkungen gesteigert, wie in den
Schilderungen des Jsiskults in Neapel. Dildnisdarstellnngen finden sich in Pompeji
(Abb. 306). Dem 2. Jahrhundert n. Ehr. gehören zahlreiche Bildnismalereien auf Holz-
tafeln an, die in Ägypten als Kopfstücke für die Mumienhüllen dienten. Sie stammen
aus dem Fajum und sind, wie die pompejanischen Wandmalereien, Durchschnittsarbciten.
Zum größten Teil sind diese „Mumienbildnissc" mit farbigen Wachspaften, die mit kleinen
Spachteln aufgetragcn und am Feuer verrieben wurden (daher cnkaustische, eingebrannte
Bilder genannt), andere sind mit Temperafarben (durch ein Bindemittel gemischte Farben)
ausgeführt. Die Porträtähnlichkeit ist der Hauptvorzug dieser oft nur handwerksmäßigen
Bilder; aber es kommen auch Werke von feiner malerischer Stimmung vor.
Wie diese Malereien sind auch die Mosaikbilder, die wir kennen, zumeist Arbeiten
hellenistisch-römischer Kunst. Sie wurden als Fußbelag und als Wandbild verwendet und
waren in allen Provinzen des römischen Reiches üblich, nicht zum wenigsten in den deutschen
Provinzen. Das bedeutendste aller erhaltenen Mosaike ist die Alexanderschlacht (Abb. 299),
die den Fußboden eines pompejanischen Hauses zierte. Zuweilen wird mit den verschieden-
farbigen Stcinwürfeln und gelegentlich mit Zuhilfenahme von Glasflüssen und Halbedel-
steinen eine illusionistische Wirkung der Wandbilder erreicht. Das Würfelmosaik ist die
bäufigste Technik; daneben kommt auch eine Technik vor, die verschiedenfarbige Steinplatten
verwendet: das Plattenmosaik, dessen sich auch die italienische Renaissance bediente und das
sie in das Prunkmobiliar einführte. Im Altertum ist aber das Mosaik vornehmlich ein
Teil der Raumausstattung geblieben.
Das Mobiliar und der bewegliche Hausrat war bei dem sich mehr im Freien ab-
spielenden Leben der Alten viel beschränkter als bei uns. Man hatte Steinmöbel, Bänke,
Sessel, Kandelaber (Abb. 302), Leuchter, Dreifüße (Abb. 327) in Bronze und Holz. Die Rück-
sicht auf leichte Verstellbarkeit beförderte eine zierliche Formengebung, deren Schmuck sich in
maßvollen Grenzen bewegt nnd, wie in der Architektur, die Funktion der Gliederungen zum
Ausdruck bringt. Von den aus Holz gebildeten Möbeln: der Truhe, dem Ruhebett (Kline)
— vor das man leichte niedrige, dreifüßige Tischchen stellte, damit sie den Halbgelagerten
bequem zur Hand waren (Abb. 309) —, den mannigfachen Schemeln, Kästen und Stühlen