252
durch den Peloponnes hätte er die „Griechische Geschichte"
vielleicht nie verfaßt; ohne die Tage in Naxos ihre ersten
Seiten nicht geschrieben, in denen er vom griechischen Meere
spricht. Das sind die Worte eines Dichters. Hölderlin's Hy-
perion und Bpron's Verse klingen darin wieder. Einer langen
Reise bedurfte es ehedem, um die griechischen Küsten zu er-
reichen. Winckelmann war niemals dort. Selbst Brunn ge-
langte nicht nach Athen. Das Griechenland, dessen Geschichte
in Zukunft geschrieben wird, wird ein anderes für uns sein,
wie von einem anderen Volke bewohnt.
Curtius war zu gesund und weitblickend, um den begin-
nenden Umschwung der ihn im höchsten Alter umgebenden
neuen Weltstimmung nicht zu empfinden. Einzubrechen in
seine Kreise hat Niemand gewagt. , Die großen Arbeiten
nahmen ihren Fortgang und wurden von ihm abgeschlossen.
Gegen das herankommende Neue aber verhielt er sich freund-
lich. Wie Winckelmann einst neben der antiken Kunst die aller
Zeiten bis zu seiner eigenen im Auge hielt, so waren Re-
naissance und neueste Zeit in all ihren idealen Bestrebungen
auch Curtius vertraut. In seiner Wohnung bildeten die
Werke Raphael's den vorherrschenden Schmuck der Wände.
Als er im Jahre 1868 Göttingen verließ, um nach Berlin
zu gehen, nahmen seine Zuhörer mit einem Fackelzuge von
ihm Abschied. Sie glaubten ihn darin am schönsten zu ehren,
daß sie ihm Volpato's Stiche nach Raphael's Vatikanischen
Stanzen als Geschenk überreichten. Diese hat Curtius in
Berlin bei seinem Tode den Studenten wiederschenken wollen.
In acht goldenen Rahmen neben einander gereiht, einst der
Schmuck seines Studirzimmers, gehören sie jetzt der Berliner
Universität. Im Auditorium 26, in welchem über Neuere
durch den Peloponnes hätte er die „Griechische Geschichte"
vielleicht nie verfaßt; ohne die Tage in Naxos ihre ersten
Seiten nicht geschrieben, in denen er vom griechischen Meere
spricht. Das sind die Worte eines Dichters. Hölderlin's Hy-
perion und Bpron's Verse klingen darin wieder. Einer langen
Reise bedurfte es ehedem, um die griechischen Küsten zu er-
reichen. Winckelmann war niemals dort. Selbst Brunn ge-
langte nicht nach Athen. Das Griechenland, dessen Geschichte
in Zukunft geschrieben wird, wird ein anderes für uns sein,
wie von einem anderen Volke bewohnt.
Curtius war zu gesund und weitblickend, um den begin-
nenden Umschwung der ihn im höchsten Alter umgebenden
neuen Weltstimmung nicht zu empfinden. Einzubrechen in
seine Kreise hat Niemand gewagt. , Die großen Arbeiten
nahmen ihren Fortgang und wurden von ihm abgeschlossen.
Gegen das herankommende Neue aber verhielt er sich freund-
lich. Wie Winckelmann einst neben der antiken Kunst die aller
Zeiten bis zu seiner eigenen im Auge hielt, so waren Re-
naissance und neueste Zeit in all ihren idealen Bestrebungen
auch Curtius vertraut. In seiner Wohnung bildeten die
Werke Raphael's den vorherrschenden Schmuck der Wände.
Als er im Jahre 1868 Göttingen verließ, um nach Berlin
zu gehen, nahmen seine Zuhörer mit einem Fackelzuge von
ihm Abschied. Sie glaubten ihn darin am schönsten zu ehren,
daß sie ihm Volpato's Stiche nach Raphael's Vatikanischen
Stanzen als Geschenk überreichten. Diese hat Curtius in
Berlin bei seinem Tode den Studenten wiederschenken wollen.
In acht goldenen Rahmen neben einander gereiht, einst der
Schmuck seines Studirzimmers, gehören sie jetzt der Berliner
Universität. Im Auditorium 26, in welchem über Neuere