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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Editor]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0303
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279

Die Brunn eigene anschauungsreiche, schlichte Diction
verleiht diesen Aufsätzen auch für Schulzwecke vorzüglichen
Werth. Ich bin gegen die Einführung der Kunstgeschichte in
unsere Schulen. Unausgewachsenen Kindern können Apollo
und Laokoon nicht erklärt werden: es gehört zuviel eigene
körperliche Empfindung zum rechten Verständnisse und zu feine
Vorbildung auf Seiten des Lehrers. Soll es aber durchaus
sein, so gebrauche man Bücher wie dieses. Brunn ist der
Lehrer. Auch in seinem Gedruckten scheint er sich immer an
ein lernendes, abgegrenztes Auditorium zu wenden. Als
Wilhelm Scherer, noch in seinen jüngeren Zeiten, nach München
einen Empfehlungsbrief an Brunn von nur mitnahm, schrieb
er mir danach, in der Stunde, die er mit Brunn in der
Glyptothek verbrachte, habe er mehr von archäologischen Dingen
gelernt als von irgendwoher sonst bis zu diesem Tage. Es
ist als hätte die alte Welt Brunn beauftragt, sie rein mensch-
lich zu erklären. Griechischer Marnior ist sein Lebenselement.
Sein Beruf ist, die Gedanken der Künstler auszusprechen, in
denen sie ihre Werke formten. In seinen Sätzen hat er die
kindliche Einfachheit, mit der vor Zeiten Winckelmann und
Goethe sich an das Volk wandten, wenn sie von alter Kunst
sprachen.
Sobald die richtige Schätzung und Behandlung der vater-
ländischen Geschichte durchgeführt sein wird, werden zwei That-
sachen hervortreten: die eine, daß wir Deutschen den hohen
Rang, den wir wissenschaftlich einnehmen, den Griechen und
Römern verdanken, und die andere: daß wir das Studium
dessen, was Griechen und Römer gewesen sind, und wie sie
künstlerisch, literarisch und politisch gewirkt und geschaffen
haben, unter neuem Gesichtspunkte trotz allem doch wieder zu
 
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