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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0304
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dem zu machen haben, wovon mir ausgehen. Die Karrieren,
für die unsere nachwachsende Jugend sich heranbildet, sind so
verschiedener Art, daß es unmöglich wäre, für alle dieselbe
Vorbereitung eintreten zu lassen. Nicht unsere Gymnasien
sind veraltet, nur die Dienste, die sie nach allen Seiten hin
leisten sollen, können von ihnen nicht mehr gefordert werden.
Suche man mit Realgymnasien und Schulen anderer Art,
denen die Grundlage der classischen Sprachen fehlt, das zu
erreichen, was das praktische Leben fordert: eine Schulbildung
höchster Art, einerlei ob auf öffentlichen oder nur auf privaten
Anstalten zu erreichen, wird daneben nie ausgeschlossen werden
dürfen und ohne die Hilfe griechischer und römischer Gedanken-
arbeit nicht zu erreichen sein. Sie zu schaffen oder, lieber
noch, sie nicht untergehen zu lassen, wird unsere Aufgabe sein.
Brunn's Lebensführung war dazu geeignet, ihn für das
Amt auszubilden, der deutschen Jugend bei diesem uns aber-
mals bevorstehenden neuen Uebergange Dienste zu leisten.
Als ein Schüler Welker's, der in Deutschland die Univer-
sitätsarchäologie gründete, war er friih nach Rom gelangt, in
das alte stille Rom, das heute nicht mehr lebt, wo er sich
die erste breite Hälfte seines Lebens meist auf den Umgang
mit sich selbst und mit den Götterbildern der dortigen Samm-
lungen angewiesen sah. Dann, nach München berufen, setzte
er dieses auf sich gekehrte Dasein fort, nur daß seine jugend-
lichen Zuhörer nun sein eigentliches Lebenselement bildeten.
Brunn steht auf dem Boden der lebendigen Gegenwart. Seine
„Götterideale" sind keine nachzüglerische Arbeit, sondern sie
wollen der deutschen Jugend der neuen Zeit das vermitteln,
was immer ein Bestandtheil der Anschauungen bleiben wird,
die unseren jungen Leuten mitgegeben werden müssen, wenn
 
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