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Nicht an dem Amt verzagen,

Uns fröhlich plagen
Und unsre Steine tragen
Aufs Baugerüst.

Es ist das ein anderer Ton, als er etwa aus Thomas a
Kempis spricht, der Geist des tatenlosen Versinkens in sich,
den damals auf katholischer Seite Michael de Molinos pre-
digte, ein spanischer Priester, hochgefeiert von Tausenden,
endlich aber zu ewigem Gefängnis verdammt, in dem er
1696 starb. Auch er forderte Ruhe, Schweigen in Worten,
Begierden und Gedanken. Furcht, Hoffnung, Verlangen,
Nachsinnen müßten der inneren Betrachtung weichen, der
Einkehr in sich selbst. Zinzendorf konnte sich darauf be-
rufen, daß Christ die selig preist, die nicht nur seine Worte
hören, sondern auch danach tun. Heute gibt es achttausend
Herrnhuter in Deutschland, neunzigtausend in England und
Amerika; in ihren deutschen Lehranstalten sind gegen drei-
bis viertausend Schüler untergebracht. Ich kenne manchen,
der dort ausgebildet wurde, und der dankbar seiner Schul-
zeit gedenkt: „Aus der Stille in die Weite“.

Die Kirchenregierung

Die Männer der Kirchenverwaltung, die Verteidiger der
einheitlichen Landeskirche, mußten sich fragen, ob es
ertragbar sei, wenn die Festigkeit des Glaubens und gar
die Sittlichkeit erschütternde Lehren in die Menge ge-
tragen wurden, und noch dazu von Geistlichen dieser Kirche
selbst.

Zunächst galt es die Anhänger fremder Bekenntnisse fern-
zuhalten, vor allem den durch Augusts Übertritt im Lande
zur Macht gelangten Katholizismus. Die Bemühungen der
römischen Kirche, Boden im Lande zu gewinnen, waren
offensichtlich, sie entsprachen dem entschiedenen Vor-
dringen der durch die Jesuiten geführten Propaganda in

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