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die Wohlfahrt aller abhinge. Er nennt die Beamten „när-
rische Staatisten“, die das Land in Unruhe versetzen. Er
hatte längst die Ansicht ausgesprochen, daß der Staat eines
Wirtschaftsrates bedürfe, in dem Juristen, Kaufleute, In-
dustrielle und „camerales“ zu sitzen hätten, auch Bauern,
wenn sie „nicht zu schmutzig, geizig und überklug sind und
das Gras allein wollen wachsen hören“. Adelige nennt er
nicht: er mochte eingesehen haben, daß diese, wie das Auf-
treten der Landstände in Sachsen auch bewiesen hat, der
Stärkung von Handel und Industrie wenig günstig gegen-
überstanden.

Die Kunstindustrie

Die Bestrebungen Augusts, das Manufakturwesen in seinen
Landen zu heben, bestanden nicht nur in Verwaltungsmaß-
nahmen, sondern berührten sich eng mit den technischen
Bestrebungen Tschirnhausens. Dieser war in Kieslingswalde
bei dem damals sächsischen Görlitz 1651 geboren, hatte in
Holland studiert, war mit Spinoza bekannt geworden, dessen
Werke er schätzte, dann in London in Newtons Kreis ein-
getreten, in Paris in den Huygens, hatte dort mit seinem
Landsmann Leibniz Freundschaft geschlossen. Ihn beschäf-
tigten schon 1675 Versuche, Porzellan herzustellen. Diese
wurden in Mailand fortgesetzt, wo er in Septala einen Mit-
strebenden fand. Über all dies und Tschirnhausens in der
Heimat angestellte Versuche hat Curt Reinhardt im Neuen
Lausitzer Magazin, Band 88 (Görlitz 1912) eingehend Be-
richt erstattet. Ein kunstfertiger Bäcker, Johann HofFmann,
unterstützte ihn. Die Hauptschwierigkeit bestand darin, die
nötigen Hitzegrade zum Schmelzen der Tonerde zu erzeugen.
Tschirnhaus hoffte diese durch Brennspiegel zu erreichen,
zunächst durch solche aus Metall. Aber diese brachten im
Sonnenlicht nicht die erwünschten Erfolge. Daher machte
er sich daran, Brenngläser zu gießen, Glasblöcke, was ihm

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