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* GEWERBE UND HANDEL *

Das Gewerbe

August hat deutlich erkannt, daß seinem Eingreifen in die
feinen Gespinste des gewerblichen Lebens die Planmäßig-
keit und Stetigkeit fehle. Zwar bestand schon bei seinem
Regierungsantritt eine Kommerzaufsicht, die aber nur
geringen Einfluß gehabt haben dürfte. Er sah ein, daß für
die Hebung der Gewerbe mehr als bisher geschehen müsse,
den Grundsätzen der merkantilistischen Volkswirtschaft ent-
sprechend. Darin folgte er lediglich dem Zug der Zeit. Denn
auch die ersten Köpfe, die Leuchten der Wissenschaft, waren
tief von den Gedanken durchdrungen, daß diese Grundsätze
nicht nur gelehrt werden, sondern tatsächlich ihren Nutzen
für das öffentliche Leben bekunden müßten. Beispiele
hierfür sind Gelehrte wie Leibniz und Tschirnhaus, die
beide leidenschaftlich sich technisch zu betätigen bestrebt
waren und höhere Geistesmittelpunkte demnach ausge-
staltet dachten: nicht wollten sie die Universitäten aus-
bauen, sondern Gesellschaften von Gelehrten gründen,
die in freierem Betriebe sich gegenseitig zu fördern hätten.
Sie standen in engem Briefwechsel und waren sich klar,
daß nicht eine Universitätsstadt der rechte Ort für die von
ihnen angestrebte Akademie sei, sondern eine Residenz-
stadt, Berlin oder Dresden oder Wien, also der Sitz eines
Hofes und einer Staatsverwaltung. Nach Leibniz sollte
diese den Markt der Wissenschaften darstellen, der eben-
so gut bestehen könne wie die Messe in Leipzig. Die
erste deutsche Akademie war ja auch fern von Univer-
sitäten 1670 in Frankfurt am Main gestiftet und 1677 von
Kaiser Leopold mit Rechten ausgestattet worden als die Aca-

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