Es war also eine ganz andere Art der Duldung, als die von
den Friedensfreunden in kirchlichen Fragen verkündete.
Wie wird Superintendent Löscher, wie wird die Kirchen-
verwaltung AugustsToleranzpolitikbeurteilthaben?Löscher
kämpfte pflichtgemäß und aus tiefster Überzeugung für die
Glaubenseinheit im Lande. Er sah, daß der König, also die
oberste Rechtsquelle im Lande, zwar äußerlich sein Ver-
sprechen hielt, gegen die lutherische Kirche und deren Ge-
setze und Rechte nichts zu unternehmen, daß er aber Wege
suchte und fand, Fremdgläubigen das wirtschaftliche Fort-
kommen im Lande zu erleichtern, Maßnahmen zu treffen,
die der Kirchenbehörde mißfallen mußten, wenngleich sie
nicht die Macht hatte, sie auf Grund des bestehenden Rechts
zu verhindern und sie sich wohl selbst sagen mußte, daß
sie im Sinne des Staatswohles berechtigt seien.
Die Volkskirche
Noch war in den Massen ein starkes völkisches Gefühl nicht
erwacht. Die Religionskriege hatten es zerstört. Man hatte
Fremde, Feinde im Lande gesehen: Spanier hatten bei Mühl-
berg gesiegt, Kroaten das Land ausgeplündert, Schweden
bei Lützen den Protestantismus vordem Untergang gerettet,
Schweden drangen unter August als Feinde nochmals in
Sachsen ein. „Der Schwede kommt“ war lange Zeit ein
Schreckwort im Lande; alte Erdwälle heißen noch Schwe-
denschanzen.
Geblieben war als Gemeinschaftsgefühl die Zugehörigkeit
zur lutherischen Kirche. Das äußert sich in tausenderlei Form,
teils als Beteuerung der Treue, teils als Ablehnung des Papis-
mus und auch des Kalvinismus. Noch heute sieht man in
Sachsen an öffentlichen Bauten wie an bürgerlichen Haus-
türen die Buchstaben V. D. M. I. E.: Verbum domini manet
in (a)eternum. In Wittenberg steht an einer Tür: „Gottes
Wort und Lutheri Lehr, vergehet nun und nimmermehr, und
103
den Friedensfreunden in kirchlichen Fragen verkündete.
Wie wird Superintendent Löscher, wie wird die Kirchen-
verwaltung AugustsToleranzpolitikbeurteilthaben?Löscher
kämpfte pflichtgemäß und aus tiefster Überzeugung für die
Glaubenseinheit im Lande. Er sah, daß der König, also die
oberste Rechtsquelle im Lande, zwar äußerlich sein Ver-
sprechen hielt, gegen die lutherische Kirche und deren Ge-
setze und Rechte nichts zu unternehmen, daß er aber Wege
suchte und fand, Fremdgläubigen das wirtschaftliche Fort-
kommen im Lande zu erleichtern, Maßnahmen zu treffen,
die der Kirchenbehörde mißfallen mußten, wenngleich sie
nicht die Macht hatte, sie auf Grund des bestehenden Rechts
zu verhindern und sie sich wohl selbst sagen mußte, daß
sie im Sinne des Staatswohles berechtigt seien.
Die Volkskirche
Noch war in den Massen ein starkes völkisches Gefühl nicht
erwacht. Die Religionskriege hatten es zerstört. Man hatte
Fremde, Feinde im Lande gesehen: Spanier hatten bei Mühl-
berg gesiegt, Kroaten das Land ausgeplündert, Schweden
bei Lützen den Protestantismus vordem Untergang gerettet,
Schweden drangen unter August als Feinde nochmals in
Sachsen ein. „Der Schwede kommt“ war lange Zeit ein
Schreckwort im Lande; alte Erdwälle heißen noch Schwe-
denschanzen.
Geblieben war als Gemeinschaftsgefühl die Zugehörigkeit
zur lutherischen Kirche. Das äußert sich in tausenderlei Form,
teils als Beteuerung der Treue, teils als Ablehnung des Papis-
mus und auch des Kalvinismus. Noch heute sieht man in
Sachsen an öffentlichen Bauten wie an bürgerlichen Haus-
türen die Buchstaben V. D. M. I. E.: Verbum domini manet
in (a)eternum. In Wittenberg steht an einer Tür: „Gottes
Wort und Lutheri Lehr, vergehet nun und nimmermehr, und
103