in die Fragen der Theologie ein. Sein 1680 erschienenes
„Projet pourfinir les controverses de religion“,sein „Systema
theologum“, die „Lettres de la toHrance et des difFürents
de la religion“ waren Arbeiten, die auf die Zeitgenossen
einen tiefen Eindruck machten. Wenn ich die Bedeutung
eines der Geister der Aufklärungszeit auf das folgende Ge-
schlecht mir klarmachen will, benutze ich gern den „Abriß der
Geschichte der Philosophie“, den ein Mitglied meiner Fa-
milie, Johannes Gurlitt, Rektor der Klosterschule in Bergen,
später des Johanneums in Hamburg, 1786 in Leipzig erschei-
nen ließ. Ihm steht die hier zu besprechende Zeit noch nahe,
obgleich er zum Kreise Wolfs, des Philosophen, gehört. Er
nennt Leibniz „eines der größten Genies, das die Natur
je hervorgebracht hat und folglich den Stolz der Deut-
schen“. Gurlitt findet in Leibnizens Philosophie noch etwas
Scholastik, die er aus Klugheit beibehalten habe, weil sie
dem Geiste des Zeitalters entspreche. Aber er habe wahre
Philosophie und wahren Glauben an die Vernunft geltend
zu machen gesucht und auf diesem Grund eine reinere Reli-
gionslehre erbaut.
Leibniz lehrt, da Gott in seiner Allmacht frei in der Gestal-
tung der Welt war, so wählte er nach seiner Allgüte die
bestmögliche Welt. In diese setzte er eine „prästabilierte
Harmonie“ ein. Harmonie ist das sich Zusammenfügende,
nach philosophischem Begriff das aus Vielem zur Einheit
sich Fügende. Diese Einheit des Vielen sei vorausbestimmt
in dem Sinne, daß Gott von vornherein die Beziehungen
aller Teile der Welt, so auch von Seele und Leib geordnet
habe, daß mithin auch alle Vorgänge von vornherein gesetz-
mäßig geregelt sind; den Einzelheiten ist eine feste Bestim-
mung eingepflanzt, demgemäß sie sich entwickeln und han-
deln. Die Gesamtheit aber ist so beschaffen, daß jede Einzel-
heit sich nur mit Rücksicht auf die andere äußern kann, alle
einander angepaßt sind. Jeder Einzelteil ist eine Welt Für
sich, die aber durch den höchsten Willen so eingerichtet
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„Projet pourfinir les controverses de religion“,sein „Systema
theologum“, die „Lettres de la toHrance et des difFürents
de la religion“ waren Arbeiten, die auf die Zeitgenossen
einen tiefen Eindruck machten. Wenn ich die Bedeutung
eines der Geister der Aufklärungszeit auf das folgende Ge-
schlecht mir klarmachen will, benutze ich gern den „Abriß der
Geschichte der Philosophie“, den ein Mitglied meiner Fa-
milie, Johannes Gurlitt, Rektor der Klosterschule in Bergen,
später des Johanneums in Hamburg, 1786 in Leipzig erschei-
nen ließ. Ihm steht die hier zu besprechende Zeit noch nahe,
obgleich er zum Kreise Wolfs, des Philosophen, gehört. Er
nennt Leibniz „eines der größten Genies, das die Natur
je hervorgebracht hat und folglich den Stolz der Deut-
schen“. Gurlitt findet in Leibnizens Philosophie noch etwas
Scholastik, die er aus Klugheit beibehalten habe, weil sie
dem Geiste des Zeitalters entspreche. Aber er habe wahre
Philosophie und wahren Glauben an die Vernunft geltend
zu machen gesucht und auf diesem Grund eine reinere Reli-
gionslehre erbaut.
Leibniz lehrt, da Gott in seiner Allmacht frei in der Gestal-
tung der Welt war, so wählte er nach seiner Allgüte die
bestmögliche Welt. In diese setzte er eine „prästabilierte
Harmonie“ ein. Harmonie ist das sich Zusammenfügende,
nach philosophischem Begriff das aus Vielem zur Einheit
sich Fügende. Diese Einheit des Vielen sei vorausbestimmt
in dem Sinne, daß Gott von vornherein die Beziehungen
aller Teile der Welt, so auch von Seele und Leib geordnet
habe, daß mithin auch alle Vorgänge von vornherein gesetz-
mäßig geregelt sind; den Einzelheiten ist eine feste Bestim-
mung eingepflanzt, demgemäß sie sich entwickeln und han-
deln. Die Gesamtheit aber ist so beschaffen, daß jede Einzel-
heit sich nur mit Rücksicht auf die andere äußern kann, alle
einander angepaßt sind. Jeder Einzelteil ist eine Welt Für
sich, die aber durch den höchsten Willen so eingerichtet
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