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Schmiedeberg-Blume, Else von [Hrsg.]; Mal- und Zeichen-Unterricht GmbH <Berlin> [Hrsg.]; Meru, Johannes [Mitarb.]
Handbuch und Lehrkursus für die Kunst des Zeichnens und Malens (Band 1): Grundlagen der Technik und Komposition: mit 213 einfarbigen und farbigen Abbildungen — Braunschweig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.23972#0006
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V O R W O R T

Als der Kalif Omar die berühmte Bibliothek von Alexandria ver#
Lbrennen ließ, seinen Fanatismus mit der These begründend: ent*
weder enthielten diese Tausende von Schriften nur das, was im Koran
stehe, dann seien sie überflüssig, oder sie enthielten etwas anderes als die
rechtgläubige Lehre, dann seien sie schädlich, mag er der Wissenschaft
einen bedeutenden Verlust zugefügt haben. Die Kunst ist dabei nur in#
sofern mitbetroffen worden, als sich unter diesen Bücher# und Schrift#
schätzen gewiß auch kunsttheoretische Werke befunden haben werden,
die über künstlerische Arbeitsmethoden berichteten. Viel kann aber dabei
nicht verlorengegangen sein, denn aus den ganzen vom Altertum und
dem frühen Mittelalter her erhalten gebliebenen Schriftwerken sind nur
wenige und dürftige Abhandlungen über die Kunstausübung bekannt.
Viel scheint darüber überhaupt nicht geschrieben worden sein, darauf
deutet der Mangel an Hinweisen auf solche Abhandlungen in den Werken
der Chronisten und Schriftsteller hin. Es ist bei dem hohen Stand der
antiken Kunst und des antiken Kunsthandwerks eigentlich verwunder#
lieh, daß sich damals kaum jemand der Mühe unterzogen hat, über die
Techniken und Arbeitsmethoden der Künstler und Kunsthandwerker zu be#
richten. Man darf aber nicht vergessen, daß im Altertum die Kunst zwar
hoch geehrt, der Künstler als Person aber weniger geachtet wurde, und
nur Staats= und Kriegswissenschaft, Religion und Philosophie Sache der
freien Männer war. Für die Reichen und Vornehmen kam die Ausübung
der Kunst nur selten in Frage, und da in der Hauptsache nur sie schrei#
ben oder einen Schreiber halten konnten, das Schreiben überhaupt eine
komplizierte Sache war, so ist es zu verstehen, daß die Behandlung der
künstlerischen Gebiete in schriftlicher Form unterlassen wurde. Erst im
Mittelalter, als das Schreiben leicht und in den Klöstern Zeit dazu war, sie
auch mehr und mehr zu Stätten des Wissens und der Kunst wurden, ent#
standen gediegenere und umfangreichere Abhandlungen über die tech#
nischen Grundlagen der künstlerischen Arbeit. Unter diesen Werken, für
die geschrieben, »die in Demut lernen wollten«, ragt besonders die »Schedula
diversarum artium« (Abriß von allerlei Künsten) hervor. Sie stammt
von dem Mönch Theophilus Presbyter und behandelt in ihren drei Ab#

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