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Schmiedeberg-Blume, Else von [Hrsg.]; Mal- und Zeichen-Unterricht GmbH <Berlin> [Hrsg.]; Meru, Johannes [Mitarb.]
Handbuch und Lehrkursus für die Kunst des Zeichnens und Malens (Band 1): Grundlagen der Technik und Komposition: mit 213 einfarbigen und farbigen Abbildungen — Braunschweig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.23972#0166
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10. KAPITEL

Die Maltechniken

Das Aquarell

Die erste farbliche Betätigung pflegt auf dem Gebiete der Wasserfarben und besonders
der Aquarelltechnik stattzufinden. Das geschieht wohl aus dem Grunde, weil
das Material handlicher und weniger kostbar ist als bei Ölmalerei. Man kann sich
leichter und schneller damit aussprechen. Schon die Kinder versuchen, mit Hilfe ihrer
bunten Tuschkästen Erinnerungsbilder auf ein Stück Papier zu malen, und zur Übung
des farblichen Sehens sind die Wasserfarben auch das dankbarste, weil einfachste Mittel.
Trotzdem ist die Technik der wirklichen Aquarellmalerei eine der aller*
schwierigsten. Man muß sicher zeichnen können, der Pinsel muß der Hand absolut
gehorchen, denn was sitzt, das sitzt. Viel Korrektur ist der Mord eines Aquarells, nimmt
ihm jede Frische. — Wenn ich das sage, so bezieht sich das Urteil auf fertige Leistungen.
Das soll aber niemand hindern, den Weg dahin zu suchen, der aber trotz der Schwierig*
keit immer noch der empfehlenswerteste ist. Aquarell wird auf Papier gemalt, und am
besten nimmt man dazu rauhe Malpapiere, Whatman oder die deutsche Nachahmung
davon. An Farben kann man sowohl Stückchen* als auch Tubenfarben verwenden, als
Palette Blech, gut emailliert, oder Porzellan, Pinsel, wie ich es in der Materialbesprechung
empfahl.

Nachdem wir unseren Bogen vorschriftsmäßig aufgespannt haben, machen wir uns
eine Zeichnung von dem darzustellenden Motiv, sei es eine Landschaft, sei es ein Still*
leben oder Blumenstück. Es genügt, die Hauptsachen, aber die absolut richtig zu
zeichnen, und zwar in leichter Bleistiftzeichnung. Solange Ihr noch nicht sicher seid,
skizziert Euch erst flüchtig alles mit Kohle, dann aber macht mit spitzem, hartem Stift
eine einwandfreie Aufzeichnung. Die Kohle klopft Ihr mit Feuerschwamm oder Leder*
lappen kräftig ab, daß kein Hauch davon sichtbar bleibt; denn sonst bekommt die
Farbe sofort etwas Trübes. Dann übergeht Ihr den ganzen Bogen feucht, d. h. um dem
Weiß des Papiers die Härte zu nehmen, feuchtet Ihr Euren großen Verwaschpinsel mit
einem ganz leichten Ockerton. Um den gleichmäßig zu erzielen, tut Ihr gut, Euch
in einem Porzellannäpfchen so viel Farbe zu mischen, wie Ihr für das ganze Blatt
braucht. Dieser erste Ton darf aber nur einen Hauch von Farbe erhalten, nicht
mehr als nötig ist, um einen Elfenbeinton zu erzielen. Ist das Wasser so aufgetrocknet,
daß nur noch eine leichte Feuchtigkeit im Papier ist dann beginnt Ihr mit dem eigent*
liehen Malen. Beim Aquarell fängt man am besten mit den hellen Tönen an,
bei der Landschaft mit der Luft und mit der Ferne. Stellen wir uns also zunächst
einmal vor, wir sitzen im Freien, haben vor uns ein kleines Haus an der Landstraße.
Davor wachsen ein paar Büsche, dahinter stehen Bäume, ein kleiner Zaun umgibt das
Gebäude. Links von der Straße sind Wiesen, in der Ferne sehen wir einen leichten
Höhenzug. Das ist ein sehr alltägliches und ein einfaches und doch lehrreiches Motiv,.

Aquarell

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