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Schmiedeberg-Blume, Else von [Hrsg.]; Mal- und Zeichen-Unterricht GmbH <Berlin> [Hrsg.]; Meru, Johannes [Mitarb.]
Handbuch und Lehrkursus für die Kunst des Zeichnens und Malens (Band 1): Grundlagen der Technik und Komposition: mit 213 einfarbigen und farbigen Abbildungen — Braunschweig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.23972#0090
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6. KAPITEL

Die Zeichentechniken

Die Federzeichnung

Nachdem Ihr nun so allerhand über das Geistige der Kunst gehört habt, wollen
wir jetzt auf die praktischen Fragen eingehen, und auch da soll hübsch beim
Anfang begonnen werden. Der beschäftigt sich nun zunächst mit dem Allereinfachsten,
nämlich mit der Hand* und Körperhaltung. Eigentlich kann ich Euch da nur das
dringend anempfehlen, was selbstverständlich sein sollte, nämlich eine gerade, unge*
zwungene Haltung. Wenn Ihr an einem Tisch zeichnet, dürft Ihr Euch nie vornüber
beugen, damit verderbt Ihr Euch nur Eure Augen und verliert jeden Maßstab für Eure
Zeichnungen. Man kann immer, nur aus einer gewissen Entfernung beurteilen, ob man
seine Sache richtig ge-
zeichnet hat. Zu nahes
Schauen läßt nur Einzel*
heiten klar sehen, das
geschlossene Bild der
ganzen Fläche faßt das
Auge nur aus einer ge*
wissen Entfernung. Ihr
müßt daher schon beim
Zeichnen Euer Reiß*
brett oder Euren Block
in einer Entfernung vom
Auge halten, die es Euch
ermöglicht, nicht nur den
einzelnen Strich, sondern die Gesamtheit der Zeichnung zu überblicken. Das bedingt schon
eine gerade, eher etwas nach rückwärts als nach vorn geneigte Haltung. Die Hand haltet
Ihr am besten leicht und locker wie beim Schreiben. (Abb. 116 zeigt es Euch.) Je
lockerer die Hand, um so leichter wird der Strich. Kommt Ihr dann weiter, ergibt sich
die Handhaltung zwanglos aus dem Material, mit dem Ihr arbeitet. Ihr werdet dann
sehen, daß man beim raschen Skizzieren manchmal etwas anders verfährt, als bei
genauer Führung des Bleistifts für eine durchgeführte Zeichnung nötig ist. Wenn Ihr
im Freien arbeitet, werdet Ihr Euer Brett auf die Knie legen, aber auch da müßt Ihr
Euch hüten, den Körper zu beugen, lieber das Brett mal hochstellen zur Begutachtung
der Arbeit.

Beim Zeichnen werdet Ihr meistens sitzen, aber ich rate Euch, auch bald mal zu
versuchen, im Stehen zu malen und zu zeichnen. Wenn Ihr Euch ein Stilleben
aufgebaut habt oder gar ein Modell gestellt, nehmt die Staffelei, setzt Euer Brett,
Euern Rahmen oder was Ihr gerade habt, darauf und stellt Euch davor. Ihr werdet
dann sehen, daß man so viel leichter und freier arbeitet. Die Hand, die frei in der

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Abb. 116

Die zeichnende Hand

Hand? und
Körperhaltung
 
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