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Eidora, von Gardthausen.

eine Eudora, zu erkennen. Dagegen streitet es freilich,
dafs die Dedication (an Ihro Kön. Hoheit die Prinzessin Wil-
hehnine von Dänemark, eine auch S. 27. von Friederike Brun
verehrte „Rosa Unica" unserer Zeit) einen Kranz der Eidora
( — uo) dargebracht haben will, so dafs wir, um den Titel
schulgemäfs zu erklären, nicht einmal an Eidos und Hora,
vielleicht nur an Eidos und Horao, denken dürften. Wozu
aber auch die Pädanterei, der auf Gelahrtheit nicht berechne-
ten teutsch-dänischen Musengabe einen schulgerechten Titel
zumuthen zu wollen? Besser, wir geniefsen das Gegebene
so, wie es ohne unsere kritisirende Conjectur gemeint zu
seyn scheint, als ein „sehenswerthes Erscheinen" (nach
undjjMuj), und lassen uns durch das ungewöhnliche dieser
Wortgestaltung gar nicht hindern, zugleich an das Zeitge-
mäfse dieser Erscheinung (nach und zu den-
ken, vornehmlich aber das wohlgestaltete im Inhalt als
gutes Geschenk (&jga](w) einer wohlwollenden Gebe-
rin in gutem, gemüthlichen Andenken zu behalten.
Ist doch gewifs allen teutschredenden schon dieses erfreu-
lich, dafs, während der alten teutschen Kraftsprache die di-
plomatische und beinahe die ganze vornehme Welt durch das
französische Spracbgemisch untreu geworden ist und aufs neue
immer mehr abtrünnig wird, die schönen und die wissen-
schaftlichen Geister Dänemarks an das teutsche Sprachgebiet
sich immer noch gerne anschliefsen, und vom Particularismns
weg lieber nach dem Universalismus der vielumfassenden
teutschen Sprachkunst ihre Richtung nehmen. Schade, dafs
für Schweden die einst durch den Reformationsretter, Gustav
Adolph, und durch Carls XII. Heldensinn sowohl verdiente
einßufsreiche Theilnahme an dem teutschen Festland nicht auf
ähnliche Weise eine bleibende Ursache geworden ist, alles,
was allgemeiner verbreitet zu werden verdient, sich nicht in
die einengenden Landesdialekte einschliefsen , vielmehr das
der Allgemeingültigkeit würdige auch lieber durch die allge-
meinere Sprache kundmachen zu lassen. Wie sehr müfste
sich der geistige Völkerreichthum vermehren , wenn die Ver-
schiedenheit der Dialekte eben so weit von den mit der teut-
schen Sprache Verwandten Nationen allmälig entfernt werden
könnte, als der Thurm zu Babel , das leidige Sprachverwir-
rungssymbol, von uns allen fern genug ist. Und hätten denn
nicht die teutschverwandten Völker alle, wie sie zwischen
dem Französiren und dem Slavischen so in der Mitte liegen,
 
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