N°. 1. HEIDELB JAHRB. n. LITERATUR. 1831.
Ge&er Jze des ersten nHg*emetne?t Concits
ztt TWca'a von C. M. jE:senscAm:d, /c. 5. Gi/mnastnf-^royessor
ZM ^cAioe:nyMrt a. M. Aenstadt et. d. Ortet &ei /t ag^ner. 1830. 4t
ttnd 174 V.
Einfach war die Gtaubenslehre des ursprünglichen
Christenthums , das sich ebendeswegen in seiner Ein-
fachheit Und innern AVahrheit ais die wohlthätigste und
wirksamste Religion der Welt erwies, nämlich die Lehren
von einem heilig und väterlich gesinnten, also Freiwil-
ligkeit, wie sie nur aus Selbstüberzeugung entsteht, wol-
lenden , das Universum regierenden Geist der Vollkom-
menheit (Matth. 5, 48.), von Jesus, welcher nur alsBe-
gründer einer religiös-moralischen Ordnung des Lebens,
einer Gottes, als des reinen Geistes würdigen Vereh-
rung durch geistig entstehende Rechtschaffenheit, der
Messias oder theokratische Regent seyn wollte, nebst
der gewissen Aussicht auf das ewige Seligseyn dieses
Rechtwollens — diese drei durch sich selbst wahre
Lehren erhoben die Gemüther zum begeisterten Wollen
des Wahren und Guten, und gingen von Herz zu Herz,
von Dorf zu Dorf, wie im Siegesflug, soweit Menschen
waren, die sie fassen und mitemphnden konnten. Specu-
lative Forschungen über das Wesen Gottes und über das
Verhältnis der Person Jesu zu Gott, dem Aater des
Universums, waren aus dem Gebiete der ursprünglichen
christlichen Weltreligion ausgeschlossen.
Da später eine ausgebreitete Kirche sich bildete und
in derselben manche für jene dürftige Zeit gelehrte Kir-
chenvorstände die Leitung übernahmen, wurden die Leh-
ren von Gott und von dem Messias Jesus der Gegenstand
specula^iver Streitfragen. Nicht zufrieden mit der ein-
fach würksamen, Geistveredelnden Religion, wollte man
bald idealistisch, bald realistisch begreifen, wie das
Seyn und Wirken Jesu mit dem Seyn und Wirken Gottes
Zusammenhänge, ob der in jener Körperlichkeit erschie-
nene Geist eine von dem Menschengeiste verschiedene ,
XXIV. Jahrg. 4. Heft, V
Ge&er Jze des ersten nHg*emetne?t Concits
ztt TWca'a von C. M. jE:senscAm:d, /c. 5. Gi/mnastnf-^royessor
ZM ^cAioe:nyMrt a. M. Aenstadt et. d. Ortet &ei /t ag^ner. 1830. 4t
ttnd 174 V.
Einfach war die Gtaubenslehre des ursprünglichen
Christenthums , das sich ebendeswegen in seiner Ein-
fachheit Und innern AVahrheit ais die wohlthätigste und
wirksamste Religion der Welt erwies, nämlich die Lehren
von einem heilig und väterlich gesinnten, also Freiwil-
ligkeit, wie sie nur aus Selbstüberzeugung entsteht, wol-
lenden , das Universum regierenden Geist der Vollkom-
menheit (Matth. 5, 48.), von Jesus, welcher nur alsBe-
gründer einer religiös-moralischen Ordnung des Lebens,
einer Gottes, als des reinen Geistes würdigen Vereh-
rung durch geistig entstehende Rechtschaffenheit, der
Messias oder theokratische Regent seyn wollte, nebst
der gewissen Aussicht auf das ewige Seligseyn dieses
Rechtwollens — diese drei durch sich selbst wahre
Lehren erhoben die Gemüther zum begeisterten Wollen
des Wahren und Guten, und gingen von Herz zu Herz,
von Dorf zu Dorf, wie im Siegesflug, soweit Menschen
waren, die sie fassen und mitemphnden konnten. Specu-
lative Forschungen über das Wesen Gottes und über das
Verhältnis der Person Jesu zu Gott, dem Aater des
Universums, waren aus dem Gebiete der ursprünglichen
christlichen Weltreligion ausgeschlossen.
Da später eine ausgebreitete Kirche sich bildete und
in derselben manche für jene dürftige Zeit gelehrte Kir-
chenvorstände die Leitung übernahmen, wurden die Leh-
ren von Gott und von dem Messias Jesus der Gegenstand
specula^iver Streitfragen. Nicht zufrieden mit der ein-
fach würksamen, Geistveredelnden Religion, wollte man
bald idealistisch, bald realistisch begreifen, wie das
Seyn und Wirken Jesu mit dem Seyn und Wirken Gottes
Zusammenhänge, ob der in jener Körperlichkeit erschie-
nene Geist eine von dem Menschengeiste verschiedene ,
XXIV. Jahrg. 4. Heft, V