532
Olshausen, biblischer Commentar.
Rede, in weiche zu schauen nur solchen Begnadigten
(denen von dem Einen Gott Aller — dennoch Privilegir-
ten?) gegeben seyn müfste; AHes dagegen, was nicht
in eine Tiefe oder Hohe unter oder über die Menschheit
gedeutet wird, was viehnehr in der Mitte, auf dem
ebenen Boden des Menschtichen , sowohl der Geistes -
a!s der Körperkräfte, als möglich und wirklich zu zeigen
ist, heifst dann in dieser Fernsehekunst Gemein und Ver-
flachung. Deswegen sind Schriftausleger und Religions-
lehrer dieser Art immer in einer transcendenten An-
spannung ihrer Geistesaugen, um über den vorliegenden
Text hinweg in ein übermenschliches Dunkel hinab und
hinüberzublicken, wo ihnen, wie sie meinen, durch den
Geist, in der That aber nur durch eine, in das Nicht-
gesagte und Nichtgeoffenbarte überfliegende Phantasie,
eben das Geheimnisvolle als offenbar vorgehalten wird ,
welches sie sich zum voraus als Glaubensinhalt wahr-
scheinlich gemacht haben.
Als pietistisch bezeichnet sich die Methode des
Verfs. vornämlich dadurch, dafs er sich gerne auf son-
derbare Seelen-Erfahrungen beruft, und indem Er der-
gleichen Schwachsinnigkeiten auch den Kräftigeren an-
dichtet , nach ihnen seine Exegesen bildet. Von dem
Eliasartigen Johannes z. B. beredet sich Hr. O. S. 347,
„der Mann sey in innere Kämpfe über seine wegen
Jesus — Messias gemachte Erfahrungen gerathen. Denn
„im Leben jedes Gläubigen (S. 346.) stellen sich
dunkle, angefochtene Momente ein, in denen
auch die festeste und sicherste UeberZeu-
gung erschüttert und getrübt zu werden pflege."
Allerdings; wo das Glauben sich an mystisches
Phantasieren anschliefst, da wird es leicht schwach
und erschüttert, weil die Phantasie nicht immer lebhaft
bleibt. Deswegen aber verdient ein solches Glauben
nicht den Namen Ueberzeugung. Wer weifs, warum
er glaubt, kann in solche angefochtene, innere finstere
Stunden nicht verfallen. Beispiele werden zeigen , ob
Ree. diese Art von Mysticisnms, welche sich noch
Olshausen, biblischer Commentar.
Rede, in weiche zu schauen nur solchen Begnadigten
(denen von dem Einen Gott Aller — dennoch Privilegir-
ten?) gegeben seyn müfste; AHes dagegen, was nicht
in eine Tiefe oder Hohe unter oder über die Menschheit
gedeutet wird, was viehnehr in der Mitte, auf dem
ebenen Boden des Menschtichen , sowohl der Geistes -
a!s der Körperkräfte, als möglich und wirklich zu zeigen
ist, heifst dann in dieser Fernsehekunst Gemein und Ver-
flachung. Deswegen sind Schriftausleger und Religions-
lehrer dieser Art immer in einer transcendenten An-
spannung ihrer Geistesaugen, um über den vorliegenden
Text hinweg in ein übermenschliches Dunkel hinab und
hinüberzublicken, wo ihnen, wie sie meinen, durch den
Geist, in der That aber nur durch eine, in das Nicht-
gesagte und Nichtgeoffenbarte überfliegende Phantasie,
eben das Geheimnisvolle als offenbar vorgehalten wird ,
welches sie sich zum voraus als Glaubensinhalt wahr-
scheinlich gemacht haben.
Als pietistisch bezeichnet sich die Methode des
Verfs. vornämlich dadurch, dafs er sich gerne auf son-
derbare Seelen-Erfahrungen beruft, und indem Er der-
gleichen Schwachsinnigkeiten auch den Kräftigeren an-
dichtet , nach ihnen seine Exegesen bildet. Von dem
Eliasartigen Johannes z. B. beredet sich Hr. O. S. 347,
„der Mann sey in innere Kämpfe über seine wegen
Jesus — Messias gemachte Erfahrungen gerathen. Denn
„im Leben jedes Gläubigen (S. 346.) stellen sich
dunkle, angefochtene Momente ein, in denen
auch die festeste und sicherste UeberZeu-
gung erschüttert und getrübt zu werden pflege."
Allerdings; wo das Glauben sich an mystisches
Phantasieren anschliefst, da wird es leicht schwach
und erschüttert, weil die Phantasie nicht immer lebhaft
bleibt. Deswegen aber verdient ein solches Glauben
nicht den Namen Ueberzeugung. Wer weifs, warum
er glaubt, kann in solche angefochtene, innere finstere
Stunden nicht verfallen. Beispiele werden zeigen , ob
Ree. diese Art von Mysticisnms, welche sich noch