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^74 Coniideration# sur la naturc de l’homrae par le comte de Redern
Dieses ist weder billig- noch richtig-. Es ist ungerecht, Kan-
ten sein sehr grosses Verdienst rauben zu wollen, die Philosophie
wieder auf den rationellen oder kritischen Weg gebracht zu ha-
ben, auf welchem ihr Hauptstreben dahin gehen muss, den Stoff
der Wahrnehmung, von dem, was die Intelligenz hineinlegt, scharf
abzuscheiden. Vor ihm hatte keiner den Begriff noch die Cha-
ractere des Apriorischen bestimmt aufgefasst, und wenn auch Flume
eine gewisse Nothwendigkeit der Vorstellungen und angeborene
Eindrücke, in sofern man damit Vorstellungen versteht, die von
keinen andern herrühren, wie auch gewisse Principien in der As-
sociation der Ideen annimmt, so ist er so fern von allem Aprio-
rischen, dass er geradezu aussagt, alle Begriffe von Raum und
Zeit seyen so ungewiss, dass alle mathematischen Wissenschaften
mit ihnen ungewiss würden.
Leibnitz hätte eher angeführt werden können, allein seine
nothwendigen Wahrheiten und analytischen Begriffe verknüpft er
mit seinen angeborenen Begriffen und diese mit seiner Monadolo-
gie, so dass sich alles in die dunkeln Vorstellungen der schlafen-
den Monaden auflöst.
In der griechischen Philosophie ist der Begriff des Unendli-
chen, nehmlich des Unbegrenzten (aneipov) sehr alt: man findet
ihn in der Jonischen Schule kurz nach Thaies (629 v. Cbr.).
Bemerkungswerth ist es, dass bei dieser und der nachher zu Elea
entstandenen Schule gutentheils der Stoff vorhanden ist, welchen
die neuere kritische Philosophie verarbeitet hat.
(Anaximander) das Unendliche, von welchem Alles ausgeht,
und Alles sich wiederum auflöset; (Xenophanes) der Trug der
Sinnen; der Gedanke ist die unveränderliche Substanz, das einzige
Reale; Gott ist das vollkommenste Wesen, sich selbst gleich in
allen Theilen (die absolute Identität), Gott ist die Welt, die Welt
ist Gott. Die Analogieen sind auffallend. (Parmenides) das <pou-
vofxevov und voov^ievov $ Vernunft allein kann die Wahrheit er
kennen; aller Gedanke ist reell, hat ein correspondirendes Object;
alles Seyn ist identisch, das Welt-All ist identisch, überall gleich
reell, durch sich selbst begrenzt, die Continuität desselben schliesst
den leeren Raum aus, der ein Xichtseyn, also ein Unding ist etc.
Das alte Axiom: determinatio est negatio, ist verwandt mit der
Entzwreiung des unendlichen Ichs, das sich in seiner Selbstan-
schauung begrenzt, mit der absoluten Wahrheit in ihrer Entge-
gensetzung mit den endlichen Verstaudesbestimmungen, und über-
 
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