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752 Schöne Literatur: Wagner, Bnlagerung von Kolberg.
hen begehrt. Er beschwört Clotilden, diesen Plan mit ihrem gan-
zen Einflüsse zu fördern, und der bessern Stimme zu folgen,
C 1 o t i 1 d e.
Wie? hab’ ich nicht die Menschen läng'st erkannt? —
Dem Eigennutze dienen sie zumal
Und eitler Thorheit.
Schill.
Mädchen, stelle dich
Fühllos und hart; bist du doch auch geschaffen
Für Liebe, glüht in deinem Herzen doch
Jetzt oder künftig jene heisse Glut
Der Sehnsucht, nur zu leben und zu sterben
Für den Geliebten!
C1 o t i 1 d e.
Sie vermuthen kühn !
Bei dieser Liebesglut, die im Grunde des jugendlichen Her-
zens brennt, beschwört nun Schill die Vaterlandsliebe in ihren
Busen herauf.
CIo t ild e.
Sie schwärmen! doch ist’s wunderbar, wie mich
Die Rede tief im Innersten bewegt.
Schill.
Da steh' ich mit der glühenden Begierde
Im Herzen, wie ein schwaches Kind, bis mir
Die Vollmacht wird, zu streiten und zu kämpfen,
Und mit mir treue, wohlgesinnte Freunde.
CI ot il d e.
Und haben Sie kein and’res, näheres Ziel?
Schill antwortet mit Nein, und sobald Clotilde allein ist,
spricht sie:
Warum bethört lausch ich den Fhantasie’n!
Der wunde Mann, er ist noch krank und bleich.
Und schwärmt so feurig! — Wenn mit dieser Glut
Er einem Weibe sich ergäb’. Ich könnte
Das Weib beneiden, könnte tödtlich hassen
Die Glückliche!

{Fortsetzung■ folgt.)
 
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