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816 Domen Entwicklungsgeschichte der Lehre von der Person Christi
gische Ansicht Schelling’s beruhe auf der extensiven Unendlich-
keit, wornach Gott in keiner Gestalt ganz seyn könne, sondern
nur eine flüchtige Erscheinung sey; dieses suche er aber in sei-
ner Freiheitslehre zu verbessern, sie suche die Geschichte zu glie-
dern nach dem Maasse, in welchem der göttliche Geist siegreicher
sich im menschlichen Bewusstseyn emporhebe. Damit trete die
wahre Betrachtungsweise des Unendlichen siegreicher ein, nach
welcher es, in das Endliche eingehend, ihm immer mehr absoluten
Werth verleihe. Wenn der Yerf. ferner sagt: es habe sich Schel-
ling entschieden der intensiven Unendlichkeit zugewendet, und
dann mit Recht behauptet, Schelling identificire die Geschichte
Gottes mit der der Menschheit, und Gott sey daher nur Weltgeist,
und daraus ableitet, dass Schelling damit jenem äusserlichen Be-
griff eines extensiv Unendlichen verfallen sey, so ist diese Fol-
gerung ganz unstatthaft und steht im Widerspruch mit des Verf.
eigner Behauptung. Es tritt hier bei ihm eine Seite hervor, die
es ihm unmöglich macht, den eigentlichen entscheidenden Gesichts-
punkt gegen die bisherige Christologie zu gewinnen Es ist näm-
lich nicht blos der Gegensatz des Endlichen und Unendlichen, der
hier in Betracht kommt, sondern es sind ganz andere Fragen in
Betracht zu ziehen und zu beantworten, ehe man auf den wahren,
den Pantheismns für immer überwindenden Standpunkt gelangt.
Das, was hier näher in Betracht gezogen werden soll, ist die
Darstellung der HegeFschen Christologie und des Verf. eigene
Ansicht am Schlüsse der Schrift. Viele Einwendungen gegen
Hegel finde ich theils nicht ganz begründet, theils nicht scharf
und bestimmt genug gefasst. Die Theologen haben sich zu hüten,
dass sie bei Bekämpfung der Philosophie den Boden dieser nicht
verlassen,, und die Sache auf einen fremden überspielen und nicht
mit äusseren Bestimmungen hinzukommen, welche die Philosophie als
strenge Wissenschaft nicht anerkennen kann. Wer sich einmal
mit der Philosophie einlässt, muss auch auf ihrem Boden bleiben,
sonst ist er in Gefahr j blosse Luftstreiche zij führen. Der ver-
ehrte Verf. streitet nun meistens gegen die Philosophie mit den
Waffen derselben; nur zuweilen bringt er dogmatische Bestim-
mungen und äussere Rücksichten hinzu, und dieses ist bei der
Kritik über Hegel auch öfter der Fall. Aber auch nicht scharf
und bestimmt genug sind manche an sich wahre und gegründete
Einwendungen gegen die HegeFsche Christologie.

(Sc hluf • folgt )
 
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