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N°. 55.

REIDELBERGER

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

SCHOENE LITERATUR.

Bube: Deutsche Sagen.
(Beschluß s.)
Herr Adolph Bube in Nr. X. fügt zu seinen Thüringersa-
gen, die bereits vergriffen sind, in diesem Bändchen, das seinen
Gesichtskreis erweitert hat, deutsche Sagen. Er hat die der Ein-
falt der Sage angemessene Einfachheit, die als ein Hauptvorzug
seiner früheren Bearbeitungen mehrfach gerühmt worden ist, durch-
gängig zu bewahren gesucht, und man kann ihm dafür nur Dank
wissen. Es ist kein Zweifel, dass Dichterphantasie seine Stoffe
von innen heraus zu höheren Gedichten verklären könnte, aber
äusserlich poetischer Schmuck hätte sie nur verdunkelt, und
sie sind in dieser schlichten Gestalt dem Leser willkommner und
dem Genius, der sie umdichten wollte, zugänglicher und durch
keine Misshandlung entleidet.
Unter die besten der Sammlung gehören diejenigen Gedichte,
die wiederum Sagen der Heimath des Dichters behandeln. Die
Glocke, der die Erinnerung zur Qual wird, die drei Gleichen, das
Wächterglöckchen zu Weimar, das Standbild am Jacobsplatz zu
Gotha, das stille Kind bei Erfurt, Luthers Ring, St Sebald, die
Feuersbrunst im Kloster Yessra, die Gründung von Ohrdruf, der
I Sülgenbrücker Teich, der sterbende Kolk sind höchst anmuthige
Sagenbilder, keins zur Idee verklärt, aber auch keins ganz in den
Erdenstaub herabgezogen. In einigen andern ist der Dichter je-
doch unter die gepriesene Einfalt herabgesunken und hat Fortu-
\ naü Wunderblume im Kyffbäuser nicht gepflückt (vergl. S. 73).
Hierher gehört die Nutzanwendung:
Drum lasset euch bedeuten,
Und trinket nicht zu viel!
und die Fressgeschichte von den Bauern und dem Vogelschwarm.
wo es am Ende heisst:
XXXHl. Jahrg. 6. Heft.

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