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Brunner: Reise nach Senegambien.

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machte, ohne dabei weder zu hungern noch zu dursten, steht die
Entscheidung nicht zu. Um dies und das Nachfolgende verständ-
lich zu machen, muss noch bemerkt werden, dass Hr. Erunner
vorher berichtet hatte, dass der ehemalige Gouverneur der cap-
verdischen Inseln, Aniceto Martins eigentlich Besitzer der Salz-
werke ist, dass dieser aber, um seinem Feinde Manho, dem Gou-
verneur von Caboverde, entgegen zu arbeiten, nach Lissabon ge-
gangen und nur sein Sohn, Bruder, Schwager zurückgeblieben
war. Der Oberdirector des Ganzen war Souza Machado, dem Hr.
Brunner vom jungen Martins anempfohlen worden. Ref. will die
Zeilen hersetzen, worin Hr. Brunner den Zustand und die Bevöl-
kerung der Insel beschreibt, S. 225.
Aus Ncgersclaven der benachbarten portugiesisch-africani-
schen Colonieen bestand übrigens das ganze an die zwanzig
Köpfe zählende Hausgesinde beiderlei Geschlechts und jedes Al-
ters: Koch, Bäcker, Schlächter, Schlosser, Schmied etc. — alles
wohnte im Hintergebäude, unter einem Dach, jedoch in verschie-
denen Abtheilungen beisammen. In einer andern gegen Morgen
zu liegenden Häuserzeile wohnten die übrigen Beamten nebst den
beiden jungen Martins, ihren Gemahlinnen und Schwestern. Wei-
terhin in niederträchtigen, der portugiesischen Regierung wahrlich
wenig Ehre bringenden Barraken, Kommandant und Mauthbeam-
ten; ersterer war ein invalider Offizier von, wie mir schien, ziem-
lich beschränkten Begriffen, dessen Leibgarde aus etwa 20 nicht
übel uniformirten, aber höchst unmilitärisch aussehenden schwar-
zen Soldaten nebst einem galonnirten weissen Lieutenant bestand.
Letztere behandelten mich und meine hergebrachten Effecten zwar
mit Schonung, gelten aber auf der Insel durchgehend* für abge-
feimte Schurken.
Von der Salzinsel lässt sich Hr. Brunner, aus dessen Bericht
wir übrigens sehen, dass es freilich an Bäumen, aber doch nicht
an Pflanzen auf den capverdischen Inseln mangelt, nach Bona-
vista übersetzen, um auch dort ein paar Tage zu botanisiren. Er
sagt von dieser Insel: Kein Baum, kein Gebüsch, soweit man die
mit zwei vorragenden Berggipfeln gekrönte Insel überschauen
kann. Der Anblick wetteifert ordentlich mit jenem der Sal in
Nacktheit und Oede. Er fährt fort: Erst wenn man ein mit einem
neuen Castell versehenes Inselchen umschifft hat, befindet man sich
auf der Rhede von Bonavista und kann die wahre Ausdehnung
des auf etwa 60—70 Häuser und Hütten nebst circa 300 Einwoh-
ner sich belaufenden Fleckchens beurtheilen. Weiter unten be-
 
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