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Kaliilaa Ritusanhara von v. Bohlen.

tic researches versucht die Zeit der Abfassung’ eines wichtigen
astronomischen Werkes der Hindu, des Sürjasiddhänta zu bestim-
men, indem er berechnete, für welche Zeit die Angaben desselben
am meisten mit der Wahrheit Zusammentreffen. Da der angebliche
Verfasser jenes Werkes, Varähamihira ein Zeitgenosse des Ca-
lidäsa seyn soll, so wäre damit zugleich die Zeit unseres Dich-
ters bestimmt, wogegen freilich Andere wieder erhebliche Beden-
ken vorbrachten. Auf ähnliche Weise liesse sich vielleicht die
Heimath des Dichters bestimmen, wenn man untersucht, für welche
Oertlichkeit die in unserm Gedichte enthaltenen Angaben über
Clima und Vegetation wahr sind. Die Untersuchung wird aber
nicht nur dadurch erschwert, dass man nicht immer mit Sicherheit
anzugeben weiss, welche Pflanzen mit den Sanskritnamea bezeich-
net sind, sondern noch vielmehr dadurch, dass der Text noch gar
nicht festgestellt ist und gerade in den Pflanzennamen die Hand-
schriften sehr von einander abweichen. Namen von Städten oder
Flüssen kommen nicht vor, aber die Windhjaberge werden er-
wähnt (II, 28.). Auffallend ist, dass nirgends Palmen genannt
werden, und auch der Malajawind, der sonst eine so grosse Rolle
in den indischen Frühlingsliedern spielt, hier nur in einem unäch-
ten Zusatz einer Handschrift (S. 146) erscheint. Ferner ist auf-
fallend, dass in drei Jahrszeiten, also das halbe Jahr hindurch die
Nächte so kühl sind, dass es reift; denn es ist ganz willkürlich,
wenn Bohlen das Wort s'is'ira, das überall Frost und Reif be-
deutet, durch Thau übersetzt. Wenn irgendwo in Indien diese
Angaben zutreffen, so ist es auf der Hochebene, auf welcher die
alte Hauptstadt ug'g'ajini (Oujein in Malwa) steht, wo wirklich
nach der Tradition Calidasa gelebt haben soll. Damit stimmt auch
überein, dass der Dichter des Wolkenboten die Wolke auffordert,
auf ihrem Zuge Ug'g'ajini zu besuchen, denn wer diesen auf die
Erde versetzten Theil des Paradieses mit seinen Palästen und
Lustgärten, und die Augen seiner Bewohnerinnen nicht gesehen
habe, der habe das Leben nicht genossen. Uebrigens sind uns
diese inneren Landschaften Indiens noch fast ganz unbekannt,
und es fehlt daher auch von dieser Seite an Mitteln, die Beschrei-
bung des Calidasa zu bewähren.

(Sc hin ft folgt J
 
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