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Frölich: Des di lfe remis entre les nations civilisees. 559
er ihm auch die Folgerung zugibt, dass es den Deutschen an
praktischem Sinn fehle. Schon ihre Fortschritte in der Industrie
seit dem Zollverband bewiesen das Gegentheil, und sicher würden
sie auch in andern Gebieten, als dem des Gedankens, auf das sie
durch Verschliessung ihres Mundes so lange, wenigstens in poli-
tischen Dingen, fast allein beschränkt gewesen seyen, gleich tüch-
tig sich zeigen, sobald man ihnen nur zur Oeffnung der Zugänge
andere Mittel lasse, als die der Gewaltthätigkeit, die dem Natio-
nalcharakter nun einmal ebenso zuwider, als besonnenes und all—
maliges Fortschreiten ihm angemessen sey. Die gleiche Abnei-
gung gegen die heutige Bundesverfassung und die gleiche Idee
deutscher Nationaleinheit durchdringe alle Klassen (S. 131 ff.). Nur
über die Art der Realisirung dieser letzteren sey man sich unklar,
obwohl Alles dazu vorbereitet sey, daher das Stocken. Die drei
Haupthindernisse scheinen dem Verf. nun zu seyn : die Verbindung
mit Oestreich; das Daseyn der vielen souveränen Fürsten, unter
denen einige sehr verehrt seyen; endlich die Glaubensverschieden-
heit. Das erste Hinderniss hält er nun für leicht beseitigt und
auch das dritte dünkt ihm lange nicht von der Bedeutung in po-
litischen Fragen, als Manche sie ihm gern beilegen mögten, ob-
wohl er gewiss sehr mit Recht ernstliche Bedachtnahrae auf Läu-
terung des Gottesdienstes für ganz Europa im Interesse achter
Religiosität als höchst dringlich fodert und dabei von dem Einfluss
einer gesunden Filosofie und der freien Berathung von Konzilien
alles Gute hoffen zu können glaubt (S. 139,155 ff.). Merkwürdig
ist, was der Verf, nachdem er an die Mediatisationen erinnert hat,
oft mehr andeutet als ausführt (S. 133—138) über die Gründe der
dermaligen auffallenden Gleichgültigkeit des Volks gegen den
kleinstaatischen Konstitutionalismus unter der Obhut des Bundes,
und über die Motive, aus denen Preussen’s Regierung ihm sehr wohl
gethan zu haben scheint, dessen wenn auch reifes Volk bisher, wo
so sehr vieles Vorbereitende seit 1807 dort geschehen sey, noch
nicht zu emanzipiren, da es ihr nur dadurch möglich gewor-
den sey, Dies in der Kürze mit um so sichererm Erfolg für Deutsch-
lands demnächstige Einheit endlich zu thun. Dies zu erwarten,
habe freilich auch das mündig gewordene Volk ein gutes Recht
und einige Ungeduld sey ihm wohl nicht zu verdenken. Zum
Beleg, dass die Deutschen inzwischen von der Zollfreiheit des
Gedankengebiets guten Gebrauch gemacht haben, geht der Verf.
(S, 139 ff.) zur deutschen Wissenschaft und zur Schilderung ihrer
 
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