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Hoffmeister: Briefe aus Indien.

wurde weiter ins Land vorgedrungen und das Dorf Kjoek erreicht, wel-
ches vor langer Zeit einmal ein Europäer besucht hat; von da ging es
über Namdja zum Sutledsch, an dessen jenseitigem Ufer neue Mühen der
Wanderer warteten, denn der 6000 Fuss hohe Kamm der Felsendämme,
welche den Fluss einschliessen, war zu übersteigen, um in das Thal des
Li zu gelangen. Den 12. August kamen die Reisenden über einen der
bedeutendsten Pässe, den Haugarang, der 12,000 Fuss Höhe hat. Spä-
ter wurde das Thal des Ruskalong durchwandert und sodann der alte
Weg verfolgt, man berührte die Sutledsch-Ufer wieder, sah abermals
Pangi und Tschini und zog auf der Dakstrasse im Thale weiter. Als die
ersten Gebäude vom Dorfe Seran, namentlich ein Tempel und das soge-
nannte Schloss, die Sommer - Residenz des Rajah von Bissahir, sichtbar
wurden, erschien ein Abgesandter Seiner Herrlichkeit, der dem Prinzen
ein zierlich aufgezäumtes Pferd entgegenführte, um darauf in Seran ein-
zuziehen. Der öffentliche Empfang wurde jedoch abgelehnt. Zelte nah-
men die Reisenden auf. Am folgenden Tag empfing der Prinz den Be-
such des Rajahs und erwiederte solchen nach dem Mittagsmahl. Es gab
eine höchst interessante Scene von acht orientalischem Gepräge. Durch
ein halb verfallenes Thor, von neugierigen Zuschauern umdrängt, schritt
man in den grossen Hofraum, der mit einem Baldachin überspannt war.
Ein einfacher Eingang führte in das, im streng schmucklosen Gebirgs-
Style gebaute, Innere des Palastes; drei elegante Sophas mit seidenen
Ueberzügen standen dort im Kreise, hinter ihnen und zur Seite die Schaa-
ren weissgekleideter Hofleute mit gezogenen Säbeln in der Hand; einige
trugen als Herolde vergoldete Stäbe. Lange dauerte die Unterhaltung des
Prinzen uiit dem Rajah, die gewünschte Besichtigung des Hauses liess
letzterer jedoch unter dem Vorwände ablehnen, „dass die Götter darin
seien“. — Auf dem Wege nach Rampur wurde die Hitze des Flach-
landes wieder fühlbar. Am 4. September kamen die Reisenden in Sim-
lah an, dem englischen Badeorte, wo englische Officiere in Menge sich
befanden. Die Stadt gewährt einen seltsamen Anblick, da sie fast nur
aus einzelnen Pavillons besteht. Von Simlah, woselbst die Zeit fast
ganz mit Diners, Bällen und Festen hinging, begab man sich uach Fe-
rozepur.
Dreizehnter Brief. Unterdessen waren die Sikhs, 30,000 Mann
stark, über den Sutledsch gegangen und in englisches Gebiet eingebro-
chen. Der Prinz hatte mit seinen Gefährten schon am 22. November
Ferozepur verlassen, kehrte aber unverzüglich nach Ludiana und Umbal-
lah zurück. H. schildert das Gefecht bei Mutki. Er schliesst mit der
 
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