Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
14

Schlosser; Die Kirche in ihren Liedern durch alle Jahrhunderte.

der Literatur und Kunst alter und neuer Zeit; an praktischer Ge-
schäftsführung im Gebiete des Rechtes und der Verwaltung genug
beiheiligt, um seine Einsicht, seine Gewissenhaftigkeit zu bewähren
und um auch diese Seite des Lebens aus eignem Wirken kennen zu
lernen; dabei aber zugleich durch freie Musse und glückliche äus-
sere Verhältnisse in den Stand gesetzt, das Interessanteste und Beste
kennen zu lernen und sich anzueignen, was Literatur und Kunst,
was die Welt und die Gesellschaft bieten kann. Mit diesen innern und
äussern Vorzügen lebt der Verewigte nicht bloss in dem Andenken
und in dem Herzen seiner Freunde und Verehrer fort, sondern er hat
auch für weitere Kreise Interesse und Bedeutung. Solche Existenzen
sind überhaupt, namentlich aber in unserm Deutschland, nicht so häufig;
ein grosser Theil der ohnehin nicht so zahlreichen Klasse der Ge-
sellschaft, welcher eine freie Musse und glückliche äussere Lage
beschieden ist, verliert sich nur zu oft in den äussern Zerstreuun-
gen und Genüssen des Lebens, ohne ernste Theilnahme an geistigen
Interessen und geistiger Beschäftigung; bei denjenigen aber, deren
Beruf diesem letzteren Gebiete angehört, treten nicht selten Ge-
schäftsmechanismus und Standesinleresse, Schulweisheit und lite-
rarische Industrie störend ein. Läge die innere geistige Entwicklung
Schlossers seit der Zeit als er zum Manne herangereift war,
lägen seine innere Erlebnisse vor uns offen da zugleich mit seinen
Wahrnehmungen, Erfahrungen, Beobachtungen der Zeitereignisse, der
politischen und literarischen Zustände und Persönlichkeiten; läge vor
uns, was er an Erfahrungen und Urtheilen im Verkehr mit so vielen
ausgezeichneten Zeitgenossen über wichtige Fragen der Zeit gab
und empfing, — gewiss es wäre dieses ein nicht unbedeutender
Theil der deutschen Kulturgeschichte von dem Anfänge dieses Jahr-
hunderts an. Könnten wir Alles dieses in dem Spiegel des Geistes
Schlossers sehen, so läge darin eine sichere Bürgschaft der unge-
trübten Treue und Klarheit der Bilder. Wie darin Manches, was
der laute Markt der Zeil als gross preist., in einem viel kleinern
Maasse sich darstellen würde und umgekehrt, so würde gewiss auch
manches Bild, welches der Unverstand und die Böswilligkeit zu ver-
unstalten und anzuschwärzen suchten, in seiner ursprünglichen Ge-
stalt und Schönheit von Allen anerkannt werden.
Doch wenden wir uns von der Erinnerung eines an geistigem
Gehalte so reichen Lebens, welches in dem engen Rahmen eines
biographischen Porträts hier eingefasst vor uns liegt, zu der nähern
Betrachtung des Denkmals, welches ebenso den frommen Sinn des
Verfassers als seine geistige Begabung beurkundet. Das erste Buch:
„ Alttesta m entlieh — Neu tes ta men llic h enthält von alt—
testamentlichen Stücken äusser dem Siegesgesange Mosis, vornehm-
lich eine Auswahl von Psalmen, darunter die sieben Busspsalmen
und die in dem römischen Brevier in das Komplelorium eingereihten,
nach der Vulgata übersetzt mit Beibehaltung der Form des Origi-
nales, Dabei werden dieselben Psalmen auch in gereimten jambi-
 
Annotationen