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Alterlbümer des Mainzer Museums.

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Silber, uncl an der obern Hälfte desselben sind zwei starke goldne
Bänder mit je zwei goldnen Ringen zur Befestigung des Lederwer-
kes, an dem das Schwert getragen wurde. Je zu jeder Seite dieser
zwei Bänder laufen mit Eichenlaub verzierte dünne goldne Reife.
Und weiter enthält die noch vorhandene Seile der Scheide:
a) oben an der Scheide, an dem Griffe, ein Beschlag oder eine
Einfassung und zwar ein Relief, auf dem ein Imperator, gleich dem
Olympischen Jupiter, auf einem Throne sitzt, den linken Arm auf
einem grossen runden Schild mit der Aufschrift: „Felicitas Ti-
berii“ stützend und mit der rechten Hand eine kleine geflügelte
Victoria mit dem Siegeskranze und einem Palmzweige entgegen-
nehmend, welche ihm ein jugendlicher Krieger in der Tunica und
dem Panzerhemde, über das hinten ein langer Feldherrnmantel fällt,
darreichet. Zur Rechten des Imperators steht eine ruhige alte Göt-
tergestalt mit starkem Barle, gleichfalls in dem Panzer und mit
Schild und Spiess. Und hinter dem Imperator befindet sich noch
eine vierte Figur, eine grosse geflügelte hüpfende mit einem Speere
in der Linken und mit einem Schilde mit den Worten: „vic. Äug.“
in der Rechten;
bj gerade an ihrer Mitte zwei runde vergoldete Reife von
Silber, um einen dreifachen Lorbeerkranz, die das mit dem Lorbeer
umwundene Haupt eines Imperators umschliessen;
c) unterhalb des letzten ein weiterer ganz breiter mit Eichen-
laub oben und unten verzierter goldener Reif, ohne die Ringe, und
d) ganz unten, ein spitzig zugehendes Beschlag von Gold, an
dem man schauet in zweien Ablheilungen: 1) oben an dem brei-
tem Theile einen offenen Tempel von eigcnlhümlicher Form mit
Säulen und einem Bogen in der Milte, in dem ein grosser Adler
mit empor gehobenen Schwingen steht, welcher eine Schnur mit
vier runden Kügelchen, wie Perlen, in dem Schnabel hält; und
2) unter dem Tempel, an dem spitz zugehenden Scheidetheile, eine
leichte schwebende, munter frohlockende Amazone in aufrechter
Stellung mit einem Wurfspiesse in der Linken und mit einer Dop-
pelaxt in der Rechten.
Dieses Schwert, das sich durch die Schönheit seiner toreuli-
sehen Arbeit so sehr auszeichnet, kam in den Besitz des Mainzer
Kunst- und Antiquitätenhändlers Joseph Gold; und der verstor-
bene Hr. Dr. Laurenz Lerseh in Bonn hat nicht nur zuerst eine
schöne lilhographirle Abbildung in Folio von demselben verfertigen
lassen, sondern auch zu dessen vollständiger Erklärung eine eigene
Abhandlung geschrieben. Also wurde das grössere Publikum mit
diesem Schwerte bekannt, und haben die Gelehrten überhaupt sich
an der Erklärung der drei Basreliefs desselben zahlreich versucht.
Die Herren Klein und Becker sprechen in dem vorgenannten
zweiten Hefte und in dem Nachtrage zu demselben in dem dritten
Hefte ihre Ansicht über dieses Schwert aus, und nach derselben ist
es ein Ehrendegen, welchen der Kaiser Augustus machen liess und
 
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