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Ewald: Jahrbücher der biblischen Wissenschaft.

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Prof. Ewald eine Erweiterung verdankt, von der man vor ihm keine
Ahnung halte. Und doch beschränkt sich hierauf sein Verdienst kei-
neswegs: auch den kritisch-technischen Sprachschatz der „dummen“
Deutschen hat er auf eine ganz entsprechende Weise bereichert,
und das gemeine Recensententhurn zu einer wahrhaften Schimpfkunst
ausgebildet, für deren Begründung, fände in unsern Tagen wirk-
liches Verdienst überhaupt noch Belohnung, ihm gewiss schon längst
ein eigener Lehrstuhl errichtet worden sein würde, versieht sich, in
einer der — Irrenanstalten des Landes. Hört man ihn inzwischen
„schillern“ und „blinkeln“, „wuscheln“ und „Wischiwaschi-en“,
„flunkern“ und „faseln“, „kauderwelschen“ und „übertölpeln“, „schän-
den“ und „lügen“; hört man ihn solche Ausdrücke im Munde füh-
ren wie: „dick aufgehäufter unsinn“, „dickste finsterniss“, „sudelei“,
„schund“, „unflath“, „gewäsch“, „geschmier“, „grinsender Hohn“, „mör-
derisches gift“, „lügenhaftes, gräuliches, abscheuliches, schauderhaftes,
ruchloses, niederträchtigstes treiben“, „seichtes, falsches, feiges
und liederliches denken“, „eitles wortmachen und fades, giftiges,
schändliches, unsinniges, albernes, tolles schwäzen“, „jämmerliches,
schiefes, unsicheres, luftiges erklären“; hört man ihn — o der hei-
ligen Weihe und himmlischen Ruhe wahrer Wissenschaft! — seine
„Wissenschaft und unwissenschaft in einen weichen brei kochenden“
Gegner „vollbackige marktschreier“, „verbrannte köpfe“, „falsche
nachäffende Lutherlinge“, „giftige schlangen“, Leute „aus drei flicken
zusammengenäht so gut das gehl“, „dunkelmänner“, „heuchler“,
„gottlose, gottverlassene, niederträchtige Atheisten“, „Literaturjuden“,
„gräuliche hasser“, „hohnlächelnde störer aller Wissenschaft“, „ruch-
lose“ , „dummstolze“, „liederliche gesellen“, „viehische denker“,
„lügner“, „eine schmutzige Hanswurstarlige zunft“ u. s. w. u. s. w.
schelten: sollte man da nicht glauben auf dem klassischen Boden
von Billingsgate zu stehen? Wahrlich, Hr. Prof. Ewald brauchte
dem englischen Fischweibercollegium nur ein Exemplar seiner
Jahrbücher zu übersenden, um „einstimmig“ als Ehrenmitglied in
ihre berühmte Sippschaft aufgenommen zu werden; und eine solche
Auszeichnung müsste ihm denn doch eine süsse Genugtuung für
das „achselzuckende stillschweigen, den hohn und spott oder gar
noch schlimmeres“ sein, auf das er sich mit einer so richtigen
Selbstwürdigung seiner „anrede“ (IV. 184) von Seiten der „dum-
men Deutschen “ gefasst macht.
Der zweite in der Einleitung noch zu bemerkende Punkt ist,
dass Hr. Prof. Ewald in Beziehung auf die selbstständigen Abhand-
lungen der Jahrbücher“, die öffentliche Versicherung gibt: „auch
„hier sei sein zweck, wie er es von jeher überall war, nicht streit
„noch weniger zank und geschrei, sondern — nützliches zu thun.“
Wie! Er, bekanntlich (III, 97) die Wissenschaft, die Wahrheit,
das Christentum (III, 285), die frömmste Frommheit (I, 19), die
schlichte Wahrheitsliebe, die treueste und gewissenhafteste Aufrich-
tigkeit (IV, 4—5) selber, Er, der „das schimpfen und das hoch-
 
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