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Grotefend: Erläuterung einer Inschrift aus Nimrud.
Erläuterung einer Inschrift des letzten assyrisch - babylonischen Königs
aus Nimrud, mit drei Zugaben, vom Schulrath Dr. S. J. Grote-
fend. Hannover, Hahn 1853. 44 Seiten in 4. mit einer Tafel.
Unser ehrwürdiger Grotefend fährt rüstig fort, bald durch Ab-
handlungen in verschiedenen Zeitschriften, bald durch kleine Schrif-
ten, wie die vorliegende ist, das Werk seiner Jugend, die Entziffe-
rung der Keilschriften, dem Ziele näher zu bringen. Die anzuzei-
gende Schrift ist, wie schon die Widmung an den König von Hannover
erwarten lässt, unter diesen kleinen Arbeiten Grotefends eine der
wichtigsten, und obgleich von geringem Umfang, doch nicht ohne
reichen und bedeutenden Gehalt. Grotefend nimmt nämlich hier von
einer Inschrift aus Nimrud, welche drei Königsnamen enthält, die er
ganz anders als Rawlinson liest und deutet, erwünschte Veranlas-
sung, in der ersten Zugabe seine ganze Ansicht von der Zeit-
folge der assyrischen und babylonischen Könige im Zusammen-
hang darzulegen nach seiner Auffassung der Inschriften. Nach ihm
würde die Geschichte sich folgender Massen gestalten. Der älteste
assyrische König, den die Inschriften nennen, ist Sarak; dessen
Sohn und Thronfolger Phalach Eser identisch ist mit dem Pha-
lach der LAN, dem Pb ul, der nach dem 2. Buch der Könige zur
Zeit des Menahem, zwischen 766 und 756 in Israel einfiel. Ihm
folgte As na bar, von dem das älteste Denkmal Assyriens, der Nord-
westpalast von Nimrud, erbaut ist. Dieser ist der grosse Asnapar,
welcher nach Esra IV, 10 fremde Völker nach Sämaria verpflanzte;
und derselbe ist T i g 1 a t h p i 1 e s e r, der 737 Damascus erobert, und
in Hosea auch Jareb genannt wird; er regiert bis 732. Ihm folgt
sein Sohn S ha 1 man eser 732—692. Seine Unterkönige waren
Sanherib und Sargon. Auf dem Obelisk vor Nimrud ist ab-
gebildet, wie Juah, der Kanzler des Hiskia, nach der Forderung
Sanheribs Tribut an Shalmaneser überbringt im Jahr 710. In den
86 Jahren von Shalmanesers Tod bis zur Eroberung Ninivehs durch
Nabopalassar und Kyaxares 606 regieren nach den Inschriften Shal—
manesers Sohn und Enkel, Bussi Cham und Sarak. Nach der
Eroberung regierte Nebukadnezar 604—562; er ist der Erbauer
von Khorsabad, und ebenderselbe legte den Grund zu Kujjundschick.
Ihm folgte sein Sohn Belsazer, auch Evi Im er o dach genannt.
Dieser wurde nach den Inschriften im dritten Jahr seiner Regierung
von Nergh a 1 sharezer, der im Kanon Nerikassolasser heisst,
ermordet. Es folgte aber 556 Belsazcrs Sohn, Asnas, der letzte
König von Babylon, der auch Nabonadius oder Labynetus
genannt wird, dieser ist der Erbauer des jüngsten assyrischen Denk-
mals, des Südwestpalastes in Nimrud.
Diess ist in Kürze das System Grotefends; dessen nähere Be-
gründung und weitere Anführung in der angezeiglen Schrift nach-
t, Ö O O G?
gelesen werden kann. Wir wollen hier durchaus nicht in eine Kri-
tik dieses Systems eingehen; wir bemerken bloss, dass es von den
Grotefend: Erläuterung einer Inschrift aus Nimrud.
Erläuterung einer Inschrift des letzten assyrisch - babylonischen Königs
aus Nimrud, mit drei Zugaben, vom Schulrath Dr. S. J. Grote-
fend. Hannover, Hahn 1853. 44 Seiten in 4. mit einer Tafel.
Unser ehrwürdiger Grotefend fährt rüstig fort, bald durch Ab-
handlungen in verschiedenen Zeitschriften, bald durch kleine Schrif-
ten, wie die vorliegende ist, das Werk seiner Jugend, die Entziffe-
rung der Keilschriften, dem Ziele näher zu bringen. Die anzuzei-
gende Schrift ist, wie schon die Widmung an den König von Hannover
erwarten lässt, unter diesen kleinen Arbeiten Grotefends eine der
wichtigsten, und obgleich von geringem Umfang, doch nicht ohne
reichen und bedeutenden Gehalt. Grotefend nimmt nämlich hier von
einer Inschrift aus Nimrud, welche drei Königsnamen enthält, die er
ganz anders als Rawlinson liest und deutet, erwünschte Veranlas-
sung, in der ersten Zugabe seine ganze Ansicht von der Zeit-
folge der assyrischen und babylonischen Könige im Zusammen-
hang darzulegen nach seiner Auffassung der Inschriften. Nach ihm
würde die Geschichte sich folgender Massen gestalten. Der älteste
assyrische König, den die Inschriften nennen, ist Sarak; dessen
Sohn und Thronfolger Phalach Eser identisch ist mit dem Pha-
lach der LAN, dem Pb ul, der nach dem 2. Buch der Könige zur
Zeit des Menahem, zwischen 766 und 756 in Israel einfiel. Ihm
folgte As na bar, von dem das älteste Denkmal Assyriens, der Nord-
westpalast von Nimrud, erbaut ist. Dieser ist der grosse Asnapar,
welcher nach Esra IV, 10 fremde Völker nach Sämaria verpflanzte;
und derselbe ist T i g 1 a t h p i 1 e s e r, der 737 Damascus erobert, und
in Hosea auch Jareb genannt wird; er regiert bis 732. Ihm folgt
sein Sohn S ha 1 man eser 732—692. Seine Unterkönige waren
Sanherib und Sargon. Auf dem Obelisk vor Nimrud ist ab-
gebildet, wie Juah, der Kanzler des Hiskia, nach der Forderung
Sanheribs Tribut an Shalmaneser überbringt im Jahr 710. In den
86 Jahren von Shalmanesers Tod bis zur Eroberung Ninivehs durch
Nabopalassar und Kyaxares 606 regieren nach den Inschriften Shal—
manesers Sohn und Enkel, Bussi Cham und Sarak. Nach der
Eroberung regierte Nebukadnezar 604—562; er ist der Erbauer
von Khorsabad, und ebenderselbe legte den Grund zu Kujjundschick.
Ihm folgte sein Sohn Belsazer, auch Evi Im er o dach genannt.
Dieser wurde nach den Inschriften im dritten Jahr seiner Regierung
von Nergh a 1 sharezer, der im Kanon Nerikassolasser heisst,
ermordet. Es folgte aber 556 Belsazcrs Sohn, Asnas, der letzte
König von Babylon, der auch Nabonadius oder Labynetus
genannt wird, dieser ist der Erbauer des jüngsten assyrischen Denk-
mals, des Südwestpalastes in Nimrud.
Diess ist in Kürze das System Grotefends; dessen nähere Be-
gründung und weitere Anführung in der angezeiglen Schrift nach-
t, Ö O O G?
gelesen werden kann. Wir wollen hier durchaus nicht in eine Kri-
tik dieses Systems eingehen; wir bemerken bloss, dass es von den