124
Reichlin-Meldegg: Paulus lind seine Zeit.
neuen Schwung zu geben“ beabsichtige. „Keiner, fügte der erleuch-
tete Staatsminister in diesem Schreibeti bei, unter den theologischen
Lehrern auf irgend einer Universität scheint mir so vollkommen geeig-
net, jenen Zweck zu erfüllen, als Euer Wohlgeboren“ u. s. w. (S. 422}.
Am 10. December 1810 erhielt Paulus das von Reizensteins
Amtsnachfolger, Freiherrn v. Andlavv, contrasignirle Anstellungs-
dekret als geheimer Kirchenrath und ordentlicher Professor der Theo-
logie und Philosophie für die Fächer der Exegese und Kirchenge-
schichte in Heideibergf
Mit der üebersiedlung desselben an diese, durch Carl Fried-
richs unsterblichen Genius neu belebte Universität, zu deren grö-
slen Zierden er so viele Jahre gehörte, beginnt der zweite Band.
Dieser schildert vorerst in einer gedrängten Einleitung das Gross-
herzogthum Baden und seinen damaligen Regenten, den unsterblichen
Carl Friedrich, die Universität Heidelberg und die mit der-
selben so innig verwobene Wirksamkeit des ausgezeichneten Ken-
ners der Wissenschaft, Sigmund von Reizenstein (’S. 1—24}.
Sodann geht die Biographie zur speciellen Zeichnung der Universi-
tät Heidelberg und ihrer bedeutenden Lehrer kurz vor und nach
der Berufung unseres berühmten Goltesgelehrten über. In diesem
Abschnitte werden charakteristische, bisher ungedruckte Originalbriefe
von Gries, C r e u z e r, Johann Heinrich Voss, Heise, T h i-
baut und Daub, welche sich theils auf Paulus, theils auf die Uni-
versitälszustände beziehen, wörtlich gegeben (S. 24—41}. Unmittelbar
an diese Schilderung-schliesst sich die Darstellung seiner Lehrwirksam-
keit in Heidelberg bis zum Jahre 1832 an, in welchem er sich aus
Gesundheitsrücksichten von der akademischen Thätigkeit zurückziehen
musste (S. 41—58}. Er nahm die Sache ernst und wichtig; er
halle zum erstenmale über Kirchengeschichte zu lesen, während er
fast über alle andern Theile der Theologie in Jena Vorträge gehal-
ten hatte. Im Frühlinge 1811 kam er nach Heidelberg und schon
am 20. Juli dieses Jahres schrieb er an Schnurrer: „Fast über
alle Theile der Theologie hätte ich ausgearbeitete Vorbereitungen
von den Todten auferstehen lassen können. Aber auch die Kir-
ch e n g e s c h i ch t e soll ich nun einmal veranlasst sein ex professo
durchzuarbeiten. Ich habe mir gelobt, so viel möglich,
nur aus erneuerter Ansicht der Quellen zu referi-
ren“ ('S. 43}. Zunehmend stieg die Frequenz der theologischen
Facultät nach seiner Berufung. Als er nach Heidelberg kam, waren
daselbst nur 35 Zuhörer, und diese Zahl stieg nun von Semester zu
Semester, bis sie im Winter 1831—32 beinahe auf das Dreifache
sich gehoben halle. Wegen zu anhaltender und vielseitiger Thätig-
keit ergriff ihn am Frohnleichnamsfeste des Sommers 1812 ein schlag-
ähnliches Uebel, von dem er sich nur langsam und durch möglichste
Schonung erhole.
Doch schon im Winter 1812 auf 13 begann er nun aufs Neue
seine Vorlesungen, und setzte sie mit einer nach und nach in ver-
Reichlin-Meldegg: Paulus lind seine Zeit.
neuen Schwung zu geben“ beabsichtige. „Keiner, fügte der erleuch-
tete Staatsminister in diesem Schreibeti bei, unter den theologischen
Lehrern auf irgend einer Universität scheint mir so vollkommen geeig-
net, jenen Zweck zu erfüllen, als Euer Wohlgeboren“ u. s. w. (S. 422}.
Am 10. December 1810 erhielt Paulus das von Reizensteins
Amtsnachfolger, Freiherrn v. Andlavv, contrasignirle Anstellungs-
dekret als geheimer Kirchenrath und ordentlicher Professor der Theo-
logie und Philosophie für die Fächer der Exegese und Kirchenge-
schichte in Heideibergf
Mit der üebersiedlung desselben an diese, durch Carl Fried-
richs unsterblichen Genius neu belebte Universität, zu deren grö-
slen Zierden er so viele Jahre gehörte, beginnt der zweite Band.
Dieser schildert vorerst in einer gedrängten Einleitung das Gross-
herzogthum Baden und seinen damaligen Regenten, den unsterblichen
Carl Friedrich, die Universität Heidelberg und die mit der-
selben so innig verwobene Wirksamkeit des ausgezeichneten Ken-
ners der Wissenschaft, Sigmund von Reizenstein (’S. 1—24}.
Sodann geht die Biographie zur speciellen Zeichnung der Universi-
tät Heidelberg und ihrer bedeutenden Lehrer kurz vor und nach
der Berufung unseres berühmten Goltesgelehrten über. In diesem
Abschnitte werden charakteristische, bisher ungedruckte Originalbriefe
von Gries, C r e u z e r, Johann Heinrich Voss, Heise, T h i-
baut und Daub, welche sich theils auf Paulus, theils auf die Uni-
versitälszustände beziehen, wörtlich gegeben (S. 24—41}. Unmittelbar
an diese Schilderung-schliesst sich die Darstellung seiner Lehrwirksam-
keit in Heidelberg bis zum Jahre 1832 an, in welchem er sich aus
Gesundheitsrücksichten von der akademischen Thätigkeit zurückziehen
musste (S. 41—58}. Er nahm die Sache ernst und wichtig; er
halle zum erstenmale über Kirchengeschichte zu lesen, während er
fast über alle andern Theile der Theologie in Jena Vorträge gehal-
ten hatte. Im Frühlinge 1811 kam er nach Heidelberg und schon
am 20. Juli dieses Jahres schrieb er an Schnurrer: „Fast über
alle Theile der Theologie hätte ich ausgearbeitete Vorbereitungen
von den Todten auferstehen lassen können. Aber auch die Kir-
ch e n g e s c h i ch t e soll ich nun einmal veranlasst sein ex professo
durchzuarbeiten. Ich habe mir gelobt, so viel möglich,
nur aus erneuerter Ansicht der Quellen zu referi-
ren“ ('S. 43}. Zunehmend stieg die Frequenz der theologischen
Facultät nach seiner Berufung. Als er nach Heidelberg kam, waren
daselbst nur 35 Zuhörer, und diese Zahl stieg nun von Semester zu
Semester, bis sie im Winter 1831—32 beinahe auf das Dreifache
sich gehoben halle. Wegen zu anhaltender und vielseitiger Thätig-
keit ergriff ihn am Frohnleichnamsfeste des Sommers 1812 ein schlag-
ähnliches Uebel, von dem er sich nur langsam und durch möglichste
Schonung erhole.
Doch schon im Winter 1812 auf 13 begann er nun aufs Neue
seine Vorlesungen, und setzte sie mit einer nach und nach in ver-