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Nr. 33.

HEIDELBERGER

1870.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.


Buchholz: Sittliche Weltanschauung des Pindar
und Aeschylos.

(Schluss.)
Es zeigt sich, namentlich was die Familie und die Verwandt-
schaftsverhältnisse betrifft, eine eben so würdige und edle Auffas-
sung, die bis in alle einzelnen Verhältnisse eingreift; auch hier tritt
die Heiligkeit des Ehebundes, der unter den Schutz des höchsten
Gottes, Zeus gestellt ist, in gleich erhebender Weise hervor, und
nicht mit Unrecht bemerkt der Verf. am Schlüsse seiner desfalsi-
gen Darlegung, »wie der fromme Dichter, der jedes sittliche Ver-
hältniss in die Sphäre seiner erhabenen Weltanschauung zu er-
heben weiss, den ehelichen Bund als ein Glied der sittlichen Welt-
ordnung hinstellt und ihm dadurch die höchste Weihe ertheilt, die
der Nichtchrist, welcher von der später durch das Christenthum
der Ehe zu Theil gewordenen Verklärung keine Ahnung haben
konnte, ihr nur zu ertheilen vermochte« (S. 158). Die gleiche
Auffassungsweise spiegelt sich auch im Staate ab, der ja eigentlich
nur eine Erweiterung der Familie ist und daher von dem gleichen
sittlichen Standpunkt getragen ist; wenn daher Aeschylos
die königliche Würde in allem Glanz und aller Hoheit darstellt,
so verkennt er doch darum nicht die Pflichten, welche dem Herr-
scher diese Würde auferlegt, eben so wie auch dabei die Rechte
des Volkes zur Geltung kommen sollen, und erscheint ihm Nichts
verhasster als die Herrscherwillkür eines Einzelnen, als die despo-
tische Tyrannei; und fasst der Verfasser die Summe der Anschau-
ungen des Dichters in dieser Beziehung dabin zusammen: »dass
nur diejenige Staatslenkung ein Volk zu beglücken vermag, welche
von Despotie und Anarchie gleich weiten Abstand hält, und dass
endlich Frieden und Glück nur dann im Staate einkehren, wenn
fromme, heilige Scheu und Erkenntniss des Rechten seine Bürger
beseelt, und wenn sie im Glück nicht vergessen, in Demuth die
Götter zu ehren« (S. 167).
Das dritte Capitel: »der Mensch nach seiner sittlichen Selbst-
bestimmung« beginnt mit Erörterung der religiösen Anschauungen
des Aeschylos, weil diese allerdings mit seinen sittlichen An-
schauungen zusammenlaufen oder vielmehr die Grundlage der letz-
teren bilden. Mit Recht scheint uns der Verfasser die Bedeutung,
in der Zeus bei Aeschylos erscheint, hervorgehoben zu haben, in-
LXIIL Jahrg. 7. Heft. 38
 
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