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37· HEIDELBERGER 1870.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Die Schutz flehenden des Aeschylus nebst Einleitung und Commentar.
Von Johannes Ober dick. Berlin. Verlag von J. Gutten-
tag. MDCCCLX1X. VI, 202, 8.
An dieser Tragödie, die hinsichtlich ihrer corrupten üeber-
lieferung die übrigen Aeschyleischen übertrifft, haben sich bedeu-
tende Kräfte von jeher versucht. Unter den altern ragen Turnebus,
Auratus, Scaliger hervor, auch Victorius, Robertson, Stanley ver-
dienen genannt zu werden, manchen glücklichen Gedanken hatte
Schütz, und vor ihm Heath und Pauw, später Porson, dann Bothe,
Wellauer, Dindorf, Hartung, Bamberger: Die Arbeiten dieser Vor-
gänger benutzte G. Hermann in seiner grade für die Hiketiden
vorzugsweise verdienstvollen und wichtigen Ausgabe. Viele Strecken
sind hier gleichsam erst urbar gemacht worden, manche Lücke ist
glücklich ausgefüllt, andere zuerst nachgewiesen. So bezeichnet
diese Bearbeitung im Vergleich mit allen frühem einen mächtigen
Fortschritt. Indess hat auch nach ihr die Erforschung von Ae-
schylus’ Eigenthümlichkeit in der Form des Dialoges und Chores
nicht geruht; namentlich haben Weil, Westphal und Rossbach die
strenge Symmetrie, welche der Dichter in beiden durchaus ein-
hielt, überzeugend dargelegt und dadurch manche ehemals gern
angenommene Meinung jenes grossen Kritikers umgestossen. Die
Abtheilung nicht weniger strophischen Glieder musste eine andere
werden, die Responsion einzelner Füsse genauer, dies zum Theil
in Folge von Heimsoeths*) Untersuchungen; für Echtheit oder
Unechtheit mehrerer Verse des Dialogs gewährte die Stichomythie
ein nicht leicht trügendes Kriterium.
Der Herausgeber, hervorgegangen aus Westphal’s Schule, die
in dem von ihm öfters angeführten Aeschyluskränzchen (vgl. 99,
100, 104 und sonst) mit vielem Eifer diesem Tragiker sich wid-
mete und manches schöne Ergebniss zu Tag gefördert bat, ver-
dient alle Anerkennung für sein umsichtiges Eindringen in jegliche
Seite der schwierigen Aufgabe, wie für die bündige und klare Fas-
sung des Commentars. Hervorzuheben ist besonders die sorgfältige
Achtsamkeit auf den Zusammenhang, wodurch Oberdick sich um
die richtige Anordnung mehrerer Stellen ein grosses Verdienst er-
worben hat; wir weisen im Voraus auf das Gespräch des Danaos
mit seinen Töchtern 193 sqq. hin, wie auf das, welches diese mit
Pelasgos 281 sqq. führen, ferner auf die treffende Umstellung von

*) Vgl. z. B. 407, 418, 531, 550, 569, 574.
LXIII. Jahrg. 8. Heft-

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