Nr. 41.
HEIDELBERGER
1870.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Commenlationes evigraphicae scripsit Ric ar du s N eub auer Phil.
Dr. Adjectae sunt tabulae quatuor. Berolini apud S. Calvary
ejusque socitim. A. MDCCCLXIX. gr. 8.
Vorliegende Schrift ist ein erfreulicher Beweis der fortdauern-
den Pflege griechischer epigraphischer Studien in Deutschland,
speciell auf dem Boden Berlins unter dem nachhaltigen Einflüsse
des verewigten Altmeisters Böckh, jetzt vor allem unter Anregung
Prof. Ad. Kirchhoffs, von Ernst Curtius und Joh. Brandis, während
begreiflicherweise die zwei letzten Jahrzehnte das Lateinische ge-
rade auf diesem Gebiete in der Umgebung und unter dem Einfluss
von Mommsen und Ritschi eine so überaus reiche und glückliche
Pflege erfahren bat. Der Verf. derselben bringt zu den hier ver-
öffentlichten, schwierigen Detailuntersuchungen schätzenswerthe Vor-
bedingungen hinzu, eine tüchtige Uebung der Lektüre und genaue
Kenntniss des neuen inschriftlicben Materiales, eine Methode sorg-
fältiger Vergleichung unter bestimmten Gesichtspunkten, besonders
chronologischen, gute reale, wenn auch nicht gerade sehr umfassende
Kenntnisse, eine masshaltende Combinationsgabe und endlich die
unter Jüngern nicht immer gewöhnliche mit voller Unbefangenheit
verbundene, wahre Pietät gegen die Leistungen der Vorgänger.
Es ist hier nicht der Ort in das kritische Detail der darge-
botenen 19 Aufsätze über einzelne Inschriften, welche abgesehen
von einzelnen schon längst bekannten sonst in den letzten Jahr-
zehnten in der Έφημ,ερΙς αρχαιολογική und im Φιλίΰτωρ zuerst
herausgegeben worden sind, näher einzugehen, nur bemerkt sei,
dass es dem Verfasser gelungen ist unter I. p. 1—28, Tab. I und
unter II. p. 28—78, Tab. II. IIa zwei Inschrifttafeln aus einem
längst bekannten Fragment und aus neu aufgedeckten Inschrift-
theilen in überraschender Weise wieder herzustellen, dass er dann
mehrfach einzelne Inschriften aus ähnlichen oder ganz analogen
glücklich ergänzt, dass er endlich die Identität derselben Inschrift
aus verschiedenen Abschriften, z. B. desselben Mannes wie Pittakis
Abschnitt XIV nachweist. Aber ein allgemeines Interesse wird be-
rührt, wenn wir uns nach dem realen Gewinne für die Erkennt-
niss des Alterthums überhaupt aus diesen Einzeluntersuchungen
umsehen und das werde in Folgendem nach einer uns natürlich
sich ergebenden Ordnung der Fragepunkte näher bezeichnet; es
fehlt dabei dann auch nicht an einzelnen derselben, welche uns
noch nicht richtig gelöst oder in das richtige Licht gesetzt er-
scheinen.
LXIII, Jahrg. 9. Heft.
41
HEIDELBERGER
1870.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Commenlationes evigraphicae scripsit Ric ar du s N eub auer Phil.
Dr. Adjectae sunt tabulae quatuor. Berolini apud S. Calvary
ejusque socitim. A. MDCCCLXIX. gr. 8.
Vorliegende Schrift ist ein erfreulicher Beweis der fortdauern-
den Pflege griechischer epigraphischer Studien in Deutschland,
speciell auf dem Boden Berlins unter dem nachhaltigen Einflüsse
des verewigten Altmeisters Böckh, jetzt vor allem unter Anregung
Prof. Ad. Kirchhoffs, von Ernst Curtius und Joh. Brandis, während
begreiflicherweise die zwei letzten Jahrzehnte das Lateinische ge-
rade auf diesem Gebiete in der Umgebung und unter dem Einfluss
von Mommsen und Ritschi eine so überaus reiche und glückliche
Pflege erfahren bat. Der Verf. derselben bringt zu den hier ver-
öffentlichten, schwierigen Detailuntersuchungen schätzenswerthe Vor-
bedingungen hinzu, eine tüchtige Uebung der Lektüre und genaue
Kenntniss des neuen inschriftlicben Materiales, eine Methode sorg-
fältiger Vergleichung unter bestimmten Gesichtspunkten, besonders
chronologischen, gute reale, wenn auch nicht gerade sehr umfassende
Kenntnisse, eine masshaltende Combinationsgabe und endlich die
unter Jüngern nicht immer gewöhnliche mit voller Unbefangenheit
verbundene, wahre Pietät gegen die Leistungen der Vorgänger.
Es ist hier nicht der Ort in das kritische Detail der darge-
botenen 19 Aufsätze über einzelne Inschriften, welche abgesehen
von einzelnen schon längst bekannten sonst in den letzten Jahr-
zehnten in der Έφημ,ερΙς αρχαιολογική und im Φιλίΰτωρ zuerst
herausgegeben worden sind, näher einzugehen, nur bemerkt sei,
dass es dem Verfasser gelungen ist unter I. p. 1—28, Tab. I und
unter II. p. 28—78, Tab. II. IIa zwei Inschrifttafeln aus einem
längst bekannten Fragment und aus neu aufgedeckten Inschrift-
theilen in überraschender Weise wieder herzustellen, dass er dann
mehrfach einzelne Inschriften aus ähnlichen oder ganz analogen
glücklich ergänzt, dass er endlich die Identität derselben Inschrift
aus verschiedenen Abschriften, z. B. desselben Mannes wie Pittakis
Abschnitt XIV nachweist. Aber ein allgemeines Interesse wird be-
rührt, wenn wir uns nach dem realen Gewinne für die Erkennt-
niss des Alterthums überhaupt aus diesen Einzeluntersuchungen
umsehen und das werde in Folgendem nach einer uns natürlich
sich ergebenden Ordnung der Fragepunkte näher bezeichnet; es
fehlt dabei dann auch nicht an einzelnen derselben, welche uns
noch nicht richtig gelöst oder in das richtige Licht gesetzt er-
scheinen.
LXIII, Jahrg. 9. Heft.
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