550 Dederich; Feldzüge d. Drusus u. Tiberius in Germanien,
berg, nachdem die Preussen den ganzen Vormittag ihre Aufmerk-
samkeit dem Angriffe auf ihre Fronte hatten widmen müssen. Stets
unbeobachtet erstieg Lafft gegeu 6 Uhr den Aspenkopf, während
die rechte Seite der preussischen Verschanzungen schon wieder bei-
nahe 2 Stunden beschäftigt war und in immer grössere Noth ge-
rieth. Plötzlich wurden die Preussen von hinten angegriffen und
konnten sich trotz der Kaltblütigkeit ihres greisen Generals des
muthig anstürmenden Feindes nicht mehr bemeistern. General
von Pfau starb selbst den Heldentod, und alle Versuche, wenn
auch nicht den Verlust des Schänzel, so doch eine vollständige
Niederlage abzuwenden, wurden vereitelt. Nur der Rückzug des
preussischen Truppenrestes nach St. Martin und Neustadt unter
Schladen und Voss blieb ungestört, da die Franzosen bei ihrer
Unkenntniss der Gegend die Verfolgung lässig betrieben. »Bald
nach Abends 7 Uhr war so der Kampf beendigt, die Franzosen
im Besitz des Schänzel und des Kesselberges, die Preussen in eili-
gem Rückzüge begriffen.« Die Folge der Erstürmung dieses für
unüberwindlich gehaltenen Postens war nicht nur allgemeine Be-
stürzung der Alliirten, sondern auch die Unmöglichkeit, ihre Stel-
lung am Mittelrheine länger zu behaupten.
Es ist somit, was ein halbes Jahrhundert lang unumstössliche
Gewissheit war, dass nämlich die Politik den für Deutschland un-
günstigen Ausgang des Feldzugs am Mittelrhein heibeigeführt, in’s
rechte Licht gestellt und gezeigt, dass nur strategische Fehler,
durch die Regeln einer veralteten Kriegskunst· erzeugt, dafür ver-
antwortlich zu machen sind.
Die Feldzüge des Drusus und Tiberius in. das nordwestliche Ger-
manien. Von Prof. A. Dederich, Oberlehrer am Gymna-
sium zu Emmerich. Köln und Neuss, L. Schwann’sehe Ver-
lagsbuchhandlung 1869. VIII und 142 S. in gr. 8.
Der Verfasser, rühmlichst bekannt durch seine schon im Jahre
1854 erschienene »Geschichte der Römer und der Deutschen am
Niederrhein«, so wie durch mehrere andere auf den gleichen Gegen-
stand bezügliche Monographien, hat eine weitere Fortsetzung seiner
derartigen Studien in dieser Schrift geliefert, welche nicht blos
zur Erklärung und richtigen Auffassung der Berichte alter Autoren
über die Züge der römischen Heere in den nordwestlichen Gegen-
den Deutschlands von dem Jahre 12 vor Ohr. bis zu dem Tod des
Augustus (14 nach Chr.) und selbst noch über diese Zeit hinaus
bis zum Jahre 16 nach Chr. dienen kann und eine richtige An-
sicht über diese Züge uns gewinnen lässt, sondern damit auch die
geographische Feststellung einer Anzahl von mehr oder minder
hervorragenden und zum Theil bestrittenen Oertlichkeiten des Nie-
berg, nachdem die Preussen den ganzen Vormittag ihre Aufmerk-
samkeit dem Angriffe auf ihre Fronte hatten widmen müssen. Stets
unbeobachtet erstieg Lafft gegeu 6 Uhr den Aspenkopf, während
die rechte Seite der preussischen Verschanzungen schon wieder bei-
nahe 2 Stunden beschäftigt war und in immer grössere Noth ge-
rieth. Plötzlich wurden die Preussen von hinten angegriffen und
konnten sich trotz der Kaltblütigkeit ihres greisen Generals des
muthig anstürmenden Feindes nicht mehr bemeistern. General
von Pfau starb selbst den Heldentod, und alle Versuche, wenn
auch nicht den Verlust des Schänzel, so doch eine vollständige
Niederlage abzuwenden, wurden vereitelt. Nur der Rückzug des
preussischen Truppenrestes nach St. Martin und Neustadt unter
Schladen und Voss blieb ungestört, da die Franzosen bei ihrer
Unkenntniss der Gegend die Verfolgung lässig betrieben. »Bald
nach Abends 7 Uhr war so der Kampf beendigt, die Franzosen
im Besitz des Schänzel und des Kesselberges, die Preussen in eili-
gem Rückzüge begriffen.« Die Folge der Erstürmung dieses für
unüberwindlich gehaltenen Postens war nicht nur allgemeine Be-
stürzung der Alliirten, sondern auch die Unmöglichkeit, ihre Stel-
lung am Mittelrheine länger zu behaupten.
Es ist somit, was ein halbes Jahrhundert lang unumstössliche
Gewissheit war, dass nämlich die Politik den für Deutschland un-
günstigen Ausgang des Feldzugs am Mittelrhein heibeigeführt, in’s
rechte Licht gestellt und gezeigt, dass nur strategische Fehler,
durch die Regeln einer veralteten Kriegskunst· erzeugt, dafür ver-
antwortlich zu machen sind.
Die Feldzüge des Drusus und Tiberius in. das nordwestliche Ger-
manien. Von Prof. A. Dederich, Oberlehrer am Gymna-
sium zu Emmerich. Köln und Neuss, L. Schwann’sehe Ver-
lagsbuchhandlung 1869. VIII und 142 S. in gr. 8.
Der Verfasser, rühmlichst bekannt durch seine schon im Jahre
1854 erschienene »Geschichte der Römer und der Deutschen am
Niederrhein«, so wie durch mehrere andere auf den gleichen Gegen-
stand bezügliche Monographien, hat eine weitere Fortsetzung seiner
derartigen Studien in dieser Schrift geliefert, welche nicht blos
zur Erklärung und richtigen Auffassung der Berichte alter Autoren
über die Züge der römischen Heere in den nordwestlichen Gegen-
den Deutschlands von dem Jahre 12 vor Ohr. bis zu dem Tod des
Augustus (14 nach Chr.) und selbst noch über diese Zeit hinaus
bis zum Jahre 16 nach Chr. dienen kann und eine richtige An-
sicht über diese Züge uns gewinnen lässt, sondern damit auch die
geographische Feststellung einer Anzahl von mehr oder minder
hervorragenden und zum Theil bestrittenen Oertlichkeiten des Nie-