v. Hartmann: Die Philosophie des Unbewussten.
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Unbewussten, Wille und Vorstellung“ vollzogen werden. Ein Un-
bewusstes kann aber nicht stutzen. Das Bewusstsein entsteht da-
durch, dass der von Aussen erregte Wille die ihm imprägnirte Vor-
stellung negirt. Es kann aber bei der Imprägnation einer Vor-
stellung von keinem Negiren derselben, sondern nur von einem
Unterscheiden die Rede sein. Der Wille soll das „absolut Dummme“
(sic ) sein ; er soll „zu dumm sein zum Stutzen und Wundern“ und
doch ist er im „Unbewussten“ mit der Vorstellung Eines und
Dasselbe. Wie kann ein „absolut Dummes“ zum Bewusstsein, zur
bewussten Vorstellung, zum Intellect erregt werden? Die „Im-
prägnation von Aussen“ kann doch nicht allein dieses Wunder zu
Stande bringen.
Dem Unbewussten wird „absolutes Hellsehen“, „unfehlbare
und zweifellose logische Verknüpfung der umfassten Data“, „mög-
lichst zweckmässiges Handeln“, („die theologische Allwissenheit“),
„unaufhörliches Eingreifen in jedem Moment und an jeder Stelle
(theologische „Allgegenwart“) zugeschrieben. Das Unbewusste wird
„irrthumsunfähig“ und „allwissend“ genannt (S. 523 und 524).
Das Unbewusste wird hier überall persönlich behandelt, während
es an sich unpersönlich aufgefasst ist. Das Unbewusste kann nicht
wissen, geschweige denn Alles wissen. Nicht das Unbewusste han-
delt zweckmässig, sondern irgend ein Individuum ist es, das ohne
Erkenntniss des Zweckes zweckmässig thätig ist. Offenbar hat
alles Unbewusste nur durch das Bewusste, nur dadurch eine Be-
deutung, dass es ins Bewusstsein übergeht. Nicht die gänzliche
Negation alles Wissens uud Bewusstseins, sondern der im Unbe-
wussten liegende Keim, der in ihm dunkel waltende Trieb, die Be-
wusstseinsfähigkeit, die Möglichkeit der Entwicklung des Bewusst-
seins ist bemerkenswerth und die Bestimmung derselben ist eben
der Uebergaug zum Bewusstsein. Wir unsererseits halten es für
wunderbarer und unbegreiflicher, aus dem Unbewussten die ver-
nünftige Organisation, die Entwicklung der „besten“ Welt unter
allen möglichen abzuleiten, als aus einer aller Entwicklung zu
Grunde liegenden, in Allem thätigen weltschöpferischen und welt-
bildenden Intelligenz, welche Anschauung von dem Herren Verf.
bekämpft wird.
Der Herr Verf. hebt, wie Schopenhauer, „das Elend des Da-
seins“ und die „Illusion des Glückes“ hervor (S. 532 ff.). Er unter-
scheidet drei Stadien der Illusion. Das erste Stadium der
Illusion zeigt sich darin, dass man glaubt, das Glück könne auf
der „jetzigen Entwicklungsstufe der Welt“ erreicht werden, dass
man sich das Glück „als dem Individuum im Leben erreichbar“,
denkt (S. 540). Das zweite Stadium der Illusion denkt sich das
Glück „als ein dem Individuum in einem transcendenten Leben
nach dem Tode erreichbares“ (S. 600). Nach dem dritten Stadium
wird das Glück „als in der Zukunft des Weltprocesses liegend“
gedacht (S. 610). Der Herr Verf. hält viel auf das Buch Max
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Unbewussten, Wille und Vorstellung“ vollzogen werden. Ein Un-
bewusstes kann aber nicht stutzen. Das Bewusstsein entsteht da-
durch, dass der von Aussen erregte Wille die ihm imprägnirte Vor-
stellung negirt. Es kann aber bei der Imprägnation einer Vor-
stellung von keinem Negiren derselben, sondern nur von einem
Unterscheiden die Rede sein. Der Wille soll das „absolut Dummme“
(sic ) sein ; er soll „zu dumm sein zum Stutzen und Wundern“ und
doch ist er im „Unbewussten“ mit der Vorstellung Eines und
Dasselbe. Wie kann ein „absolut Dummes“ zum Bewusstsein, zur
bewussten Vorstellung, zum Intellect erregt werden? Die „Im-
prägnation von Aussen“ kann doch nicht allein dieses Wunder zu
Stande bringen.
Dem Unbewussten wird „absolutes Hellsehen“, „unfehlbare
und zweifellose logische Verknüpfung der umfassten Data“, „mög-
lichst zweckmässiges Handeln“, („die theologische Allwissenheit“),
„unaufhörliches Eingreifen in jedem Moment und an jeder Stelle
(theologische „Allgegenwart“) zugeschrieben. Das Unbewusste wird
„irrthumsunfähig“ und „allwissend“ genannt (S. 523 und 524).
Das Unbewusste wird hier überall persönlich behandelt, während
es an sich unpersönlich aufgefasst ist. Das Unbewusste kann nicht
wissen, geschweige denn Alles wissen. Nicht das Unbewusste han-
delt zweckmässig, sondern irgend ein Individuum ist es, das ohne
Erkenntniss des Zweckes zweckmässig thätig ist. Offenbar hat
alles Unbewusste nur durch das Bewusste, nur dadurch eine Be-
deutung, dass es ins Bewusstsein übergeht. Nicht die gänzliche
Negation alles Wissens uud Bewusstseins, sondern der im Unbe-
wussten liegende Keim, der in ihm dunkel waltende Trieb, die Be-
wusstseinsfähigkeit, die Möglichkeit der Entwicklung des Bewusst-
seins ist bemerkenswerth und die Bestimmung derselben ist eben
der Uebergaug zum Bewusstsein. Wir unsererseits halten es für
wunderbarer und unbegreiflicher, aus dem Unbewussten die ver-
nünftige Organisation, die Entwicklung der „besten“ Welt unter
allen möglichen abzuleiten, als aus einer aller Entwicklung zu
Grunde liegenden, in Allem thätigen weltschöpferischen und welt-
bildenden Intelligenz, welche Anschauung von dem Herren Verf.
bekämpft wird.
Der Herr Verf. hebt, wie Schopenhauer, „das Elend des Da-
seins“ und die „Illusion des Glückes“ hervor (S. 532 ff.). Er unter-
scheidet drei Stadien der Illusion. Das erste Stadium der
Illusion zeigt sich darin, dass man glaubt, das Glück könne auf
der „jetzigen Entwicklungsstufe der Welt“ erreicht werden, dass
man sich das Glück „als dem Individuum im Leben erreichbar“,
denkt (S. 540). Das zweite Stadium der Illusion denkt sich das
Glück „als ein dem Individuum in einem transcendenten Leben
nach dem Tode erreichbares“ (S. 600). Nach dem dritten Stadium
wird das Glück „als in der Zukunft des Weltprocesses liegend“
gedacht (S. 610). Der Herr Verf. hält viel auf das Buch Max