Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schneider, Friedrich; J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne); Gedon, Lorenz [Bearb.]
Versteigerung zu Köln / J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne): Catalog der nachgelassenen Kunst-Sammlungen des Bildhauers und Architekten Herrn Lorenz Gedon in München: Kunsttöpferei, Glas, Arbeiten in edlem Metall, Arbeiten in Bronze, Kupfer, Eisen und Zinn, Arbeiten in Elfenbein, Emaille etc., ... : Versteigerung zu München den 17. - 21. Juni 1884 ... im Atelier des Verstorbenen ... — München, Leipzig: Verlag von G. Hirth, 1884

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55592#0079
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Arbeiten in Holz.
555. Grosser gothischer Altar. Die Predella an den Enden halbkreisförmig ausgeschweift, ge-
malt, auf der Vorderseite die Brustbilder von vier weiblichen Heiligen — Katharina, Mar-
garetha etc. •— auf den Innenseiten der Thüren die Halbfiguren des leidenden Heilandes in
rothem Mantel und der Mater Dolorosa; auf Goldgrund. Die Flügel des Mitteltheiles gleich-
falls gemalt mit streng behandelten Heiligenfiguren, auf den inneren die Heiligen Blasius und
Ulrich unter Laubranken; die Fläche der mittleren Nische, in der eine vollendet fast voll-
rund geschnittene Gruppe der Mutter Anna mit Madonna und Jesus, zeigt reiche Punz-
ornamente auf Goldgrund. Der Aufsatz, architektonisch angelegt, ist in reizvollem, ver-
schlungenem Laubwerk in äusserst verstandener und virtuoser Behandlung geschnitzt; in der
Mitte erhebt sich .ein von gewundenen Säulchen getragener Baldachin mit thurmförmiger Be-
dachung und einer Anlage von Strebepfeilern und Fialen; der Helm'mit vorstehenden Krabben
geschmückt und mit Maasswerk durchbrochen, schliesst in einer grossen Kreuzblume ab.
Unter dem Baldachine die vollrunde polychromirte Standfigur der hl. Elisabeth auf hohem
Sockel, zu ihren Seiten die Figuren der Heiligen Georg und Florian, gleichfalls von reizenden,
kleineren Baldachinen überragt; die Ecken flankiren zierlich aufsteigende Fialen. Aus-
gezeichnetes Werk von elegantem, stylvoll gegliedertem Aufbau und vorzüglicher Ausführung.
Ulmer Schule um 1500.
Höhe 420, Breite 170 Cent.
556. Kanzel von elegantem und nobelem Aufbau in schönstem deutschen Renaissancestyl in Eichen-
holz und Eschenholz. Die sechs Abflachungen des unteren Theiles durch fast vollrunde
Ecksäulen getrennt, auf denen zierliches Arabeskenwerk in Flachrelief geschnitzt, zeigen in
architektonischer Anlage eine von schön profilirteti Leisten umschlossene Nische, die auf
einer lilienförmigen Basis ruht und in einem reichen Giebelaufsatz abschliesst; oberhalb und
unterhalb zieht sich ein Fries mit hübschen Arabesken in Flachrelief. Der mittlere Theil
ist durch Fenster mit Butzenscheiben verschlossen. Das Dach kuppelförmig; der Fries des-
selben zeigt unter einem stark vortretenden Gesims, auf dem freistehend Säulenverzier-
ungen etc., die Inschrift: „Anndre Maichbirn Burger und des Innern Raths Zue Wasserburg
Hat disen Pröttigstuel Machen und aufrichten Lassen 1622“ in kalligraphischen Schriftzügen;
die Kuppel, auf der freistehend Voluten ruhen, schliesst in einer radförmigen Verzierung ab.
Prachtstück von vollendeter Ausführung und malerischer Wirkung, die noch durch die feine
Maserung des Holzes und die in demselben wechselnden Farben erhöht wird. Anfang
XVII. Jahrhundert.
Höchste Höhe 380 Cent.

57

8
 
Annotationen