Vorwort
Der vorliegende Katalog beschreibt die 2. Abteilung der Sammlunng des Herrn H. Leonhard
in Mannheim; die 1. Abteilung ist seiner Zeit in Berlin versteigert worden.
Das beigegebene detaillierte Inhaltsverzeichnis gewährt einen hinreichenden Überblick über die
Mannigfaltigkeit dieser großen Sammlung, so daß ein Eingehen auf die einzelnen Bestände an dieser Stelle
unterbleiben kann. Es seien vielmehr nur dem Gesamtcharakter dieser umfangreichen Collection einige
Worte gewidmet. Die Sammlung darf wohl bezeichnet werden als bürgerliche Kunstkammer, die Ein-
richtungsgegenstände und Schmuck des deutschen Bürgerhauses von der Zeit des Barockstils bis herab
zur Biedermeierzeit umfaßt. Es ist hier in seltener Vollständigkeit ein Material vereinigt, das ebenso
interessant für die Kulturgeschichte des deutschen Bürgerstandes, vornehmlich des 17. und 18. Jahr-
hunderts, wie wichtig für die kunstgewerbliche Produktion der Zeit ist. Wir finden hier Alles mehr oder
minder reich vertreten: Von der Kindbettschüssel (z. B. Xo. 1419) und der Säuglingsflasche (z. B. Xo. 596)
bis zum Totenschild (z. B. Xo. 1354) und dabei Hausrat aus den verschiedensten Haushaltungen, aus
dem Patrizierhause, wie aus dem beschränkteren des einfachen Handwerkers. Wir finden Denkmale
der üppigen Sorglosigkeit vom Anfang des 18. Jahrhunderts, die als später Abglanz die alte Patrizier-
herrlichkeit spiegelt; wir finden dann aber auch besonders liebenswürdige Denkmale der späteren Zeiten
und wir finden vor Allem, daß auch diese ernsteren Zeiten den Sinn für das Schöne, namentlich für ge-
fällige Kleinkunst nicht verloren hatten. Das bekunden unzählige Stücke der Sammlung, so die präch-
tigen süddeutschen Fayencen, namentlich die Durlacher und Mosbacher Fabrikate, die hier in ausge-
sucht schönen Stücken figurieren, ferner die ebenfalls gut und reich vertretenen Porzellane der Franken-
thaler Frühzeit, viele hübsche Gebrauchsgegenstände aus Zinn und vor Allem die vielen schönen Gläser.
Ein bedeutsamer Gradmesser des Verhältnisses des Bürgertums zur Kunst ist aber auch die hier
besonders umfangreiche Abteilung der Kleinportraitkunst: Silhouette, Miniature, Wachsbossierung und
andere Kleinplastik bilden ansehnliche Abteilungen der Sammlung. Namentlich die Silhouette ist in
allen Phasen ihrer Entwicklung gut vertreten: von dem einfachen, mit dem Federmesser ausgeschnit-
tenen Umriß, über den gemalten Schattenriß bis zur Glassilhouette mit bunter Innen-Zeichnung. Die
Bildnisminiature ist gleichfalls reich und gut repräsentiert: meist süddeutsche Arbeiten von ca. 1780
bis ca. 1830, viel Bemerkenswertes, durchgehends Echtes, Originales. Eine ganz besondere Erscheinung
auf dem Markte ist sodann die stattliche Reihe hervorragend schöner Wachsbossierungen. Das ganze
Ensemble dieser Werke der Kleinportraitkunst dürfte des Interesses weitester Kreise sicher sein, nicht
nur Kunsthistoriker und Miniaturenliebhaber, sondern auch Portraitsammler, Freunde von lokaler und
Familienforschung dürften ihre Aufmerksamkeit dieser Abteilung zuwenden.
Bei der Abfassung des Katalogs ist auf exakte Beschreibung der Gegenstände besonders geachtet
und bei entsprechend interessanten Stücken ist auf die einschlägige Fachliteratur verwiesen worden.
Diese selbst darf bei ihrer großen Reichhaltigkeit wohl auf die Aufmerksamkeit weitester Sammler-
kreise und aller Museen Anspruch machen, finden sich doch eine Menge seltenster Erzeugnisse der Klein-
kunst in dem großen Ensemble zerstreut. Die einzelnen^hübschen Stücke aber dürften, gleichviel ob im
Museal- oder im Privatbesitz, mit eben der Wertschätzung"'weiter conserviert werden, mit der sie Herr
Leonhard, dieser eifrige Sammler, zusammengebracht hat.
Hugo Helbing.
Der vorliegende Katalog beschreibt die 2. Abteilung der Sammlunng des Herrn H. Leonhard
in Mannheim; die 1. Abteilung ist seiner Zeit in Berlin versteigert worden.
Das beigegebene detaillierte Inhaltsverzeichnis gewährt einen hinreichenden Überblick über die
Mannigfaltigkeit dieser großen Sammlung, so daß ein Eingehen auf die einzelnen Bestände an dieser Stelle
unterbleiben kann. Es seien vielmehr nur dem Gesamtcharakter dieser umfangreichen Collection einige
Worte gewidmet. Die Sammlung darf wohl bezeichnet werden als bürgerliche Kunstkammer, die Ein-
richtungsgegenstände und Schmuck des deutschen Bürgerhauses von der Zeit des Barockstils bis herab
zur Biedermeierzeit umfaßt. Es ist hier in seltener Vollständigkeit ein Material vereinigt, das ebenso
interessant für die Kulturgeschichte des deutschen Bürgerstandes, vornehmlich des 17. und 18. Jahr-
hunderts, wie wichtig für die kunstgewerbliche Produktion der Zeit ist. Wir finden hier Alles mehr oder
minder reich vertreten: Von der Kindbettschüssel (z. B. Xo. 1419) und der Säuglingsflasche (z. B. Xo. 596)
bis zum Totenschild (z. B. Xo. 1354) und dabei Hausrat aus den verschiedensten Haushaltungen, aus
dem Patrizierhause, wie aus dem beschränkteren des einfachen Handwerkers. Wir finden Denkmale
der üppigen Sorglosigkeit vom Anfang des 18. Jahrhunderts, die als später Abglanz die alte Patrizier-
herrlichkeit spiegelt; wir finden dann aber auch besonders liebenswürdige Denkmale der späteren Zeiten
und wir finden vor Allem, daß auch diese ernsteren Zeiten den Sinn für das Schöne, namentlich für ge-
fällige Kleinkunst nicht verloren hatten. Das bekunden unzählige Stücke der Sammlung, so die präch-
tigen süddeutschen Fayencen, namentlich die Durlacher und Mosbacher Fabrikate, die hier in ausge-
sucht schönen Stücken figurieren, ferner die ebenfalls gut und reich vertretenen Porzellane der Franken-
thaler Frühzeit, viele hübsche Gebrauchsgegenstände aus Zinn und vor Allem die vielen schönen Gläser.
Ein bedeutsamer Gradmesser des Verhältnisses des Bürgertums zur Kunst ist aber auch die hier
besonders umfangreiche Abteilung der Kleinportraitkunst: Silhouette, Miniature, Wachsbossierung und
andere Kleinplastik bilden ansehnliche Abteilungen der Sammlung. Namentlich die Silhouette ist in
allen Phasen ihrer Entwicklung gut vertreten: von dem einfachen, mit dem Federmesser ausgeschnit-
tenen Umriß, über den gemalten Schattenriß bis zur Glassilhouette mit bunter Innen-Zeichnung. Die
Bildnisminiature ist gleichfalls reich und gut repräsentiert: meist süddeutsche Arbeiten von ca. 1780
bis ca. 1830, viel Bemerkenswertes, durchgehends Echtes, Originales. Eine ganz besondere Erscheinung
auf dem Markte ist sodann die stattliche Reihe hervorragend schöner Wachsbossierungen. Das ganze
Ensemble dieser Werke der Kleinportraitkunst dürfte des Interesses weitester Kreise sicher sein, nicht
nur Kunsthistoriker und Miniaturenliebhaber, sondern auch Portraitsammler, Freunde von lokaler und
Familienforschung dürften ihre Aufmerksamkeit dieser Abteilung zuwenden.
Bei der Abfassung des Katalogs ist auf exakte Beschreibung der Gegenstände besonders geachtet
und bei entsprechend interessanten Stücken ist auf die einschlägige Fachliteratur verwiesen worden.
Diese selbst darf bei ihrer großen Reichhaltigkeit wohl auf die Aufmerksamkeit weitester Sammler-
kreise und aller Museen Anspruch machen, finden sich doch eine Menge seltenster Erzeugnisse der Klein-
kunst in dem großen Ensemble zerstreut. Die einzelnen^hübschen Stücke aber dürften, gleichviel ob im
Museal- oder im Privatbesitz, mit eben der Wertschätzung"'weiter conserviert werden, mit der sie Herr
Leonhard, dieser eifrige Sammler, zusammengebracht hat.
Hugo Helbing.