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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0061
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54

II. Die Inschriften des Nymphaeums

M. Ulpium Trajanum p(atrem)
und Tafel 24 und 25 n. 8)

M. Ulpium Traj[anum] f(ilium), imp(eratorem),
von denen die eine sich auf den Vater, die andere auf den Sohn bezieht, die aber beide zu gleicher
Zeit, unter der Regierung des Sohnes, gesetzt worden sind.

Mit den Worten triumphalibus omamentis ex s. c. scheint die Aufzählung der Würden des Trajanus
und damit die erste Zeile der Inschrift geschlossen zu haben. Die geringen Reste einer zweiten Zeile
auf n. 11 lassen keine bestimmte Deutung zu; sie scheinen sich aber nicht mehr auf den genannten
Trajanus bezogen zu haben; möglicherweise hat hier der Name des Bürgers von Milet gestanden 4),
der das Bauwerk errichtet und damit das Andenken des Vaters des regierenden Kaisers, des früheren
Prokonsuls, erneuert hat.

In der Inschrift des oberen Architrav (Tafel 24 und 25 n. 15. 70. /6. 79) bleibt vieles zweifelhaft.
Ich lese:

im auTOKpäiopog M. Avtujviou Topöiavoö Eijcreßoöc. Eütuxou? Xeß(aö"roü 1 Kai 'louAiac, TpavKOuiXXeivnc.....
bid T6 tujv ävbpidvToiv tüj[v] . . [x]cxXkwv . . t\]c, rrepi tö ib .. . (oder irepi xoub . . oder irepi tö üb ...).. .
TrpoVoiac; erteKoeruncrev £K tujv Geiwv bujpeuiv ..

Der Anfang bezeugt, daß die Inschrift unter dem Kaiser Marcus Antonius Gordianus und seiner
Gemahlin, die hier mit einem befremdenden, aber keineswegs ganz alleinstehenden Irrtum Julia Tran-
quillina (anstatt Furia Sabinia Tranquillina) heißt, also innerhalb der Tahre 241—244 eingehauen ist.

Im folgenden ist dvbpiävTuJv wohl sicher, wenn auch der Rest des ersten Buchstabens mehr nach
I als nach A aussieht, auf tuj[v] folgt, nach einer kleinen Lücke [x]c(Xkujv; aber die Beziehung von b\ü
T6 tujv üvbpLÜVTujv sowie der Sinn von Tfjc; Ttepi tö ib . . (oder üb .. .) bleiben einstweilen dunkel.

Mit eTreKoffuncrev wird die Ausschmückung eines bereits bestehenden Bauwerks angedeutet; in der
Tat ist diese Inschrift ja um hundert Jahre jünger als die als die Hauptinschrift zu betrachtende
M. Ulpium Traianum.

Ai 9eiai bopeai, die -göttlichen« Geschenke, aus denen die Ausschmückung bestritten wurde, sind
Geschenke (Zuwendungen, Spenden) des Kaiserhauses. Zu diesem Gebrauch von 6eToc; vergl. z. B. die
Inschriften von Magnesia bei Kern n. 113: üvijp beboKiuacruevoc, toic, öeioic; Kprrnpioic; tujv Xeßaörüjv; zu
bujpeai s z.B. Dittenberger, Orientis graec. inscr. sei. 614: eKTiffÖn tö T(e!ixoc; ex öuupeai; toO Zeß(au"Toö),
Ttpovoia ZraTiXiou Aia^iavoö tou KpariffTOu öieTrovTOc, Tijv ipre|j.oviav.

Es dürfte dann noch das Subjekt des Satzes gefolgt sein, enthaltend den Namen oder die Be-
zeichnung desjenigen, der erKKÖffuncre; vermutlich kein Privatmann, sondern eine Körperschaft oder
die Stadt Milet selbst; ein Privatmann wird kaum aus kaiserlichen Zuwendungen ein öffentliches Bau-
werk ausgeschmückt oder sich doch dessen nicht gerühmt haben.

4) Die Buchstaben . . . RINTHVS, die ich unter IVM TRAIA zu erkennen glaube, dürften zu diesem Namen gehört haben.
 
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