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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0008
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HWB

I. BAUBESCHREIBUNG.

i. ZUR EINFÜHRUNG.

Etwa 50 m östlich vom Propylaion des Buleuterions von Milet erhebt sich das Nymphaeum, der
monumental ausgestattete Brunnenkopf der großen, von den nördlichen Abhängen des milesischen Kalkstein-
Hochplateaus kommenden Bogenwasserleitung. Von dem ehemaligen, etwa 20 m breiten, marmornen
Prachtbau mit seiner dreigeschossigen Front, seinen frei vorspringenden Flügelbauten, seiner reichen
Gruppierung von Tabernakeln und Bildnischen mit verschwenderisch ausgestatteten Gliederungen, von
seinen durch strömende Wasser gespeisten Tiefbehältern sind eine sehr große Anzahl teilweise zerstörter,
oft weit verstreuter Werkblöcke durch die Ausgrabung wieder zum Vorschein gekommen. In alter
Lage sind noch ein Teil der Fundamente der Tiefbehälter, ein Rest des Erdgeschosses der Nischenwand und
ein ansehnlicher Teil des Wasserwerkes erhalten. Diese Fülle von wertvollem Material hat glücklicher-
weise eine weitgehende Sicherheit der Wiederherstellung gewährleistet, die uns ihrerseits ein so merk-
würdiges und bedeutsames Ergebnis schenkt, daß eine besonders ausführliche Darlegung dieses Materials
unumgänglich war, um dem Leser das Urteil ohne Anwesenheit an Ort und Stelle zu ermöglichen.

Die vorliegende Veröffentlichung des Nymphaeums von Milet ist deshalb in ihrem architektonischen
Teile nach völlig neuen Gesichtspunkten angelegt. Angesichts des komplizierten Systems der Tabernakel-
Aufbauten wurde trotz der großen Anzahl von 333 ausgegrabenen Werkstücken das gesamte Material
zeichnerisch wiedergegeben und in Tabellen in einheitlichen Maßstäben streng systematisch angeordnet,
wobei kein einziger Block ausgelassen werden durfte. Eine Übersicht über die Aufteilung der gesamten
Bearbeitung auf 63 Tafeln, auf denen etwa lOOO gezeichnete, größere und kleinere Einzelfiguren und
121 photographische Abbildungen enthalten sind, bietet das Inhaltsverzeichnis des Tafelbandes. Auf
den Tafeln ist zunächst die Ruine, wie sie sich in alter Lage befindet, aufgenommen, dann folgen in
Tabellen die ausgegrabenen Werkstücke. Die letzteren sind dann, abgesehen von denen der für sich
behandelten Tief- und Schöpfbehälter, ohne Ausnahme in den entsprechenden Horizontal-Schichtplänen
untergebracht. Es folgen darauf die Wiederherstellungen, zum Teil mit ausführlichen Einzelheiten und
dann erst diejenigen der drei Ordnungen in größerem Maßstabe. Das Schaubild, welches das Ergebnis
der ganzen Arbeit zusammenfaßt, bildet den Abschluß der Tafeln. Die Baubeschreibung folgt dieser
Aufteilung der zeichnerischen Darstellung im allgemeinen. Dieses System der Veröffentlichung ermög-
licht ein sofortiges Auffinden jeder Art von Werkstücken, die Feststellung ihres Befundes und ihres
Platzes im früheren Aufbau. Innerhalb der einzelnen Tafeln sind die Werkstücke nach Steinschnitten
geordnet, wodurch auch ein Auszählen der Stücke in bezug auf die Möglichkeiten der Wiederherstellung
ohne weiteres vorgenommen werden kann. Wie wichtig dieser letztere Umstand ist, zeigt sich besonders
in den Architrav-Tabellen, auf denen insgesamt 79 Nummern mit 16 verschiedenen Steinschnitttypen
 
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