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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0080
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Abb. i.

IV. ZUR ENTWICKLUNG DER ANTIKEN BRUNNENARCHITEKTUR.

Ernst Curtius hat in einer schönen Abhandlung die Plastik der Hellenen an Quellen und
Brunnen geschildert (Abhandl. der Beil. Akad. d. W. Phil.-hist. Kl. 1876 S. 139fr., Ges. Schriften II, S. 127).
Es ist aber noch kein Versuch gemacht worden, aus dem Denkmälervorrat eine geordnete Übersicht über
die Typen in architektonischem Sinne zu gewinnen. Als ein wichtiges Ergebnis einer solchen Unter-
suchung wird sich der wesentliche Unterschied zwischen den dekorativen Wasseranlagen der griechi-
schen und der römischen Epoche deutlicher als bisher herausstellen. Deshalb werden hier zunächst
die griechischen Anlagen kurz behandelt, um sie den römischen vergleichend gegenüberzustellen. Die
eingehendere Schilderung gerade der einfacheren griechischen Brunnentypen geschieht dabei deshalb,
weil hier die Überlieferung an Darstellungen, namentlich durch die Vasenbilder, sehr reich ist. Für
diese einfacheren Formen auch römische Beispiele heranzuholen, habe ich unterlassen, nicht weil man
solche Denkmäler schwerer nachweisen könnte, sondern weil für die Entwicklung der Typen, die
gezeigt werden sollen, das griechische Material maßgebend ist.

I. LAUFBRUNNEN (tcpfjvcu, icaXXippoai).

Die einfachsten Darstellungen zeigen den natürlichen Felsenquell. Seine Ausflußstelle pflegt mit
einem Raubtierkopf geschmückt zu sein, der bald aus dem Fels selbst gehauen ist, wie auf der oben
Abb. I abgebildeten Troilosvase1), bald in die Felswand eingefügt scheint, wie auf einer unteritalischen
Phineusvase (Abb. 2)1).

Hier wird das Wasser durch eine Schale aufgefangen, in anderen Fällen tritt an ihre Stelle ein
vorgelegtes Bassin, wie auf der schönen Münze von Himera, Cat. Brit. Mus. Sicily Nr. 34. Von da ist

l) Gerhard, A. V. II Taf. 92, Brit. Mus. B 324. Ebenso auf einer sf. Hydria des pythagoräischen Museums zu Vathy
(Samos) Nr. 83, ferner im Brit. Mus. auf einer Darstellung des badenden Herakles, B 229. sowie auf einer Lekythos (H : 21,5 cm),
die ich 1898 im athenischen Kunsthandel sah und zeichnete.

-) Mon. III Taf. 49, vgl. aucli die etrusk. Cisten Mon. VI Taf. 55 und VIII Taf. 57, Benndorf, Wiener Vorlegeblätter
1889 Taf. >vll = Illustr. Gesch. d. Kunstgewerbes S. 125 (Ficoronische Ciste). Einfache Wand mit röhrenförmigem Ausguß: Athen,
Nationalmuseum Nr. 1317, rf. Kännchen. Vgl. ferner die Terrakotte Priene S. 68 Abb. 35.

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