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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0087
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8o

IV. Zur Entwicklung der antiken Brunnenarchitektur.

des Daches, der ähnlich auf dem Dach des übereinstimmenden Brunnenhauses einer Vase bei Inghirami,
Pitt, di vas. etrusc. I 43 (Guhl und Kon er, Leben d. Gr. u. R/> S. 180) wiederkehrt, ist ein Vor-
läufer der großen dekorativen Volutenbänder des milesischen Nymphaeums1).

Aber mit nur einer solchen herausspringenden Mauer wie auf Schema VIT.begnügte man -sich wohl
selten. Abb. 12, nach einer sf. Hydria des Museo Gregoriano2), zeigt uns deren drei. Es ergibt sich
so der Grundriß VI, mit welchem die bekannte Hydria zu Berlin mit der Darstellung badender Frauen3)
übereinstimmt; die drei dorischen Stützen sind dort ohne Zweifel als Halbsäulen vor den Enden der
drei ausspringenden Mauern zu verstehen.

Die stattlichsten Anlagen endlich gehen aus der Vereinigung von Ausflüssen der Hauptkanalwand
mit solchen der vorspringenden Antenwände hervor, so daß ein einziger, säulengetragener, gedeckter

iii in 111 .111.....111__111....' 11.j"... i1 i.;t.i h.,,mCTi

Abb. 12.

Raum entsteht (Schema V)4). Da die besten und größten Brunnenbilder diesen Grundriß überliefern 5),
wie die Hydria Mon. I Taf. 27 Nr. 23 und die des Britischen Museums, Ant. Denkm. II Taf. 19,
so dürfen wir vermuten, daß er gerade bei einer so hervorragenden Anlage, wie es die Enneakrunos
zu Athen war, angewendet worden ist6). Für neun Ausflüsse würde sich der aus der genannten Vase
des Britischen Museums erschlossene Grundriß gut eignen, da dann auf jede Wand drei Ausgüsse kämen.

IL AOYTPßNEE, AOYTHPEE, AOYTPOI.

Verwandt, aber ohne dekorative Bedeutung und sachlich zu trennen sind die Anlagen, welche den
Waschungen im Inneren von Gebäuden gedient haben, wie im Gymnasion zu Eretria, wo die ältesten

J) Der in römischer Zeit sehr beliebte Schmuck ist ähnlich zu verstehen wie bei dem Grabhause in Termessos (Lanckoronski,
Reisen in Pisidien und Painphylien II Taf. XVIII = Durm, Handb. d. röm. Archif. 3 S. 762 Fig. 841) und wie bei der Fenster-
krönung am Tempel der Tyche von Sanamen im Haurar» um 200 n. Chr.). Vgl. auch das Theater in Aizanoi, Texier, Description de
l'Asie min. I 48.

») Mus. Greg. II Tal. X Nr. 2b (Inv. Nr. 53).

3) Gerhard, Etr. und camp. Vasenbilder Taf. XXX 3, Kätal. der Vasenslg. zu Berlin 1843.

4) Ohne Säulen: Darstellung badender Frauen, Elite ceram. IV Taf. 17.

5) Hierher gehört auch eirie sf. Hydria in London, Br. Mus. B 332: Biunnenhaus mit Giebel und dorischem Gebälk, zwei
jonische Säulen ohne Basen zwischen Antenwänden, an denen je ein Löwenkopf; drei Frauen mit Wassergefäßen, links Dionysos,
auf den sich die im Raum verteilten Zweige beziehen, rechts Hermes. Unbekannt geblieben ist mir ein sf. Hydrienfragment bei
Signora Washington Rinaldi in Rom, 145 via Rosetta, mit Löwenköpfen und sechs Frauen. Hinweis von Mr. Goodell. Ferner eine
sf. Brunnenvase, welche sich im Besitz des Conte Rhoma in Athen befinden soll.

'') Vgl. Fr. Graeber, Ath. Mitt. XXX 1905 S. 55.
 
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