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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0021
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14

I Baubeschreibung.

sind und eine Länge des Steins von 168 cm messen lassen. Die linke Schmalseite des Blockes besitzt
eine gut erhaltene Nute, die rechte, die an den Pfeiler anschloß, ist glatt und rauh gespitzt, der obere
Teil dieser Seite ist zerstört. Auch die Blöcke Nr. 3, 4, 6 beweisen durch ihren Steinschnitt, daß sie
mit ihren Nachbarstücken vernutet waren. Alle diese Platten der Vorderwand des Schöpfbehälters
(Tafel 15 und 16) zeigen unregelmäßig verteilte Ausschliffe für das Herablassen der Wasserkrüge und
auf der Oberseite kleine runde Löcher, etwa 4,5 bis 5 cm breit, um den spitzen Fuß der Amphoren
aufsetzen zu können und auf dem glatten Brunnenrand vor dem Weggleiten zu bewahren.

Das Deck- und das Fuß-Profil waren beide, um das Herantreten an den Brunnenrand nicht zu be-
hindern, ziemlich steil gezeichnet. An den Pfeilerstücken war das Fußprofil und der Sockel angearbeitet,
dagegen unter den Platten als besondere Schicht untergeschoben. Das Deckprofil ist an den ausge-
grabenen Stücken stark zerstört, aber noch erkennbar (Tafel 15 rechts unten). Alle Blöcke sind
ziemlich ungleich bearbeitet, das zeigt besonders die verschiedenartige hintere Abkantung der
Eckpfeiler, welche etwa 25 cm über dem Boden abgefangen ist und bei Nr. C nach oben willkürlich
verläuft. Ob die schwache Böschung der beiden gefundenen Zwischenpfeiler (in der Vorderansicht
unten über dem Fußprofil 49,1 cm, oben 47,5 cm breit) nur durch Flüchtigkeit der Ausführung zu be-
gründen wäre, ist zweifelhaft, da ein Wechsel von geraden (hier die Eckpfeiler) und solchen schrägen
Sockelleibungen an den Säulenstühlen des Mittelgeschosses mit Sicherheit nachweisbar ist.

Von den Schmalseiten des Schöpfbehälters sind die beiden Anschlußblöcke an den Flügelbauten
erhalten (Tafel 15, Nr. I und 2). Der 22,5 cm breite Teil derselben, der sich in die innere Ecke
zwischen den Orthostaten des Flügelbaues und der daranstoßenden Platte des Tiefbehälters hineinschob,
ist naturgemäß ohne Deckprofil, da dieses an der Vorderfront des Orthostaten sich totlaufen muß
(Tafel 15, rechte Hälfte links unten). Der auf der nördlichen Schmalseite sitzende Block Nr. I war mit
einer Überlaufvorrichtung versehen, wie die an seiner Außenseite senkrecht verlaufende zylindrische
Aushöhlung deutlich erkennen läßt (Tafel 16 oben und Tafel 15). Wahrscheinlich lag darin ein
metallenes Abflußrohr, das durch Schellen, die in den vorhandenen Klammerlöchern festgemacht waren,
gehalten wurde und an seinem oberen Ende mit einem kurzen, wagerechten Stück auf dem dazu durch
den Stein gehauenen Lager in die Innenseite des Schöpfbehälters mündete. Zugehörige Metallteile oder
Spuren von solchen sind nicht gefunden worden. Die Oberseite des Blockes scheint später, abgesehen
von der Zerstörung, unregelmäßig bearbeitet worden zu sein, jedoch ist ein Stück des Deckprofils noch
erkennbar, wodurch auch die Außenseite als solche mit Sicherheit unterschieden werden kann. Von
der Weiterleitung des Oberlaufes außerhalb des Schöpfbeckens konnte nichts mehr entdeckt werden,
desgleichen ist die Art der Füllung des Schöpfbehälters, die wahrscheinlich vom Tiefbehälter aus er-
folgte, nicht mehr nachweisbar; eine unmittelbare Zuleitung durch Röhren von den Hochbehältern und
den Röhrenschächten aus ist kaum anzunehmen.

4. DER NOCH STEHENDE TEIL DER NISCHENWAND UND DER FLÜGELBAUTEN.

Über der fast vollständig erhaltenen Orthostatenreihe im Hintergrunde des Tiefbehälters, zu deren
beiden Seiten noch stark zerstörte Stümpfe der Orthostaten der Flügelbauten vorspringen (Tafel
I, 2 und 5 bis 9), erhebt sich ein Rest des Erdgeschosses der ehemals dreigeschossigen, die ganze
Frontbreite ausfüllenden Nischenwand. Es ist ein Quadermauerwerk aus bläulichem und weißem Marmor
von unregelmäßiger Schichthöhe und Steinschnitt mit vielfacher Auszwickung durch kleinere Steine
und Brocken. Die mittlere Nische ist breiter als die beiden südlichen, schmäleren Nischen; links und
 
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