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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0022
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I. Baubeschreibung-.

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rechts von dieser Gruppe sind noch Reste je einer schmäleren Seitennische erhalten, wodurch die An-
zahl und der Wechsel dieser Nischen längs der ganzen Frontbreite gesichert ist. Alle Nischen waren
rundbogig überdeckt. Die Mittelnische ist gerade geschlossen, die ihr zunächst anliegenden beiden
Seitennischen dagegen von halbkreisförmigem Grundriß, darauf folgt je wieder eine gerade, geschlossene ■
Seitennische und dann nochmals nach beiden Seiten hin eine runde und eine eckige. Von der letzteren
ist zwar auf beiden Seiten der Front nichts mehr erhalten, jedoch steht es außer Zweifel, daß der von
der Mitte festgelegte Rhythmus an den Enden auch regelmäßig ausklang, es hätten sonst zwei runde
Nischen aufeinander folgen müssen, was künstlerisch und praktisch widersinnig gewesen wäre. Es be-
fanden sich somit im Erdgeschoß einschließlich der Mittelnische neun Nischen und, wie weiter unten
des näheren noch gezeigt werden wird, die gleiche Anzahl auch in den beiden oberen Geschossen,
so daß die Schmuckwand im ganzen 27 Nischen enthielt (siehe hierzu Tafel 7, 48, 58). Die noch
stehenden Nischen zeigen in ihrer Rückwand Röhrenmündungen, die mit den wasserspeienden Statuen
des Erdgeschosses in Verbindung standen, wahrscheinlich durch ein metallenes Röhrenwerk. Der Zu-
sammenhang dieser kurzen Stichröhren mit dem Röhrennetz des Wasserwerkes ist oben schon erwähnt
(Tafel 52). Es endigten in jeder Nische zwei solcher Zuflüsse. Auf welchem Wege das von den
Statuen ausströmende Wasser in den Tiefbehälter abgeleitet wurde, ist nicht mehr feststellbar. Ent-
weder floß es frei über das vielleicht deshalb mit ganz schwachem Gefälle versehene Podium der
Säulensockelschicht nach vorne ab, oder es waren die Gußröhren so gerichtet, daß die Wasserstrahlen
über den Rand dieses Sockels hinweg unmittelbar in den Tiefbehälter fielen, allerdings mußten dann
die Statuen kräftig vor die Nischen vorgerückt gewesen sein.

Sämtliche Nischen hatten eine Tiefe von nur 49 cm, was auch an der Mittelnische, trotzdem ihre
Rückwand fast gänzlich zerstört ist, noch gemessen werden kann. Auf der rauhen Quaderwand sind
zahlreiche Dübellöcher zur Befestigung der Inkrustation bemerkbar (Tafel 1, 5, 8). Sie sind auf
Tafel 31 unten in einer größeren Aufnahme eingezeichnet. Leider kann aus ihrer unregelmäßigen
Verteilung kein sicherer Schluß auf die Größe und Form des marmornen Plattenbelages der Wand ge-
zogen werden; immerhin scheint dieselbe der Annahme eines lichten Kämpfergesimses und von Wand-
pfeilern mit Flachkapitellen nicht zu widersprechen.

Die wenigen Bruchstücke von Inkrustationsteilen sind auf Tafel 2>7 dargestellt. Das Stück Nr. I
aus bläulichem Marmor paßt mit seiner Biegung genau in die Rundnische und besitzt auf beiden Seiten
einen sauber gearbeiteten Stoß, auch Nr. 2 hat dieselbe Biegung, ist indessen im Profil ein wenig
steiler, was bei der sonstigen flüchtigeren Ausführung der Marmorarbeit des ganzen Bauwerkes ohne
Bedeutung ist. Auch zwei Bruchteile von geraden Stücken, Nr. 3 und 4, von verwandter Profilierung
aus bläulichem und bläulich geädertem weißem Marmor sind gefunden worden.

Vor dem rauhen Mauerwerk der Nischenwand springen, vor den beiden mittleren Pfeilern, zwei
in alter Lage befindliche Sockel für die Säulenstellung des unteren Geschosses hervor. Sie durchschnitten
als Binder die ganze Tiefe des Säulenpodiums und banden auch in die Pfeiler selbst ein. Ihr vorderes
Ende ist stark zerstört, so daß kein Profil mehr daran zu erkennen ist (Tafel 1, 2, 6 und die Aufnahme
auf Tafel 31). Ihre Oberfläche ist in sehr später Zeit abgetreten worden, als hier ein Weg an den
Trümmern des Nymphaeums vorbeiführte; auf dem südlichen Stein (B) ist ein Dübelloch mit Guß-
kanal zu der darüberstehenden Säulenbasis erhalten. Stein A ist so abgetreten und ausgewaschen,
daß das Dübelloch und der Gußkanal, die darauf gewesen sein müssen, gänzlich verschwunden
sind. Beide Steine sind ihrer äußeren Seite nach offenbar von einem älteren Bau wieder ver-
wendet worden. Sie sitzen nicht streng symmetrisch zur Mittelachse; vor den übrigen Nischen-
 
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