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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0023
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i6

I. Baubeschreibung,

pfeilern waren solche Binder nicht angeordnet. Auf den beiden erwähnten Stücken läuft dicht vor
den Pfeilern eine sehr flache und unregelmäßig bearbeitete Rinne, die wahrscheinlich als flaches
Lager für die Basen der Wandpfeiler diente und nicht unbedingt als Zutat einer späteren Reparatur
zu gelten braucht. Von diesen Sockelsteinen ist noch ein drittes Stück in alter Lage vorhanden, und
zwar das Eckstück auf der südlichen, inneren Orthostatenecke des Hauptbehälters, das im Jahre
1904 vorsichtig freigelegt werden konnte, da an dieser Stelle ein Teil der Erdmasse des abgestürzten
Stückes der Nischenwand darüber lag, wie letztere auf Tafel 32 links, Tafel 5 und 8 zu sehen ist. Die
auf diesem Eckblock Nr. 3 befindlichen Gußkanäle der Dübellöcher, wie sie in der gezeichneten Tabelle
auf Tafel 39 mit den Abmessungen eingezeichnet sind, ergeben einen wichtigen Schluß über den Vor-
sprung der daraufsitzenden Plinthe der Säulenbasis. Diese letztere saß demnach genau bündig mit
den beiden Orthostatenfronten (Tafel 48), zugleich mit der Leibung des Säulensockels (Tafel 62
links unten im Querschnitt). Ein Stück des Säulensockels liegt auch in alter Lage auf der südlichen
Seitenfassade, da wo der Flügelbau gegen das Wasserwerk hin abgesetzt ist (Tafel 5, 6, 7, 9, 57).
Der längere der dort sichtbaren drei Sockelblöcke liegt nicht mehr genau in alter Lage, sondern ist
ein wenig nach Westen auf dem Sockelgesims verschoben und an seinem rechten Ende gebrochen.
Auf seiner Oberseite sind Gußkanäle und Abschnürungslinien vorhanden (auf Tafel 39, Nr. 1),
woraus sich das Plinthenmaß der unteren Säulenbasis, wovon kein Stück gefunden ist, wiederum ohne
Schwierigkeiten berechnen läßt. Ausschlaggebend für dieses wichtige Maß ist überdies noch der Block
Nr. 5, auf dem die mittlere Abschnürungslinie der Basis deutlich erhalten ist. Dieser Block ist gleich-
zeitig ein sicherer Beweis dafür, daß dieser Sockel um den ganzen Bau längs der Flügelbauten un-
unterbrochen herumgezogen war. Er ist ein vorspringendes Eck und kann somit an keiner anderen
Stelle als auf der schmalen Vorderfront der Flügelbauten untergebracht werden, und zwar so, daß seine
längere Seite nach vorn kommt, da sein rechtes Stoßlager dieser Abmessung nach genau in die Mittel-
achse der Flügelbau-Vorderfront fällt. Auch die übrigen Blöcke gleicher Gattung, Nr. 4 und 6, zeigen
die Verdübelung der einst daraufgelagerten Plinthen. Beide sind unregelmäßig bearbeitet und, wie Nr. 4
besonders zeigt, wiederverwendete, ältere Stücke.

Dasselbe gilt wohl auch von den Blöcken Nr. 7 und 8, die auf Tafel 24 wegen ihrer Inschriften
gezeichnet sind. Nr. 8 ist seiner Höhe und dem erkennbaren Rest der Profilierung nach zweifellos
den unteren Säulensockeln zuzuzählen, dadurch aber auch Nr. 7, trotzdem dessen unteres Lager zer-
stört ist. Die Einsenkung auf der linken Seite der Oberfläche von Nr. 8 ist ohne größere Bedeutung;
derartige Ausgleiche kommen auch auf Nr. 4, 5 und 6 vor. Die Rückseite von Nr. 8 ist im flachen
Kreisbogen ausgeschnitten, was auf eine frühere Verwendung, vielleicht als Teil einer Bank, hinweist.
Wo diese beiden Inschriften mit den Namen von Trajan Vater und Sohn gesessen haben, läßt sich
nur vermuten, vielleicht je vor dem freiliegenden Tabernakel der Flügelbauten.

Block Nr. 2, dessen unteres Profil- zerstört ist, besitzt auf seiner Oberfläche außer dem Dübelloch
mit Gußkanal ein nur ganz schwach erhöhtes, kreisförmiges Scamilluslager von ungefähr 38,3 cm Kreis-
durchmesser, der mit dem unteren Durchmesser der darauf sich erhebenden Säule, also bezüglich der
Drucklinie, gut übereinstimmt (Tafel 59).

Das Profil dieses im Durchschnitt 40 cm hohen Sockelstückes ist sehr einfach gehalten; mit
seiner vermittelnden oberen und unteren glatten Schräge bildet es einen ruhigen Gegensatz zu dem
lebhafter profilierten darunter sitzenden Deckgesims der Orthostaten (Tafel 39 und 59), welches
sich kaum von der für derartige Gesimse üblichen Auffassung unterscheidet. Der obere Teil besteht
in einer kräftigen, weitausladenden Schräge, in welche die den Tiefbehälter speisenden Ausflüsse ein-
 
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