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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0089
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IV. Zur Entwicklung der antiken Brimnenarchitektur.

Abb. 14.

botto Taf. IX 19 (jetzt Museo Torlonia in Rom) in Abb. 14 wiedergebe. Der Brunnenrand ist durch den
Oberteil eines großen Pithos gebildet, der am Halse ein Abflußloch1) für das Wasser bei hohem Stand
hat. Links von der schöpfenden Frau ist das Seil mit einem Ring unten an einer Mauer befestigt, oben
wird wohl ebenfalls ein Vordach anzunehmen sein. Das Mauerstück ist anscheinend mit Rasen oder
elastischem Reisig abgedeckt, auf welchem das volle Gefäß abgestellt wurde. Brunnen, deren Wan-
dungen ganz aus aufeinander gestellten, weiten, runden Stücken von gebranntem Ton, und deren Mündungen
aus dem Oberteil eines Pithos bestehen' sind mehrfach bei Ausgrabungen gefunden worden. Einen
Schöpfbrunnen in Gestalt eines vollständigen Pithos, durch den eine Leitung führte, haben die Grabungen
in der iepü rjTod zu Priene2) ergeben.



IV. DIE RÖMISCHEN NYMPHÄEN.

Die Gestalt der Nymphäen ist nicht so unmittelbar aus dem Bedürfnis des Lebens heraus ge-
schaffen, als dies bei den bisher betrachteten Brunnenhäusern stets der Fall war3). Es sind zumeist
unbedeckte^), große Laufbrunnenanlagen der prachtliebenden Kaiserzeit, welcjie die Elemente der
griechischen Brunnenhäuser zwar enthalten, sich von ihnen aber durch folgende neue Eigentümlich-
keiten unterscheiden :

') Dieselbe Eigentümlichkeit zeigt das feine rf. Schalenbild aus Corneto, welches O. Benndorf zu seinem Buchzeichen erwählt
hatte, Heroon von Gjölbaschi S. 112 ff. Vgl. Guhl und Koner, Leben d. Gr. u.R.6 S. 178, woselbst auch ein ähnlicher Schöpf-
brunnen nach Gazette arch. VII 1881 Taf. 1 u. 2 abgebildet ist. Ferner den großen Brunnen auf Syros, Pollak, Ath. Mitt. XXI
1896 S. 190, Taf. IV mit dem Abzugskanal M. — Verwandt damit, aber in ihrer oberen Kammer noch ungeklärt, ist die Burinna
auf Kos, L. Roß, Arch. Aufs. II S. 389 u. Taf. V, E. Curtius, Arch. Zeitung 1847 Sp. 22.

2) Priene ,s. 80.

3) Vgl. hierzu die wertvollen Ausführungen von E. Maaß, Tagesgötter S. 47ff.

4) Es ist in Syrien nur ein einziges bedecktes Nymphäum bekannt geworden, das von Kanawat. ein nur 15 m langer Bau
mit Bassin und Vorhalle unter Dach aus dem II. Jhdt. n. Chr. Für Griechenland kommt nur die sog. »Exedra« des Herodes
Atticus in Olympia in Betracht, für die recht bald eine neue Rekonstruktion an Stelle der A dl ersehen (Olympia II Taf. S4ff.)
zu wünschen wäre. Insbesondere ist dort die Vorderwand des oberen Bassins fortgelassen.
 
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