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Altertümer von Hierapolis. II.
beobachten, wie sehr dabei die vom Stamm Apollo gebildeten, also von dem Stadt-
gott abgeleiteten Namen überwiegen. Häufig sind auch makedonisch-pergamenische
Namen, vor allem Alexander, Attalos, Eumenes u. s. w. Die griechische Bevölkerung
wird gebildet sein durch die ursprünglichen griechischen Ansiedler und ihre Nach-
kommen, durch im Laufe der Zeit aus anderen Städten und Ländern zugewanderte
Griechen und durch die schon bald mehr und mehr hellenisierte ursprüngliche
phrygische Einwohnerschaft der Gegend. Von dieser phrygischen Nationalität sind
uns nur verschwindend geringe Spuren erkennbar; keine einzige phrygische In-
schrift ist in Hierapolis gefunden, und nur ganz wenige Namen gegenüber der Un-
menge der griechischen scheinen phrygischen Ursprungs zu sein wie Charmaos, Ur-
palos, Myadagros52. Diese hellenisierten Phrygier hatten offenbar manche nationale
Eigentümlichkeiten, vor allem nationale Kulte beibehalten; die phrygische Sprache
jedoch kann in der Kaiserzeit in der Stadt höchstens in den untersten Klassen noch
hier und da fortgelebt haben.
Dagegen haben sich im Laufe der Zeit mehr und mehr Römer in Hierapolis
niedergelassen, zumeist wohl als Kaufleute, aber auch mehrere Soldaten und Ve-
teranen finden wir unter ihnen, so 267 einen Veteranen der legio XIV gemina,
324 einen optio der legio VI und 73, 125, 202 je einen Soldaten und Veteranen
ohne Angabe der Truppe. Die in der Städt ansässigen Römer waren vereinigt
zu einem suviopiov -wv 'Piutxaüuv (32), wie es auch anderweit in den Provinzen der
Fall war. Der auf der zuletzt genannten Inschrift aufser von anderen auch von die-
sem Synedrion geehrte C. Ageleius hatte als xovßsviap/o; an dessen Spitze gestanden.
Als dritte in Hierapolis stärker vertretene Nationalität sind die Juden zu
nennen, über deren fest organisierte Kolonie in dem Abschnitt über die Kulte zu
sprechen sein wird. Vereinzelt finden wir einen Syrer (202) und Leute aus klein-
asiatischen Städten wie Aphrodisias (270), Laodicea (93), Lagina (281) und Sardes
(75). Dazu treten die zahlreichen nur vorübergehend anwesenden Besucher der Stadt
aus allen Teilen des römischen Reiches.
Innerhalb der städtischen Bevölkerung scheinen sich eine Anzahl Familien
als ein städtisches Patriciat hervorzuheben, die wohl im Wesentlichen mit den reichen
Fabrikantenfamilien zusammenfallen; der vornehme Ti. Claudius Zoticus heifst 46
Ku-atpioriC. Vielleicht ist die Vermutung nicht zu gewagt, dafs, wie es auch in anderen
Städten der Fall war, die Nachkommen der ältesten Ansiedler, der pergamenischen
Söldner (MaxaSove;), eine Sonderstellung einnahmen. Anders liefse es sich nämlich
sonst nicht erklären, wenn noch Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr., also fast
400 Jahre nach der Errichtung der Kolonie ein, wie sein stattliches Grabmal zeigt,
reicher und vornehmer Mann, P. Aelius Apollinaris (339), sich ausdrücklich als
Mazsowv bezeichnet23. Wenn wir ferner (153) einem MaxeSovixos begegnen und auf
22) Manche, die man im ersten Augenblick für ein- XaSo; (348), das falsche Bildung von dem latei-
heimische halten möchte, beruhen auf unsicherer nischen Namen Aquila (griechisch 'AxiiXac) ist.
Lesung oder sind hybride Bildungen, wie Äxo- 23) Auf derselben Inschrift findet sich eine Frau
Namens Apollonis.
Altertümer von Hierapolis. II.
beobachten, wie sehr dabei die vom Stamm Apollo gebildeten, also von dem Stadt-
gott abgeleiteten Namen überwiegen. Häufig sind auch makedonisch-pergamenische
Namen, vor allem Alexander, Attalos, Eumenes u. s. w. Die griechische Bevölkerung
wird gebildet sein durch die ursprünglichen griechischen Ansiedler und ihre Nach-
kommen, durch im Laufe der Zeit aus anderen Städten und Ländern zugewanderte
Griechen und durch die schon bald mehr und mehr hellenisierte ursprüngliche
phrygische Einwohnerschaft der Gegend. Von dieser phrygischen Nationalität sind
uns nur verschwindend geringe Spuren erkennbar; keine einzige phrygische In-
schrift ist in Hierapolis gefunden, und nur ganz wenige Namen gegenüber der Un-
menge der griechischen scheinen phrygischen Ursprungs zu sein wie Charmaos, Ur-
palos, Myadagros52. Diese hellenisierten Phrygier hatten offenbar manche nationale
Eigentümlichkeiten, vor allem nationale Kulte beibehalten; die phrygische Sprache
jedoch kann in der Kaiserzeit in der Stadt höchstens in den untersten Klassen noch
hier und da fortgelebt haben.
Dagegen haben sich im Laufe der Zeit mehr und mehr Römer in Hierapolis
niedergelassen, zumeist wohl als Kaufleute, aber auch mehrere Soldaten und Ve-
teranen finden wir unter ihnen, so 267 einen Veteranen der legio XIV gemina,
324 einen optio der legio VI und 73, 125, 202 je einen Soldaten und Veteranen
ohne Angabe der Truppe. Die in der Städt ansässigen Römer waren vereinigt
zu einem suviopiov -wv 'Piutxaüuv (32), wie es auch anderweit in den Provinzen der
Fall war. Der auf der zuletzt genannten Inschrift aufser von anderen auch von die-
sem Synedrion geehrte C. Ageleius hatte als xovßsviap/o; an dessen Spitze gestanden.
Als dritte in Hierapolis stärker vertretene Nationalität sind die Juden zu
nennen, über deren fest organisierte Kolonie in dem Abschnitt über die Kulte zu
sprechen sein wird. Vereinzelt finden wir einen Syrer (202) und Leute aus klein-
asiatischen Städten wie Aphrodisias (270), Laodicea (93), Lagina (281) und Sardes
(75). Dazu treten die zahlreichen nur vorübergehend anwesenden Besucher der Stadt
aus allen Teilen des römischen Reiches.
Innerhalb der städtischen Bevölkerung scheinen sich eine Anzahl Familien
als ein städtisches Patriciat hervorzuheben, die wohl im Wesentlichen mit den reichen
Fabrikantenfamilien zusammenfallen; der vornehme Ti. Claudius Zoticus heifst 46
Ku-atpioriC. Vielleicht ist die Vermutung nicht zu gewagt, dafs, wie es auch in anderen
Städten der Fall war, die Nachkommen der ältesten Ansiedler, der pergamenischen
Söldner (MaxaSove;), eine Sonderstellung einnahmen. Anders liefse es sich nämlich
sonst nicht erklären, wenn noch Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr., also fast
400 Jahre nach der Errichtung der Kolonie ein, wie sein stattliches Grabmal zeigt,
reicher und vornehmer Mann, P. Aelius Apollinaris (339), sich ausdrücklich als
Mazsowv bezeichnet23. Wenn wir ferner (153) einem MaxeSovixos begegnen und auf
22) Manche, die man im ersten Augenblick für ein- XaSo; (348), das falsche Bildung von dem latei-
heimische halten möchte, beruhen auf unsicherer nischen Namen Aquila (griechisch 'AxiiXac) ist.
Lesung oder sind hybride Bildungen, wie Äxo- 23) Auf derselben Inschrift findet sich eine Frau
Namens Apollonis.