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I

Cichorius, Geschichte der Stadt. 3

Geschichte der Stadt.

Von der eigentlichen Geschichte von Hierapolis ist nur sehr wenig bekannt.
Für die ältere Zeit ersehen wir nur aus der Apollonisinschrift, dafs das pergame-
nische Königshaus und speciell die alte Königin Apollonis die Stadt begünstigt
haben mufs. Sonst würde diese schwerlich nach dem Tode der Königin den breiten
und schwülstigen, sich hauptsächlich über das Familienleben der Apollonis verbrei-
tenden Ehrenbeschlufs (30) gefafst haben. Derselbe mufs wegen der Erwähnung
der Königin Stratonike nach 188 v. Chr. fallen, in welchem Jahre sich Eumenes mit
dieser vermählte, andererseits aber, da Eumenes noch als lebend erwähnt wird, vor
das Jahr 159. Die Inschrift ist also das überhaupt früheste Zeugnis für das Bestehen
von Hierapolis. Die ursprüngliche Aufgabe des Grenzschutzes wurde hinfällig, seit
die Stadt nach dem Tode Attalus' III., 133 v. Chr., mit dem ganzen pergamenischen
Reiche in römischen Besitz kam. In der Folgezeit wird sie um so weniger hervor-
getreten sein, als ihre Rivalin Laodicea von den Römern in jeder Weise begünstigt
wurde. Vermutlich hat Hierapolis auch unter dem Kriege gegen Aristonikos und
dem mithridatischen Kriege zu leiden gehabt, die sich zum Teil in nächster Nähe
abspielten. Von da an waren jedoch der Stadt mehrere Jahrhunderte ungestörter
Entwickelung beschieden, während deren sie vor allem durch ihre blühende Industrie
und ihren ausgedehnten Handel zu einer der reichsten Städte Kleinasiens wurde.

Aus der Stadtgeschichte selbst kennen wir nur wenige Ereignisse direkt be-
zeugt, doch spiegelt sie sich wieder in den Münzen der Stadt, von denen aufser-
ordentlich mannigfache Typen uns erhalten sind. Seit 130 gehörte Hierapolis mit
einer einzigen kurzen Unterbrechung während der Jahre 56—50, in denen es zur Pro-
vinz Cilicia geschlagen war (s. Marquardt, Staatsverwaltung I, 335), zur Senatsprovinz
Asia und unter Augustus schlägt sie zu Ehren des Proconsuls dieser Provinz Paullus
Fabius Maximus, der circa 5 v. Chr. anzusetzen ist (s. Waddington, Feistes des prov.
Asiat, p. 98), Münzen mit dessen Portrait (Mionnet, Suppl. 385 und Waddington a. a. O.
p. 97), woraus wohl auf einen Besuch des Statthalters in Hierapolis zu schliefsen ist.
Dann wird die Stadt mehrfach in der Litteratur in Zusammenhang mit den furchtbaren
Erdbeben erwähnt, die in der Kaiserzeit Kleinasien heimsuchten. Gerade Hierapolis
lag in einem besonders schlimmen Erdbebengebiet, als welches das Mäander- und
Eykosthal öfters bezeichnet werden, so schon bei Strabo XII, 578 u. 579 und noch
für das sechste Jahrhundert von Johannes Lydus, de ostetit. 53. In den oracula
Sibyllina kommen mehrfach Prophezeihungen von Erdbeben in Hierapolis vor (V
318, X 280, II 347, dagegen ist XI 129 das syrische Hierapolis gemeint).

Schon unter Claudius erwähnt Syncellus p. 632 ein solches, das Eaodicea,
Hierapolis und Antiochia (doch wohl das am Mäander gelegene) traf. Dann aber
wurde Hierapolis vor allem durch das Erdbeben unter Nero und zwar anscheinend
völlig zerstört, das Orosius VII, 7, 12, Syncellus p. 636, Eusebius, Chron. unter Olym-
piade 210,4 "nd wohl auch die Oracula Sibyllina V 318 erwähnen, und das aufser
Hierapolis noch Eaodicea und Colossae vernichtete. Tacitus, Ann. XIV 27 erzählt
 
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