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Altertümer von Hierapolis. II.

heifst und die Zeitverhältnisse genau dazu stimmen. Antipater selbst ist als der im
Altertum berühmteste Bürger von Hierapolis zu bezeichnen. Der Hauptbericht
über sein Leben ist bei Philostratus a. a. O. erhalten. Etwa zwischen 150 und 160
geboren, wurde Antipater zu Athen Schüler der Sophisten Hadrianus, Polydeukes
und Zenon und bildete sich bald zum tüchtigen Redner und Sophisten aus, so dafs
er selbst ein gesuchter Lehrer wurde. Der Kaiser Septimius Severus übertrug ihm
die Stellung ab epistulis Graecis, und Antipater begleitete ihn, wie aus Philostratus,
Soph. 2,25,4 hervorzugehen scheint, auf den Zügen nach dem Orient 194—196 oder
198 — 2C2. Philostratus rühmt den besonders eleganten und leichten Stil des Anti-
pater bei Abfassung der ihm obliegenden officiellen Correspondenz. Hohes Ver-
trauen bewies ihm der Kaiser ferner dadurch dafs er ihn zum Lehrer seiner 188
und 189 geborenen Söhne Caracalla und Geta wählte. Daneben übte Antipater
seine Lehrthätigkeit als Sophist aus; Philostratus war damals zu Rom sein Schüler.
Den Höhepunkt erreichte seine Laufbahn, als er durch Severus den consularischen
Rang erhalten hatte und zum Statthalter von Bithynien ernannt wurde. Allerdings
erfolgte seine Abberufung von dort wegen allzu strenger Führung des Regiments,
ohne dafs er jedoch bei den Herrschern in Ungnade gefallen wäre. Galen (XIV, 218),
der den edlen Charakter des Mannes sehr rühmt, erzählt von einem schweren Nieren-
leiden des Antipater, den er anscheinend als Arzt dabei behandelte und von der
bei dieser Gelegenheit durch Severus und Caracalla bewiesenen liebevollen Fürsorge
für den Kranken. Noch unter Severus scheint sich Antipater nach seiner Heimat-
stadt zurückgezogen zu haben, wo er seine letzten Lebensjahre verbracht hat. Wenn
wir auf einer kurz vor 212 geschlagenen Münze von Hierapolis (Mionnet, Descr. 630),
auf der Caracalla mit seiner Gemahlin Plautilla dargestellt ist, lesen litt air^atr^oij)
Aup(yjXtou) ' Avxi.T:aTpou, so ist in diesem Antipater allem Anschein nach entweder der
Sophist selbst26 oder etwa ein Sohn von ihm zu erkennen. Beim Tode des Geta 212
bewies Antipater in einem an Caracalla gerichteten Schreiben einen edlen Freimut,
wegen dessen ihm der Kaiser aber schwerlich gezürnt hat, wie es Philostratus sich
einbildet. Sonst hätte er sicher nicht kurz darauf der Vaterstadt des Antipater das
Neokorat verliehen. Oben ist die Vermutung ausgesprochen, dafs Caracalla 215 in
Hierapolis weilte, um seinen alten Lehrer zu besuchen und dafs die ihm von der
Stadt erwiesenen Ehrungen, wie Triumphbogen und Gedenkmünze, hiermit in Zu-
sammenhang stehen.

Bald darauf, sicher vor dem Jahre 229/30, wo Philostratus schrieb, mufs
Antipater zu Hierapolis gestorben sein, und zwar durch freiwilligen Hungertod; in
der Nekropole seiner Heimatstadt wurde er beigesetzt (Philostr. a. a. 0. II, 24), viel-

2e) Ich bemerke, dafs über das Gentilnomen des
Antipater nichts überliefert ist. Borghesi, Oeuvr.
III, 23 will ihn zwar mit einem inschriftlich er-
wähnten Septimius Antipater identificieren, doch
ist dies von de Rossi ebenda schlagend wider-

den Kaiser Caracalk

legt worden. Vom Vater hatte er wohl den
Namen Aelius ererbt, könnte aber doch nach
Caracalla sich Aurelius nennen. Zwei Aelii Anti-
patri ehren übrigens gerade um dieselbe Zeit,
zwischen 214 und 217, zu Laodicea gleichfalls
(C. I. Gr. 5893).
 
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