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— 62 —

stücke der Euphroniosschale in Berlin bezeugen j
jetzt inschriftlich und unwiderruflich, dass auch
bei Brygos der Knabe in der Rechten des Neo-
ptolemos Hektor's Sohn ist (Vasens. no. 2281: ab-
gebildet Archäol. Ztg. 1882 Taf. 3). Der auf der
Brygosschale allerdings. vorhandene Unterschied j
des Alters und der Grösse der beiden Astyanax |
darstellenden Figuren, den Urlichs für sich an-
führt, erklärt sich zur Genüge wol aus dem Be-
streben der Füllung des verschiedenen Raums;
auch darf nicht vergessen werden, dass die Neo-
ptolemos-und-Astyanax-Gruppe von Brygos aus
der alten Kunst, in welcher der Junge ganz klein
dargestellt zu werden pflegte, übernommen wurde: i
vollständig mit dem alten Typus zu brechen wagte
Brygos noch nicht und bildete daher den Astya- j
nax auf dieser Seite ein wenig kleiner und jugend-
licher als auf der anderen Seite, wo er ihn schon
selbstständiger und grösser sich vorstellte bez. für
seine Auffassung vorstellen musste. Was das
Kämpferpaar unter und neben dem einen Henkel
betrifft, so hat Brygos dort uns unbekannte Hel-
den 177 dargestellt, um die grosse uuberiihmte
Menge 'intra muros et extra' anzudeuten; bei
Euphronios finden wir in sehr ähnlicher Gruppie-
rung den zweiten Theseiden Demophon verwendet
(Klein Euphronios- S. 171 f). Endlich das Mittel-
bild! Hier glaubte ich einst Polens*18 erkennen
zu müssen; doch hat Robert (a. a. 0. S. 102) ge-
wiss Recht, wenn er sich gegen eine Scene und
eine Zeit fern von Troja ausspricht: er denkt
daher an Phoenix in Achill's Zelt; Urlichs schlägt
Nestor vor (a. a. 0. S. 62 f.) — Beides ist gleich-
mässig annehmbar und möglich, während Brizio's
Vorschlag (Bull. dell'Inst. 1879 p. 215.1), Priamos

177) Nach Robert a. a. 0. S. 70 £ sollte der Grieche ;
'Odyssens' sein müssen.

178) Unter Zustimmung Brunn's: Troische Mise. III
S. 207 ff (Münch. Akad. Sitzungsber. 1SS0 I).

zu erkennen, schwerlich richtig oder vielmehr
ganz bestimmt irrig ist.

76 Grosse Trinkschale; leider sehr beschä-
digt. Innen ein grosses das Rund fast ganz füllen-
des Bild: Umrisszeichnung auf weissem Pfeifen-
thon; nur der Mantel der liegenden Figur ist mit
rothbrauner Farbe ausgefüllt. Styl des Euphro-
nios. — Auf einer langen Kline (mit Kopfkissen;
Beine mit eingelegtem Zierrath) liegt ein bärtiger
Mann, mit Tänie und unterwärts bemäntelt, wel-
chen Herakles (HEPazZtg), nach rechts gewendet,
bewältigt hat: er fällt zurück und herab; die
linke Hand sinkt zu Boden, die rechte ist auf
dem Kissen emporgestreckt. Herakles, zur Linken
das Schwert, beugt sich Uber den Gegner, mit
der Rechten ihn haltend, während seine Linke
am Kopf einst die Keule ('? vielleicht noch ein
Rest unten vorhanden?) hielt; er schaut sehr ver-
gnüglich drein. Oben hängt eine Lekythos und
ein kleines Stück Tuch. Wie der Mann auf der
Kline zu nennen, ist und bleibt wol fraglich: es
könnte zB. Busiris sein oder etwa Eurytos und
Andere; Bestimmtes wird sich vorläufig nicht
sagen lassen. Stylistisch gehört die Schale zu
der Reihe von Gefässen, die Klein Euphronios2
S. 247 ff. zusammengestellt und besprochen hat;

[ vgl. dazu Brunn Ausgr. der Certosa S. 185 (41) f].

77 'Belolai pocolom'. Abg. und bespr. Ritsehl
PLM: Tab. XI G; Jordan Ind. lect. Königsberg 1885
p. 14ss; vgl. noch Mommsen CIL. 144; Garrucci
Sylloge no. 477; vor Allem aber Jordan Annali
dell'Inst. 1884 pag. 10 no. 13. — Frauenkopf in
Vorderansicht; mit Halsband. Sie hat weder Blu-
men im Haar (Garrucci) noch Schlangen, wie Jor-
dan's französischer Berichterstatter meinte. Wie
das bei Köpfen, welche im Rundbild nach vorn
gegeben werden, sich gewöhnlich einstellt, dass
die Haare das Gesicht flatternd umgeben (vgl.
dazu oben S 16), so auch hier: weissgelb gemalte
 
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