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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 24.1876

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.62254#0086
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-^)A2 ^tuttM't» üütl Dien.

In schwerer Aersuchrmg.
Aus den Aufzeichnungen eines Polizeibeamten.
Mitgetheilt von
Aarl Chsx.
(Schluß.)
O, wer auch nur ein Stündchen, nein, einige Minuten
hätte ruhen und dabei all' das Elend vergessen können! Aber
ich durfte mich nicht einmal auf das Sopha setzen, sonst, das

fühlte ich deutlich genug, überwältigte die Uebermüdung meine
besten Entschlüsse.
So wanderte ich denn mit leisen Schritten in dem Zimmer
auf und ab und warf nur manchmal durch das Fenster einen
Blick nach dem Hotel hinüber. Das Zimmer, in dem der
reiche Fremde eingekehrt, war immer noch erleuchtet und
sein Inhaber machte gleich mir Spaziergänge innerhalb seiner
vier Pfähle. Er unterbrach seinen Marsch nur, um hin und
wieder von dem Glase mit funkelndem Rothwein, das auf dem
Tische stand, zu nippen. War er von Natur ein Nachtschwär-
mer oder peinigten auch ihn schwere Gedanken oder was sonst
ließ ihn nicht zur Ruhe kommen?

Als ich nach einer kurzen Pause wieder hinübersah, zeigte
sich auch das Nebenzimmer erleuchtet, in welchem nach der
Mittheilung des Oberkellners mein spezielles Beobachtungs-
objekt, der verdächtige Fremde, logirte. Aber dieser Herr war
offenbar scheuer und vorsichtiger, als sein behäbiger Zimmer-
nachbar. ' Er hatte die Gardinen der Fenster dicht zusammen-
gezogen, so daß nur hin und wieder sein Schatten an dem-
selben erschien. Der erste Fremde aber unterbrach gerade jetzt
seinen Spaziergang, um nach der Thür zurückzublicken, an
welcher Jemand zu klopfen schien. Seltsam erschien es mir,
daß dieser Mensch, der vorher seinen Turban abgelegt hatte,
sich jetzt, bevor er dem Klopfenden die bis dahin verschlossene

Schweizer Sagen. Das Jnselfriilllein. Aus dem Photographischen Verlag von T. Richard Sohn in Männedorf. (S. 103.)


Zllustr. Welt. XXIV. 4.

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