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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 24.1876

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Heft 10
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„Das sind Johannishände?"
Der Friederle nickte.
„Warum haben sie diesen Namen?"
„Weil man sie in der Johannisnacht graben muß, wenn
sie wirksam sein sollen. So eine Johannishand bringt Glück
in's Haus und Geld in die Tasche, darum trage ich seit zwan-
zig Jahren eine bei mir und —"
„Und ist das Glück noch nicht bei Euch eingekehrt?"
„Bis jetzt noch nicht, aber es kommt schon, vielleicht wenn
ich einmal alt bin."
Der junge Waidmann verbiß das Lachen, als er das ge-
brechliche Männchen so sprechen hörte, und sagte mit strafendem
Ton: „Ei, ei, Friederle, wer wird so abergläubisch sein!"
„Abergläubisch?" erwiederte der Alte, „ja, so heißen sie's.
Wer aber, wie ich, Todtengrüber gewesen ist, der spricht anders.
Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten, denn ein Kameel
geht leichter durch ein Nadelöhr, als zwei Rehzwillinge, die
unter Rosen Waiden —"
Der Jäger unterbrach ungeduldig den Sermon. „Bleibt
bei der Sache, Friederle! Was für Erfahrungen habt Ihr als
Todtengrüber gemacht?"
„Das sag' ich nicht," versetzte der Alte wichtig und schälte
seinen Wurstantheil, „übrigens braucht man nicht Todtengrüber
zu sein, um merkwürdige Dinge sehen zu können. Sind Sie
schon einmal Nachts im Wald gewesen?"
„Das will ich meinen," antwortete der Jäger mit einem
verächtlichen Lächeln, „aber außer Eulen, Spitzbuben und hin
und wieder einem Fuchs ist da nichts zu spüren."
„Na, na," schüttelte der Friederle. „Man erzählt sich so
Allerlei, und wenn ich's auch nicht vor Gericht beschwören kann,
so weiß ich doch, was ich weiß. Da ist zum Exempel dort
oben die Habichtsburg. Ich bin heute Nacht in der Nähe ge-
wesen, hab' mich aber wohl gehütet, meine Nase in Dinge zu
stecken, die mich nichts angehen. Denn gerade jetzt in der
Sonnenwendzeit ist Alles los und ledig, und das Habichts-
fräulein geht ungenirt im Wald um, wie ein Stadtfräulein,
das eine Landpartie macht, wie sie's heißen."
„Was ist das für eine Geschichte von dem Habichtsfrüulein?"
fragte der Jäger gespannt.
„Ach, du lieber Himmel, kennt der Herr Förster das Habichts-
fräulein nicht? Ja, Sie sind freilich noch nicht lange in der
hiesigen Gegend. Das Habichtsfräulein also — ist noch ein
Tropfen in der Flasche? Danke gehorsamst, Herr Förster —
das Habichtsfräulein ist ein Gespenst, von denen geschrieben
steht: Sie säen nicht, sie spinnen nicht und sammeln nicht in
die Scheunen, sie gehen herum wie die brüllenden Löwen und
suchen —"
„Laßt Euer Gefasel!" sprach ärgerlich der Jäger, „und
sagt, was Ihr wißt."
„Das Habichtssräulein also," Hub der Alte wieder an, „ist
ein Gespenst mit einem Gesicht wie Spinnenweben und einem
weißen Kleid mit Karthäusernelken verposamentirt, was aber
eigentlich Blutflecken sind, und es kann keine Ruhe im Grab
finden, bis es Einer erlöst. Es niest nämlich hundertmal,
und wenn dann Jemand hundertmal Gott Helf' sagt, dann thut's
einen gewaltigen Kracher und die Geschichte ist aus."
„Das Erlösungswerk ist gerade nicht schwierig," meinte der
Jäger, „und es wundert mich, daß es bis jetzt noch Keiner
vollbracht hat."
„Einer, ein Holzhauer," fuhr der Friederle fort, „war ein-
mal nahe dran. Er hatte bereits neunundneunzigmal Gott Helf'
gesagt, wie sie aber zum hundertsten Mal geniest hat, da ist
der Mann ungeduldig geworden und hat geschrieen: ,Ei, so
nies' du und der Teufel!' Und da war das arme Habichts-
fräulein wieder verwunschen. Ein andermal hat auch Einer
das Niesen gehört und mit Gott Helf' geantwortet, weil ihm aber
das ewige Gotthelfsagen langweilig geworden ist, so hat er
eine Abwechslung hinein bringen wollen und hat beim näch-
sten Nieser Prosit gerufen. Und da war's wieder nichts mit
der Erlösung, denn die Gespenster können das Französische
nicht leiden."
Der Jäger lachte, fuhr aber im nächsten Augenblick zu-
sammen, denn dicht neben ihm nieste Jemand laut und ver-
nehmlich.
„Gott Helf'!" brüllte der Friederle und zitterte dabei am
ganzen Leib.
„Hazi!" erklang es wieder aus den Wachholderbüschen,
und der Alte antwortete, wie es sein mußte. Der jüüge
Waidmann aber war aufgesprungen und blickte spähend nach
der Stelle, von wo der Laut kam.
„Hazi!" erscholl es zum dritten Mal, doch folgte dießmal
dem Niesen ein schadenfrohes Kichern und aus den Büschen
tauchte das Mädchen auf, dessen Bekanntschaft wir vorhin ge-
macht haben.
„Eva!" rief der Jäger halb ärgerlich, halb erfreut.
„Ach, das ist köstlich!" lachte Eva und schlug die Hände
zusammen. „Das gibt eine Geschichte für den Vater und die
Muhme. Nein, wie der Herr Forstgehülfe dasteht! O, Hans,
wenn Du Dich nur sehen könntest!"
„Unband!" drohte der Jäger. „Wart' nur, die Strafe
bleibt nicht aus — aber Du denkst doch nicht, daß ich im Ernst
geglaubt habe —"
„Wer weiß?" sagte Eva neckend. „Hast Du nicht Gott Helf'
gerufen?"
„Der Friederle war's," entgegnete der Jäger in entrüste-
tem Ton. „Friederle, bezeugt mir das!"
„Ja, Jungfer Evchen, es ist so," gab der Alte zur Ant-
wort. „Aber nehmen Sie mir's nicht übel, es ist nicht wohl-
gethan, mit solchen Dingen Spaß zu machen, das hat schon
Mancher bereut. Es steht geschrieben: Sitzet nicht, da die

Illustriere Melt.

Spötter sitzen, denn ihnen wäre besser, man hinge ihnen einen
Mühlstein an den Hals und versenkte sie in's Meer, allwo ist
Heulen und Zähneklappern."
Der alte Friederle brummte noch viel vor sich hin. Er
war offenbar verstimmt darüber, daß sich das vermeintliche
Habichtsfräulein als des Försters Tochter entpuppt hatte. Er
hätte recht gern hundertmal Gott Helf' gesagt, denn die Gespen-
ster pflegen das Erlösungswerk nicht schlecht zu Honoraren, und
wenn das Honorar auch nur aus einer Handvoll Steine oder
ein paar Tannenzapfen besteht, man führt darum doch nicht
schlecht, denn wenn man in seiner Behausung angekommen ist,
haben sich Tannenzapfen und Steine in Gold verwandelt oder
in Diamanten, groß wie die Hühnereier.
Da sich die beiden jungen Leute nicht weiter um den Frie-
derle kümmerten, so wandte sich dieser, zumal da auch das
Frühstück bis auf die Wurstschalen verzehrt war, wieder zu seiner
Arbeit. Da aber ereignete sich etwas, was ein nicht eben
günstiges Licht auf den Charakter des alten Friederle warf.
Als er sich nämlich bückte, um das Holz aus dem Schubkarren
mit einem Strick zu befestigen, fiel ihm ein kleines Beil aus
der Jacke, wo er es beim Nahen des Jägers verborgen hatte.
Er beeilte sich zwar, das verpönte Werkzeug wieder zu verstecken,
aber es war zu spät. Die Forstpolizei sprang hinzu, ergriff
es und rief:
„Hab' ich Dich, alter Spitzbube! Na warte, das soll Dir
angestrichen werden."
„Herr, gehe nicht in's Gericht mit deinem Knecht!" rief
der Friederle und hob flehend seine Hände empor. „Der Ge-
rechte sündigt des Tages siebenmal —- zeigen Sie mich nicht
an, Herr Förster, ich will's gewiß nicht wieder thun."
„Geh', Hans," bat Eva, „gib dem Friederle sein Beil wie-
der und zeig' ihn nicht an."
„Geht nicht," versetzte der wilde Jäger mit gerunzelter
Stirn, während er den Namen des Straffälligen in seine blut-
rothe Schreibtafel eintrug; „geht nicht, Strafe muß sein.
Komm', Eva!" Damit schritt er voran.
Eva machte dem Alten ein beruhigendes Zeichen und folgte
dem Jäger nach. Dieser hatte einen Augenblick daran gedacht,
seiner Begleiterin den Korb abzunehmen, hatte sich aber noch
zu rechter Zeit besonnen, daß dieß für einen mit der blanken
Wehr angethanen Forstmann nicht schicklich sei. Er erwies sich
aber dadurch aufmerksam, daß er die über den Pfad hängen-
den Zweige zurückbog und auf diese Weise dem Mädchen den
Weg bahnte.
„Du bist im Ganzen genommen doch ein guter Kerl, Onkel
Hails," sagte Eva, seine Dienstfertigkeit anerkennend.
Ueber das Gesicht des Burschen flog ein Schatten. „Nenne
mich nicht Onkel, Evchen, Du weißt, daß ich das von Dir nicht
leiden kann."
Eva lachte. „Das kann ich Dir nicht erlassen," sagte sie.
„Du hast ja Alles, was zu einem Onkel gehört, daß ich Dich
so nennen würde, auch wenn Du nicht der Vetter meiner seli-
gen Mutter wärest. Verschwendest Du uicht Dein halbes Ein-
kommen in Lebzelten und Hampelmännern für die Kinder?
Und wenn Du den Karl auf dem Knie reiten läßt und dazu
mit Deiner greulichen Stimme krähst:
,Troß, troß, trill
Der Bauer hat ein Füll' —'
so muß man unwillkürlich denken, dem lieben Gott habe bei
Deiner Erschaffung das Urbild eines guten Onkels vorge-
schwebt."
Hans brummte etwas Unverständliches vor sich hin.
„Weißt Du, Hans, woraus ich mich freue?" fuhr Eva fort.
„Auf eine neue Puppe vielleicht, Du Kindskopf."
„Geh'! Nein, ich freue mich darauf, wenn ich einmal Groß-
mutter bin. Denk' Dir, dann sitz' ich in einem großen Lehn-
stuhl und habe ein Kleid von großgeblümtem Kattun an und
eine Haube mit einer mächtigen weißen Krause und vielleicht
auch eine Schnupftabaksdose. Und meine Enkel spielen und
lärmen um mich herum und ziehen mir die Nadeln aus dem
Strickzeug und verschleppen meine Brille. Da geht die Thür
auf und die Kinder schreien: ,Onkel Hans, Onkel Hans!'
und hängen sich Dir an die Rockschöße. Du bist natürlich,
während ich Großmutter geworden bin, Urgroßonkel geworden,
hast schneeweiße Haare und ein Doppelkinn und eine ellenhohe
Halsbinde. Da greifst Du in die Tasche und ziehst Hampel-
männer hervor und Bleisoldaten und Puppen, für mich aber
hast Du ein Glas mit eingemachten Früchten oder sonst etwas
mitgebracht. Und dann sitzen wir uns gegenüber, Du hältst
mir das Garn und ich erlaube Dir eine Pfeife anzuzünden,
denn bis dahin hast Du das Rauchen doch wohl ordentlich ge-
lernt und es wird Dir nicht mehr übel wie neulich. Dann
unterhalten wir uns von der guten alten Zeit, und den Kin-
dern erzählst Du Jagdgeschichten aus dem Bielsteinwald und
vom Habichtssräulein und — was weiß ich —"
Der Jäger lachte und sein Gesicht hatte in diesem Augen-
blick in der That etwas onkelhaft Gutmüthiges.
Der Pfad wurde jetzt steil und die Unterhaltung stockte.
Bald drang das Rauschen eines Wassers an das Ohr der bei-
den jungen Leute und wenige Minuten später standen sie an
einer Schlucht, in welcher der Bach, der die Einöd durchfließt,
schäumend über die dunkelfarbigen Felsen hinweg sprang. Ueber
den Bach führte ein Jägersteg, der nur aus einem roh behaue-
nen Baumstamm bestand. Hier hielten die Beiden an.
„Du gehst jetzt auf die Wiese," sagte Hans, „und ich muß
hinüber in den Schlag. Wenn Du eher nach Hause kommst
als ich, so sag' dem Vater, wo Du mich getroffen hast."
„Das soll geschehen. Aber, Hans, wie unordentlich Du
wieder einmal aussiehst. Komm' her, ich will Dir Dein Hals-
tuch ordentlich binden. Bück' Dich gefälligst, Du Goliath!"

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Hans schmuüzelte und ließ sich das Halstuch in Ordnung
bringen.
„Du bist ein liebes Ding, Eva," sagte er herzlich.
„Und Du bist mein guter Hans — aber eh' ich's vergesse,
Du mußt mir einen Gefallen thun."
„Tausend für einen."
„Gelt, Hans, Du zeigst den armen Friederle nicht an? Du
streichst seinen Namen wieder aus?"
„Geht nicht, geht nicht," versetzte der Jäger und zog die
Augenbrauen in dis Höhe; „die Pflicht, das Gewissen! — Thut
mir leid, aber es geht wahrhaftig nicht."
„Thu's, Hans, ich will Dich auch nicht mehr Onkel nennen."
„Aber, Eva, Du, die Tochter eines Försters, willst mich
verleiten, meine Pflicht zu verletzen? Nein, Eva, daraus wird
nichts."
Das Mädchen warf trotzig die Lippen auf: „Onkel Hans,
Du mußt, ich zwinge Dich."
„Hoho!" lachte der wilde Jäger, „das wollen wir sehen!"
Ein Griff, ein Sprung und Eva stand auf dem Steg, der
über den Bach führte und hielt triumphirend die rothe Brief-
tasche in die Höhe. Die Brücke ächzte und schwankte, aber das
Försterkind stand fest und schwindelfrei und lachte, daß es laut
durch den Wald hallte.
Es war ein herrlicher Anblick, die jungfräuliche Gestalt im
Hellen, flatternden Gewand hoch über dem finstern Abgrund,
und Hans schaute bewundernd und schaudernd zugleich auf das
furchtlose Mädchen.
„Komm'," bat er, „laß es gut sein, komm' zurück, Du bist
in Gefahr."
„Versprich mir, Hans, daß Du den Friederle nicht anzeigen
willst, oder ich werfe die Brieftasche in den Bach."
In dem wilden Jäger regte sich der Trotz. „Thu's, Eva,"
sprach er, „die Brieftasche wird wieder zu holen sein, ehe sie
in das Meer schwimmt, und wenn nicht, so schadet es auch
nichts, ich weiß den Namen des Spitzbuben auswendig."
Eva ließ die Hand, welche die Brieftasche hielt, sinken. „Du
bist unausstehlich, Onkel Hans," sagte sie ärgerlich.
„Komm' nur herüber," mahnte der Jäger, „abtrotzen lasse
ich mir nichts, aber vielleicht können wir uns vergleichen. So,
da bist Du. Zuerst — das ist die Vorbedingung — gibst Du
mir meine Brieftasche zurück."
Die Bedingung wurde mit einem Seufzer erfüllt.
„Und nun gib Acht!" fuhr Hans fort. „Ich verpflichte
mich dießmal, aber nur dießmal, ein Auge zuzudrücken und
Gnade für Recht ergehen zu lassen. Dafür versprichst Du, Eva
Ditmar, erstens unverbrüchliches Schweigen."
„Zugestanden," sagte Eva.
„Zweitens schwörst Du, keiner Seele die heutige Habichts-
fräuleingeschichte mitzutheilen."
„Das ist hart," seufzte Eva, „aber es sei."
„Und drittens," schloß der Jäger und seine Stimme wurde
unsicher — „drittens gibst Du mir einen Kuß."
„Oho, mein Hänschen!" rief Eva entrüstet. „So Einer
bist Du? Geh', schäm' Dich!"
„Warum soll ich mich schämen?" versetzte Hans mit gut
angenommenem Biederton. „Was ist dabei Schlimmes, wenn
ein Kind seinem Onkel einen Kuß gibt?"
„So," erwiederte Eva, „muß jetzt auf einmal der Onkel
herhalten? Nein, daraus wird nichts."
„Eva," sagte Hans, „Du willst das kleine Opfer nicht
bringen und verlangst von mir, daß ich mein Gewissen belaste!
Gut — wie Du willst. Der alte Friederle wird angezeigt und
kommt drei Tage in's Loch, bei Wasser und Brod vermuthlich,
oder gar in Dunkelarrest mit Entziehung des weichen Lagers
und einem Fasttag — was weiß ich. Dafür behältst Du
Deinen Kuß und ich mein reines Gewissen. Unschuld und ein
gut Gewissen sind ein sanftes Ruhekissen. Es ist besser so."
Er steckte die Brieftasche ein und nickte zufrieden mit
dem Kopf.
War es nun die Gefängnißschilderung des wilden Jägers
oder etwas Anderes, was Eva in ihrem Entschluß wanken
machte, kurz, sie sagte mit einem Seufzer:
„Hans, Du bist fürchterlich — da — nun aber lösche den
Namen aus und mache, daß Du weiter kommst."
Sie waren Beide roth geworden, als die letzte Bedingung
erfüllt wurde, und blickten sich scheu um; aber da war Nie-
mand, der hätte plaudern können.
Hans zog die verhüngnißvolle Brieftasche noch einmal aus
der Joppe und während er einen dicken Bleististstrich durch den
Namen des Friederle machte, flog ein tyrannenhaftes Lächeln
über sein gutmüthiges Gesicht. So lächelt der asiatische Despot,
wenn er seiner Fatme oder Suleika zuliebe ein paar Christen-
hunde begnadigt hat.
Eva nahm ihren Korb auf, um nun endlich die Wiese zu
erreichen; Haris wandte sich, um dem Friederle mitzutheilen,
daß er für dießmal Gnade walten lassen wolle.
Der Bielstein trennt die Einöd von einem breiten Parallel-
thal, in welchem der durch seine Industrie weit und breit be-
kannte Ort Kaltenbrunn liegt. Ehedem beschränkte sich die dortige
Industrie auf die Verfertigung kunstloser Holzschnitzereien, seit
einem Jahrzehnt aber, seitdem in dem Flecken eine Zeichenschule
besteht, gehen aus derr Händen der fleißigen Arbeiter wahre
Kunstwerke hervor, und die ehemaligen Werkstätten führen jetzt
den stolzen Namen Ateliers.
Wegen seiner freundlichen, gesunden Lage war Kaltenbrunn
schon seit geraumer Zeit eine beliebte Sommerfrische und wurde
namentlich von solchen Personen heimgesucht, deren bescheidene
Mittel ihnen den kostspieligen Aufenthalt in einem Modebad
unmöglich machten. Die Familien der in den benachbarten
 
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